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Landkreis Neu-Ulm: Das Iller-Kraftwerk bei Dietenheim darf endgültig gebaut werden

Landkreis Neu-Ulm

Das Iller-Kraftwerk bei Dietenheim darf endgültig gebaut werden

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    Die Iller bei Dietenheim: Dort entsteht ein neues Kraftwerk.
    Die Iller bei Dietenheim: Dort entsteht ein neues Kraftwerk. Foto: Sophie Richter

    Für den Münchner Unternehmer Mathias Fontin war es eine gute Nachricht: Seinen Plänen, bei Dietenheim ein Kraftwerk zu errichten, steht nun juristisch nichts mehr im Weg. Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hat die seit drei Jahren währende Auseinandersetzung nun beendet. Jetzt will das Unternehmen zügig mit dem Bau beginnen, ein Zeitplan steht schon. Wie der aussieht und was die Kraftwerksgegner sagen.

    Wie mehrfach berichtet, war das Schachtkraftwerk auf Dietenheimer Seite vom Landratsamt des Alb-Donau-Kreises längst genehmigt worden. Dagegen hatte der Bund Naturschutz vergeblich vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen geklagt. Er versuchte deshalb sein Glück bei der nächsthöheren Instanz, doch der Verwaltungsgerichtshof Mannheim ließ eine Revision des Urteils nicht zu. Damit sind die rechtlichen Möglichkeiten der Kraftwerksgegner ausgeschöpft und das Münchner Unternehmen Fontin & Company kann nun bauen.

    Bauherr Fontin: Im Sommer geht es los

    Das wird es auch, wie Mathias Fontin im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Er sei froh, dass die Sache nun durch sei. Seiner Ansicht nach habe die Diskussion um die Illerkraftwerke wenig mit sachlichen Themen zu tun gehabt, sondern mehr mit Ideologie. Im Sommer will Fontin mit dem Bau beginnen. Im Juli solle das sogenannte Baufenster vorbereitet werden, im Herbst werde bei Niedrigwasser im Flussbett gearbeitet.

    Das Kraftwerk bei Dietenheim, das in das bestehende Wehr eingebracht werden soll, ist allerdings nur eines von insgesamt acht, die Fontin nach und nach zwischen Memmingen und Illertissen errichten möchte. Ob er jedoch alle Vorhaben umsetzen kann, steht noch in den Sternen, das weiß auch der Unternehmer. Er gibt sich „verhalten optimistisch“, wie er sagte. Die Zurückhaltung hat auch damit zu tun, dass der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FWG) zuletzt in einem Brief an die Kreis-CSU beteuert hatte, der Freistaat Bayern werde seine Grundstücke für neue Wasserkraftwerke in der Iller nicht hergeben. Denn das stehe dem Sanierungsplan „Agile Iller“ entgegen, mit dem die beiden Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg die zur Wasserautobahn begradigte Iller in ein natürlicheres Fließgewässer zurückverwandeln wollen. Die Kreis-CSU, die wiederum nichts von den Kraftwerken hält, nahm diese Aussage Glaubers Anfang des Jahres mit „großer Befriedigung und Freude“ zur Kenntnis. Mathias Fontin wiederum glaubt, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und sich ein tragbarer Kompromiss finden lasse. Er argumentiert, aus Klimaschutzgründen seien solche Wasserkraftwerke wie seine absolut notwendig. Deshalb sagt er, die Rahmenbedingungen für die „recht intensiven Gespräche“ mit dem Ministerium seien nicht so schlecht.

    Kraftwerksgegner: Der Todesstoß für die Iller

    Die Gegner sind hingegen frustriert. Die Kreisgruppe Neu-Ulm des Bundes Naturschutz in Bayern sieht in den geplanten neuen Kraftwerken den „endgültigen Todesstoß für das Flusssystem der Iller“. Der Verwaltungsgerichtshof habe keine Lehren aus der „Geschichte der Iller-Zerstörung durch Begradigung und Verbauung“ gezogen, heißt es in einer Stellungnahme. So finde tatsächlich trotz vieler neuer Erkenntnisse im Flussbau ein „weiterer, menschengemachter Vernichtungsschritt des einst mächtigen Alpenflusses Iller statt“. Der Kreisgeschäftsführer Bernd Kurus-Nägele stellt fest: „Hier wird auf dem Altar einer marginalen, durch das Kraftwerk erzeugten Strommenge, gestützt durch das vom Steuerzahler finanzierte Erneuerbare-Energien-Gesetz, die Flussökologie der Iller geopfert.“ Der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz, Richard Mergner, kritisiert: „Mit dem jetzigen Urteil ist die Chance vertan, das Mutterbett der mittleren und unteren Iller auf über 50 Kilometern wieder umfassend ohne Staustufen zu renaturieren.“

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