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Landkreis Neu-Ulm: Abfallentsorgung: Wird der Müll zur Landkreissache?

Landkreis Neu-Ulm

Abfallentsorgung: Wird der Müll zur Landkreissache?

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    Der Landkreis Neu-Ulm ist einer von nur zweien in Bayern, bei denen die landkreisangehörigen Kommunen sich selbst um die Abfallentsorgung kümmern müssen. Das soll sich jetzt ändern.
    Der Landkreis Neu-Ulm ist einer von nur zweien in Bayern, bei denen die landkreisangehörigen Kommunen sich selbst um die Abfallentsorgung kümmern müssen. Das soll sich jetzt ändern. Foto: Alexander Kaya

    Was haben der Landkreis Neu-Ulm und der Landkreis München gemeinsam? Auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel – der eine an der Grenze zum Nachbarbundesland Baden-Württemberg, der andere ganz nah dran an der Landeshauptstadt. Und doch spielen beide in Bayern eine gemeinsame Sonderrolle: Nämlich was die Entsorgung von Abfällen anbelangt. Zumindest im

    Müllentsorgung: Anfang des Jahres gab es erste Gespräche

    Auf den Gedanken dazu, aus dem Entsorgungs-Flickenteppich eine Einheit zu schaffen, ist man im Landkreis Neu-Ulm nicht von alleine gekommen: Der bayerische Städtetag war im vergangenen Jahr an die Verantwortlichen herangetreten und hatte vorgeschlagen, die historisch gewachsene Verteilung der Zuständigkeiten auf den Prüfstand zu stellen. Anfang des Jahres, so sagt Illertissens Bürgermeister Jürgen Eisen, hatten sich die Beteiligten im Landkreis schon einmal zusammengesetzt und darüber gesprochen, ob die abfallwirtschaftlichen Aufgaben zurück an den Kreis übertragen werden können.

    Für kleinere Kommunen ist das Konzept besonders schwierig

    „Vor allem die kleinen Kommunen haben bei diesem Modell die größten Probleme“, schildert Eisen die Problematik. Denn gerade bei Ausschreibungen von Dienstleistungen wie der Abfallentsorgung macht die Masse den Preis – und kleine Einheiten haben wenig Chancen, günstige Angebote zu erhalten. „Wir haben uns deshalb damit beholfen, gemeinsame Ausschreibungen zu machen.“ Doch das Gewicht eines ganzen Landkreises mit mehr als 174000 Einwohnern wiegt in Verhandlungen mit Entsorgungsunternehmen natürlich deutlich schwerer.

    Müllgebühren könnten sich ändern

    Außerdem würden Posten wie Verwaltungsaufwand, Einhaltung von immer komplexer werdenden gesetzlichen Vorgaben sowie die Suche und Schulung von Mitarbeitern vereinfacht. Der Kostenfaktor ist nicht nur für die Verwaltungen interessant, sondern am Ende für alle Einwohner: Denn eine finanzielle Entlastung über ein gemeinsames System würde über die Müllgebühren auch die Bürger entlasten.

    Was kommt in die Gelbe Tonne und den Gelben Sack?

    Mit dem Gelben Sack beziehungsweise in Illertissen künftig mit der Gelben Tonne werden Leichtverpackungen im Haushalt und Gewerbe gesammelt. Leichtverpackungen sind alle Verpackungen aus Kunststoff, Blech oder Aluminium. Um schlechte Gerüche zu vermeiden, sollte man das Material nach Möglichkeit vor dem Entsorgen ausspülen.

    Das darf rein: Konservendosen, Cremedosen, Schraubdeckel, Kronkorken, Aluschalen, Aludeckel, Kunststoffflaschen aller Art und Größe (keine Mineralölkanister), Kunststofffolien wie Einkaufstüten, Windeltüten, Blumenerdebeutel, Einschweißfolien, Tiefkühl-Beutel und ähnliches, Kunststoffbecher wie Joghurtbecher, Sahnebecher, Obstschalen, Eisschalen, Paletten für Jungpflanzen, Sonstige Kunststoffverpackungen wie Bonbontüten, Toastbrotfolien, Obst- und Gemüsenetze, Farb-, Senf-, Ketchupeimer, Styropor wie Formteile aus Verpackungen, Chips usw., Tetrapack und Kartonverbunde wie Milchverpackungen, Saftverpackungen, Kartonverpackungen für Buttermilch, Sauerrahm und ähnliches.

    Das darf nicht rein: Im Gelben Sack hat nichts zu suchen, was keine Verkaufsverpackung ist, zum Beispiel Gießkannen, Baueimer, Rührschüsseln, Plastik-Schüsseln, Plastikspielzeug, Müll, Papier, Pappkartons, Glas. (az)

    Doch auf dem Weg zur Zusammenlegung der Entsorgung lauern auch noch Stolpersteine: Die Diskussionen, die im Landkreis und zuletzt auch in Illertissen über die Frage „Gelber Sack, Gelbe Tonne, oder doch nur Wertstoffhof“ geführt wurden, sind noch nicht zu Ende, die Philosophien unterschiedlich. Hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, wird seine Zeit dauern.

    Die Kommunen müssen bis Ende September entscheiden

    Bis zum 30. September sollen alle 17 Städte und Gemeinden im Landkreis Neu-Ulm entscheiden, ob sie sich eine Rückübertragung der abfallwirtschaftlichen Aufgaben an den Landkreis vorstellen können. Der wegen der Corona-Pandemie als Ferienausschuss tagende Stadtrat Illertissen hat sich einstimmig dafür ausgesprochen und einer detaillierten Prüfung durch den Landkreis zugestimmt. Diskussionen gab es zu dem Thema nicht. Auch in den anderen Kommunen steht die Entscheidung darüber demnächst an.

    Sagen alle 17 Kommunen ja, kann die nähere Überprüfung starten. Geschätzte Kosten von 50000 Euro würden dadurch anfallen, die Stadt Illertissen wäre laut Kämmerer Markus Weiß vermutlich mit 5000 bis 7000 Euro dabei. Dazu kommen für jede einzelne Kommune noch die internen Kosten, die bei der Aufnahme der Daten des Istzustands anfallen. Liegt das Konzept vor, müssen die Kommunen noch einmal entscheiden, ob sie der Rückübertragung in der erarbeiteten Form zustimmen können.

    Bis zum Start der gemeinsamen Entsorgung können Jahre vergehen

    Doch auch wenn dann alle dem Vorhaben zustimmen, dürfte es noch ein weiter Weg bis zur gemeinsamen Entsorgung werden: Illertissens Kämmerer Markus Weiß rechnet frühestens mit den Jahren 2027/2028.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Alte Lösung ist reif für die Tonne

    Das Thema Müllentsorgung ist zuletzt im Landkreis Neu-Ulm immer wieder diskutiert worden. Mehr dazu lesen Sie hier:

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