Elmar Heim und Werner Gloning, die Vorsitzenden der DGB-Kreise Neu-Ulm und Günzburg, schlagen Alarm: Sie befürchten, dass in Zukunft viele ältere Menschen im Landkreis Neu-Ulm in Armut leben müssen. Das zumindest lassen neueste Zahlen der Deutschen Rentenversicherung erahnen, die jetzt vorliegen. Dabei sei die Gefahr seit vielen Jahren bekannt gewesen, sagen die Gewerkschafter.
"Seit vielen Jahren haben wir immer wieder auf die Gefahr hingewiesen, dass auch in unserer Region zunehmende Altersarmut droht, wenn sich in der Rentenpolitik nichts ändert. Das ist als Klassenkampf und Panikmache abgekanzelt worden", beklagen Gloning und Heim. Die neuesten Zahlen zeigten nun, dass sie recht hatten. Demnach kommen Männer, die im Landkreis Neu-Ulm 2019 erstmals eine gesetzliche Altersrente bezogen haben, im Durchschnitt auf eine Monatsrente von 1289 Euro und im Landkreis Günzburg 1207 Euro. Frauen mussten sich mit durchschnittlich gerade mal mit 763 Euro (Kreis Neu-Ulm) beziehungsweise 748 Euro (Kreis Günzburg) begnügen.
Wenn Senioren von Armut betroffen sind: Das fordern die Gewerkschafter
Da die „Armutsgefährdungsschwelle“ in Bayern 2019 bei 1155 Euro lag, bedeutet dies nach Angaben der Gewerkschafter, dass in beiden Landkreisen sehr viele Rentner und fast alle Rentnerinnen armutsgefährdet sind. Zumindest, wenn sie kein zusätzliches Einkommen neben der gesetzlichen Rente haben. Heim und Gloning fordern deshalb die Bundestagskandidatinnen und -kandidaten in der Region auf, öffentlich klarzumachen, wie sie die Lage der Rentnerinnen und Rentner vor Ort bewerten und welche Vorschläge sie haben, um die Rente kurz-, mittel- und langfristig wieder zu verbessern.
DGB-Vertreter: Rente mit 67 war ein Fehler
"Mit dem Vorschlag, das Renteneintrittsalter generell noch weiter anzuheben, braucht uns Gewerkschaften aber niemand zu kommen", so Heim und Gloning. Denn dieser Vorschlag gehe an der arbeitsmarktpolitischen Realität völlig vorbei. Selbst in Zeiten des lang anhaltenden Wirtschaftsbooms, etwa 2018 und damit vor der Corona-Pandemie, hätten nur knapp zwei Drittel der 60- bis 65-jährigen erwerbstätig sein können. Schon die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 sei deshalb ein Fehler gewesen.
Wenn dieses Datum jetzt noch weiter hinausgeschoben würde, würden noch mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden müssen. Dies bedeute fehlende Beitragsjahre und damit weitere massive Rentenkürzungen für die Betroffenen.
Auch der Versuch, die private Altersvorsorge als Alternative zur gesetzlichen Rente aufzubauen, ist für die beiden Gewerkschafter "krachend gescheitert". Zudem bedeute dieser Vorschlag nur, die Last der Altersvorsorge einseitig auf den Schultern der Beschäftigten abzuladen. Außerdem könnten sich gerade die Teile der Bevölkerung, denen eine zu niedrige gesetzliche Rente drohe, wegen ihres geringen Einkommens auch beim besten Willen nicht leisten, eine private Altersvorsorge zu finanzieren. (rjk, AZ)
Lesen Sie auch:
- Führerschein gegen Jahreskarte: So kommt der Tausch bei Senioren an
- Nachbarn helfen bei Anmeldung zum Impfen – das kommt in Illertissen an
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.