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Landkreis Neu-Ulm: Deutlich mehr Menschen bitten die Kartei der Not um Unterstützung

Landkreis Neu-Ulm

Deutlich mehr Menschen bitten die Kartei der Not um Unterstützung

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    Das Leserhilfswerk unserer Zeitung "Kartei der Not" war auch in diesem Krisenjahr 2023 wieder stark gefordert.
    Das Leserhilfswerk unserer Zeitung "Kartei der Not" war auch in diesem Krisenjahr 2023 wieder stark gefordert. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    War schon 2022 ein schlimmes Krisenjahr, so gilt das für 2023 nicht minder. Es wurde von anhaltenden Konflikten und Krisen überschattet. Die Inflation, die hohen Energiepreise und die schwierige Lage am Wohnungsmarkt haben die Lebensunterhaltskosten immens steigen lassen. Das beängstigt viele Menschen und lässt etwa Alleinerziehende, Rentner oder Familien schneller in eine Notlage geraten. Wer in dieser Situation einen unerwarteten Schicksalsschlag verkraften muss, kann dann oft nur mit fremder Hilfe einen Ausweg finden. Deshalb war die Kartei der Not wieder ganz besonders gefordert. 

    Die Kartei der Not hat im Verbreitungsgebiet unserer Redaktion 580 Menschen geholfen

    Heuer gingen deutlich mehr Hilfeanfragen im Gebiet der Neu-Ulmer und Illertisser Zeitung ein als im Jahr zuvor. Waren es 2022 noch 72, registrierte das Leserhilfswerk unserer Redaktion 2023 bereits 100. Insgesamt konnte es mit über 47.000 Euro insgesamt 580 Menschen unterstützen. Dabei standen der Kartei rund 590 Spenderinnen und Spender aus dem Bereich der beiden Redaktionen zur Seite. Die beiden größten Beträge stammen vom Lions Hilfswerk und aus dem Verkaufserlös des Lions-Kalenders sowie vom Pkw-Service Hartinger in Gerlenhofen. Das Unternehmen hatte bei seinem Sommerfest für die Kartei der Not gesammelt.

    Die Bitten um Unterstützung kamen in 32 Fällen aus Familien mit gesamt 52 betroffenen Kindern. In 11 Fällen war eine chronische Krankheit und/oder eine Behinderung zu bewältigen. Bei den Menschen mit Behinderung hat die Kartei beispielsweise einen besonderen Fahrradanhänger für zwei Kinder mit Behinderung bezuschusst sowie ein Fahrzeug für eine weitere Person mit Behinderung. 

    Die Kartei der Not musste wieder ganz besonders bei den Wohnkosten helfen

    Der meiste Unterstützungsbedarf drehte sich auch dieses Jahr wieder um das Wohnen. So half die Kartei 64-mal bei den Energie- und Nebenkosten sowie Mietzahlungen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung sind. Das entspricht 64 Prozent aller Anträge im Redaktionsbereich. Oft war auch Hilfe beim Umzug in eine günstigere Wohnung nötig oder Menschen benötigten Kochmöglichkeiten, einen Kühlschrank, einen Herd oder ein Bett mit Matratze, die sie sich nicht leisten konnten. 

    Aber auch die Notfallhilfen über 500 Euro, welche die offenen Beratungsstellen bei der Kartei der Not beantragen können, um Menschen mit einem akuten Anliegen schnell helfen zu können, sind sehr gefragt. Insgesamt hat das Leserhilfswerk sechs Mal die sogenannte Notfallhilfe ausbezahlt, damit die Beratungsstellen den Bedürftigen beim Einkauf von Lebensmitteln, Hygiene- oder Säuglingsartikeln schnell helfen können.

    Seit 2009 wird auch eine Aktion gefördert, bei der Lebensmittelpakete für bedürftige Senioren ausgefahren werden. Sie dienen aber nicht nur der wirtschaftlichen Unterstützung, die Besuche beugen auch der Vereinsamung vor. Insgesamt wurden 2023 im Redaktionsbereich 324 Pakete überbracht. 

    Das Leserhilfswerk sorgt für ein warmes Zuhause

    Wie die Kartei im Einzelnen hilft, zeigen Beispiele wie dieses von einem Rentnerehepaar aus der Region. Beide leiden nicht nur unter starken Hörbeeinträchtigungen, der Ehemann ist überdies auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie sieht kaum noch etwas, beide sind schwerbehindert. Aber aus dem sehr alten Haus, in dem sie seit vielen Jahren leben und das sie immer wieder für ihre Bedürfnisse umgebaut haben, wollen sie nicht ausziehen. Eine Betreuungseinrichtung, die das Ehepaar im Alltag unterstützt, hat nun die Kartei der Not um Hilfe gebeten. Denn zu all den körperlichen Beeinträchtigungen kommt bei den beiden Senioren auch noch Armut. Nun fehlte das Geld für den Kauf von Heizöl. Die Kartei der Not hat dem Rentnerehepaar unter die Arme gegriffen und für ein warmes Zuhause gesorgt. 

    Ohne Job wird das Geld oft schnell knapp. Vor allem Alleinerziehende geraten rasch in eine Spirale, an deren Ende die Armut droht. Eine 40-jährige Mutter hat sich an eine Beratungsstelle in der Region gewandt, weil sie nicht mehr genügend Geld für Kleidung für sich und ihr kleines Kind hatte. Sie ist zwar auf Arbeitssuche, findet aber keine Stelle, da der Betreuungsplatz für ihr Kind fehlt. Die Beratungsstelle hat die Kartei der Not auf die prekäre Lage der Frau aufmerksam gemacht und einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Vom Leserhilfswerk bekam die Mutter Geld, damit sie für sich und ihr Kind Kleidung kaufen konnte. 

    Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not, zieht für 2023 Bilanz: „Als Leserhilfswerk stehen wir getreu dem Motto ,Gemeinsam geht´s' für schnelle und unbürokratische Hilfe. Das ist aktuell umso mehr nötig, denn steigende Preise für Lebensmittel und vor allem Strom und Heizung verschärfen Notlagen wie Krankheit, Behinderung, Tod eines nahen Angehörigen oder andere Schicksalsschläge. Im ganzen Gebiet unserer Heimatzeitungen von Augsburger Allgemeine und Allgäuer Zeitungsverlag wollen wir Menschen in Not zeigen, dass sie nicht alleine gelassen werden. In unserer Heimat unterstützen gerade in dieser Krisenzeit so viele treue Spenderinnen und Spender unsere Arbeit. Wir sind unglaublich dankbar für diesen Zusammenhalt in der Region und die Solidarität für Menschen in unverschuldeten Notlagen. Und das gilt besonders für die Mediengruppe Pressedruck, die alle Verwaltungskosten der Stiftung trägt und damit dafür sorgt, dass jede Spende zu 100 Prozent in die Hilfeleistung geht.“

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