Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Neu-Ulm: Diebstähle im Kreis Neu-Ulm: Motive, Aufklärungsquoten und Betroffene

Landkreis Neu-Ulm

Diebstähle im Kreis Neu-Ulm: Motive, Aufklärungsquoten und Betroffene

    • |
    Im vergangenen Sommer kam es in Illertissen zu einer Serie von Einbruchsdiebstählen.
    Im vergangenen Sommer kam es in Illertissen zu einer Serie von Einbruchsdiebstählen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Im vergangen September haben sich Einbrüche in Illertisser Geschäfte gehäuft. Eine Frau und ein Mann mussten sich nun vor dem Amtsgericht Memmingen für drei Taten verantworten. Warum das Verfahren eingestellt wurde, wie sich die Kriminalität im Landkreis Neu-Ulm entwickelt hat und welches Gefühl bei den Betroffenen bleibt.

    In der Nacht des 19. September 2020 haben ein junger Mann und eine junge Frau versucht, in eine Gärtnerei in Illertissen einzubrechen. Sie schlugen eine Scheibe ein und entfernten die Glassplitter. Dabei wurden die beiden jedoch von einem Zeugen gehört, woraufhin sie ihr Vorhaben abbrachen. In derselben Nacht drückte das gleiche Duo die Türe an einer Bäckereifiliale ein und stahl zehn Euro aus der Trinkgeldkasse. Wiederum am 19. September versuchte der Angeklagte allein bei einer weiteren Gärtnerei in Illertissen die Glastüren auszuhebeln, was ihm aber nicht gelang.

    Angeklagte verursachten Sachschaden in Höhe von 5.000 Euro

    Insgesamt entstand so ein Sachschaden in Höhe von 5.000 Euro. Für diese Taten mussten sich die beiden nun vor dem Memminger Amtsgericht verantworten. Das Verfahren wurde aber eingestellt. Der Grund hierfür ist im Paragraph 154 der Strafprozessordnung "Teileinstellung bei mehreren Taten" zu finden. Darin heißt es unter anderem: "Die Staatsanwaltschaft kann von der Verfolgung einer Tat absehen, wenn die Strafe [...] neben einer Strafe oder Maßregel [...], die gegen den Beschuldigten wegen einer anderen Tat rechtskräftig verhängt worden ist oder die er wegen einer anderen Tat zu erwarten hat, nicht beträchtlich ins Gewicht fällt." Im vorliegenden Fall wurden die beiden Angeklagten bereits wegen anderer ähnlicher Taten verurteilt. Die Taten vom 19. September würden an der bereits bestehenden Strafe nicht mehr viel ändern. Daher wurde das aktuelle Verfahren eingestellt.

    Diebstahl-Aufklärungsquote ist im Dienstbereich Illertissen gestiegen

    Alexander Kurfürst von der Polizeiinspektion Illertissen erläutert auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die Diebstahllage im Raum Illertissen relativ gleichbleibend sei: "Vorfälle mit Einbrüchen sind rückläufig, aber nicht auf merkbarem Niveau. Das hat damit zu tun, dass die Menschen wegen Corona vermehrt zu Hause sind, weniger Betrieb in den Geschäften ist und die Einbrecher vermutlich davon ausgehen, dass in den Geschäften auch weniger zu holen ist."

    Gab es im Jahr 2019 noch 385 Diebstähle im Dienstgebiet der Polizeiinspektion Illertissen, waren es 2020 mit 352 Vorfällen circa neun Prozent weniger. Davon aufgeklärt werden konnten laut Kurfürst im vergangenen Jahr knapp 40 Prozent. Im Jahr 2019 lag die Quote noch bei 38 Prozent.

    Doch unter Diebstahl ist auch der einfache Ladendiebstahl zu verstehen. Unter klassischen Einbrüchen in Privatwohnungen sowie Dienst-, Büro-, und/oder Lagerräume führt die Kriminalstatistik in 2020 im gesamten Kreis Neu-Ulm insgesamt 116 Fälle auf. 19 Tatverdächtige konnten davon bislang ermittelt werden. Die Aufklärungsquote lag also bei rund 16 Prozent. Zum Vergleich: In den Jahren 2015 bis 2019 waren es im Schnitt 153 Einbruchsfälle pro Jahr. Hier konnte in 17 Prozent der Fälle ein Täter ermittelt werden.

    "Suchtdruck" ist häufiges Tatmotiv bei Einbruchsdiebstählen

    Gerade bei Einbruchsdiebstählen, also Taten wie die Einbrüche in die Gartengeschäfte und die Bäckerei, handeln die Täter laut Kurfürst meist aus einer gewissen Drucksituation heraus: "Sie brauchen schnelles Geld, um zum Beispiel Drogen oder eine Spielsucht zu finanzieren. Aber auch hier können die Motive variieren." Der Polizist betont weiter: "Bei solchen Straftaten müssen wir von einer anderen kriminellen Energie ausgehen als beim klassischen Ladendiebstahl, denn sobald etwas versperrt ist, wie etwa ein Fahrrad, muss sich der Täter gezielt damit auseinandersetzen, wie er das jeweilige Hindernis überwinden kann."

    Durch ihr kriminelles Handeln hinterlassen die Täter aber nicht nur Sach- und Beuteschäden. Es dürfe nicht unterschätzt werden, welche psychologischen Belastungen die Opfer zum Teil erfahren, so Kurfürst. Extrem sei es bei Wohnungseinbrüchen, manche fühlen sich danach gezwungen aus den eigenen vier Wänden auszuziehen. Johann Strobel, in dessen Gärtnerei in Illertissen der Angeklagte im vergangenen Jahr einbrechen wollte, sagt: "Ich bin viel gewohnt und habe in meinem Leben einiges mitgemacht. Ich bin nicht so empfindlich. Das Traurige ist aber, dass die Diebstähle häufig so einfach funktionieren.“

    Bereits vor diesem Versuch wurde in sein Geschäft mehrfach eingebrochen und Wechselgeld gestohlen. Genau solche Fälle will die Polizei verhindern. "Unsere oberste Prämisse ist es, die Bewohner mit Fahndungserfolgen zu überzeugen. Damit wollen wir zeigen, dass die Polizei fähig ist, dieser Form der Kriminalität entgegenzuwirken“, so Kurfürst.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diebstähle in Illertissen: Ein Liebespaar als Diebespaar

    Prozess: Hat ein 24-Jähriger eine Frau in ihrer Wohnung in Senden vergewaltigt?

    Polizeigewalt gegen Asylbewerber? Anwalt befürchtet Vertuschung

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden