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Landkreis Neu-Ulm: Azubis gesucht: Noch sind fast 1000 Stellen im Handwerk frei

Landkreis Neu-Ulm

Azubis gesucht: Noch sind fast 1000 Stellen im Handwerk frei

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    Das Handwerk hat einen schlechten Ruf, dabei gibt es im Anschluss an die Ausbildung viele Möglichkeiten.
    Das Handwerk hat einen schlechten Ruf, dabei gibt es im Anschluss an die Ausbildung viele Möglichkeiten. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Fachkräftemangel und Betriebe, die wegen fehlender Nachfolge ihre Geschäfte schließen müssen – das hört und liest man vor allem im Handwerk immer wieder. "Das Handwerk hat einen schlechten Ruf", sagt Bernd Held, Geschäftsführer von Held Sanitär in Weißenhorn. Nach der Schule wollen viele Jugendliche Abitur machen, studieren gehen. Auf der Baustelle zu arbeiten, das sollen lieber andere machen, so eine weitverbreitete Meinung. Aber wer macht's, wenn's niemand machen will?

    Zwei Auszubildende erzählen von ihren Erfahrungen im Handwerk

    Helds Auszubildender Tobias Mackert hat sich vor drei Jahren für die Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik entschieden. "Ich war schon immer handwerklich engagiert", sagt er. Bereits in der Schule habe ihm der Werkunterricht Spaß gemacht. Zwei Praktika in verschiedenen Betrieben zeigten ihm: "Hier kann ich mich gut finden." Vom Rohrverlegen über Solartechnik bis zu Heizungen sei alles dabei. Besonders gern arbeitet er mit Solartechnik oder baut ein Bad neu auf. "Ich kann viel selbstständig arbeiten, aber es ist auch immer jemand da, wenn ich Hilfe brauche", sagt er. Was er an seinem Job nicht mag: mit Glaswolle isolieren. Die Mineralwolle sei beim Berühren der Haut sehr unangenehm.

    In seinem Beruf kann Tobias Mackert selbstständig arbeiten, bekommt aber auch immer die Unterstützung von Kollegen, wenn er sie braucht.
    In seinem Beruf kann Tobias Mackert selbstständig arbeiten, bekommt aber auch immer die Unterstützung von Kollegen, wenn er sie braucht. Foto: Laura Mielke

    Auch Daniel Ritter wollte schon immer etwas Handwerkliches lernen. "Ich wollte etwas, das mir in Zukunft viel bringt. Zum Beispiel beim Hausbau, aber auch allgemein", sagt er. Darum habe er sich nach dem Realschulabschluss für die Ausbildung im Bereich Energie- und Gebäudetechnik entschieden. Für ihn beginnt nun das dritte Lehrjahr bei der Firma Prem in Vöhringen. Sein Beruf sei sehr abwechslungsreich, erzählt er. "Ich bin immer unterwegs und habe immer etwas anderes zu tun." Hauptsächlich mache er Hausinstallationen, dazu gehört aber nicht nur, dass Stromkabel verlegt werden, sondern auch viel Technisches, wie etwa das Programmieren von Haussteuerungen (Smart-Home-Systeme). Mit einem kleinen Computer können dann Licht, Rollladen, Kamera und weitere Geräte im Haus gesteuert werden. "Das macht wirklich viel Spaß", sagt Ritter.

    Tipp der Azubis: Nicht so schnell entmutigen lassen

    Vor der Ausbildung habe er keine Sorge gehabt. Zwar spielen Physik und Mathematik eine Rolle, der Unterrichtsstoff sei aber gut zu schaffen, obwohl er "kein Einserschüler" war. Wichtiger war ihm das Betriebsklima: Ob man sich versteht oder als Azubi nur niedere Aufgaben bekommt. Aber diese Sorgen seien schnell verflogen, obwohl er natürlich hin und wieder den Müll rausbringen oder das Auto aufräumen müsse.

    Etwas, das die beiden Auszubildenden an ihren Jobs schätzen: Man kann sich selbst helfen und hat einen zukunftssicheren Beruf. Denn auch nach der abgeschlossenen Ausbildung könnten sie sich für eine Weiterbildung, ein Studium, einen Meister entscheiden. Das ist bislang auch Daniel Ritters Plan. "Ich möchte mein Abitur nachholen und dann zur Berufsfeuerwehr", sagt er. Dort benötige man eine handwerkliche Ausbildung. Klappt das nicht, kann er sich auch ein Studium vorstellen. Bei der freiwilligen Feuerwehr ist er bereits aktiv. Auch die Chancen zur Übernahme seien gut. "Das gibt einem schon Sicherheit, aber man muss sich natürlich trotzdem gut anstellen", sagt er.

    Lehrlingen, die jetzt in ihre Ausbildung starten, rät Mackert: "Nicht so schnell aufgeben und entmutigen lassen, wenn etwas schiefgeht. Fehler passieren." Ritter sieht das ähnlich. "Die Ausbildung ist nicht immer leicht, manchmal hat man auch keine Lust, aber solche Tage wird es überall geben. Man sollte die Ausbildung auf jeden Fall durchziehen, außer man ist nicht dafür geeignet." Allgemein lerne man in beiden Berufen sehr viel für das Leben und die eigenen vier Wände.

    Für Daniel Ritter war schon früh klar, dass er eine handwerkliche Ausbildung machen will.
    Für Daniel Ritter war schon früh klar, dass er eine handwerkliche Ausbildung machen will. Foto: Laura Mielke

    Beinahe 1000 Lehrstellen sind in Schwaben noch offen

    Wer bislang noch keine passende Stelle gefunden hat, sollte sich aber nicht entmutigen lassen. Ein Einstieg in die Ausbildung ist noch bis Ende des Jahres möglich. Eine Auskunft der Handwerkskammer zeigt: In Schwaben sind noch 938 Lehrstellen offen, 38 im Landkreis Neu-Ulm. Das sei aber nur ein kleiner Ausschnitt, sagt Ulrike Ufken, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Günzburg/Neu-Ulm. Besonders gesucht sind aktuell Azubis in den Bereichen Beton- und Stahlbeton, Maurerei, Zimmerei, Anlagenmechanik Sanitär-, Heizung- und Kältetechnik, Elektronik sowie Kraftfahrzeug-, Land- und Baumaschinenmechatronik und Metallbau. Aber auch im Lebensmittelhandwerk oder in der Augenoptik und Orthopädietechnik.

    Bei der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle unterstützt die Handwerkskammer bei der Bewerbung oder mit Nachvermittlungsaktionen am 26. September in Augsburg, am 20. Oktober in Kemptenund am 24. Oktober in Memmingen. Für weiterführende Informationen und Beratung steht Mona Vlcek unter der Telefonnummer 0821/32591439 oder per Mail an mona.vlcek@hwk-schwaben.de zur Verfügung. Die Stellenbörse der Handwerkskammer ist unter dem Link www.lehrstellenboerse-schwaben.de erreichbar.

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