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Kreis Neu-Ulm: Deutsche Glasfaser stoppt offenbar Ausbau

Landkreis Neu-Ulm

Deutsche Glasfaser legt Ausbau im Kreis Neu-Ulm offenbar auf Eis

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    Wann die Bagger anrollen, um die Straßen für Glasfaserleitungen zu öffnen, scheint in vielen Orten im Kreis Neu-Ulm nun wieder völlig offen zu sein.
    Wann die Bagger anrollen, um die Straßen für Glasfaserleitungen zu öffnen, scheint in vielen Orten im Kreis Neu-Ulm nun wieder völlig offen zu sein. Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)

    Auf ihrer Internetseite verweist Deutsche Glasfaser auf laufende Planungen für mehrere Orte im Kreis Neu-Ulm und bietet den Internet- und Telefonanschluss zu vergünstigten Konditionen an. "Noch zwei Schritte bis zur Fertigstellung", heißt es dort. Doch wie viel Zeit für diese beiden Schritte benötigt wird, ist völlig offen. Im Februar haben viele Haushalte, die sich bereits für einen Anschluss entschlossen haben, eine E-Mail erhalten. Aus ihr geht hervor, dass das Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen das Projekt ergebnisoffen prüfe. Der Ausbau des Glasfasernetzes mit einer Downloadgeschwindigkeit von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde liegt offenbar auf Eis.

    In Bellenberg, Elchingen, Holzheim, Illertissen, Pfaffenhofen und Vöhringen ist der Ausbau "in Planung", das zumindest steht auf der Internetseite des Unternehmens. In Nersingen ist er "in Prüfung", hat also einen Schritt Rückstand. Für die Gewerbegebiete in

    Glasfaserausbau in Bellenberg, Elchingen, Holzheim und Illertissen auf Eis

    Auch die Begründung ist stets dieselbe. Die Nachfrage nach leistungsstarken Glasfaseranschlüssen habe die Baukapazitäten in diesem Segment in den vergangenen Jahren bei Weitem übertroffen. "Aufgrund der aktuellen Marktlage" priorisiere Deutsche Glasfaser nun Projekte, in denen Kundenanschlüsse kurzfristig aktiviert werden könnten. Die Folgen für Bellenberg, Elchingen, Holzheim, Illertissen und Nersingen seien in Prüfung und derzeit nicht absehbar. Ob solche Schreiben auch in Pfaffenhofen und Vöhringen eingegangen sind, ist unserer Redaktion nicht bekannt. Die Stadt Vöhringen hatte sich noch vor dem Jahreswechsel beim Unternehmen nach dem Stand der Dinge erkundigt und erfahren, dass es beim Baustart einzelner Projekte zu Verzögerungen kommen könne. Aus dieser Antwort zog die Stadtverwaltung den Rückschluss, dass mit dem Ausbau dort wahrscheinlich im ersten Halbjahr 2024 begonnen werde.

    Die Nachfrage für Vöhringen, Illertissen und Bellenberg hatte das Unternehmen im Paket abgefragt – und das Projekt dann im Paket vereinbart. Vertreter von Deutsche Glasfaser unterzeichneten den Vertrag im April 2023 mit den Bürgermeistern Oliver Schönfeld (Bellenberg), Jürgen Eisen (Illertissen) und Michael Neher (Vöhringen) im Bellenberger Rathaus. Schönfeld berichtet von mühsamen Versuchen, Informationen zum Stand der Planungen zu erhalten. Über lange Zeit habe die Gemeinde keine Rückmeldung erhalten. Zum Start des Ausbaus sagt er: "Ich rechne dieses Jahr nicht mehr damit." Auch die Bellenberger Verwaltung habe eine E-Mail mit dem Hinweis auf die Prüfung bekommen – allerdings ist darin der falsche Ortsname genannt. Für Schönfeld ein weiteres Indiz dafür, wie schlecht es um das Projekt steht.

    Deutsche Glasfaser ist auch in Vöhringen, Pfaffenhofen und Nersingen aktiv

    Aktuelle Informationen zum Stand des Projekts fehlen auch in der Nachbarstadt Illertissen. "Unser Stand ist, dass die Abstimmung für die Position der Technikhäuschen mit dem Bauamt erfolgt ist und hierfür nun notariell Grunddienstbarkeiten eingetragen wurden", berichtet Stadtplaner Florian Schilling. Derzeit gebe es Gespräche zwischen dem Unternehmen und der Stadtverwaltung, um die Reihenfolge der Trassen festzulegen.

    Deutsche Glasfaser selbst gibt sich zurückhaltend. Die Prüfung des Ausbaus im Projekt in Illertissen dauere an, teilt eine Sprecherin mit. Nachfragen zum Stand in weiteren Landkreiskommunen, zu den Gründen, zu denkbaren Folgen und zum weiteren Zeitplan lässt sie unbeantwortet. Der Ausgang der Prüfung sei ergebnisoffen. Man werde Kommunen und Kundschaft informieren, sobald weitere Informationen vorliegen.

    Auch Telekom, Leonet und SWU TeleNet wollen schnelleres Internet bieten

    In Unterroth gibt es bereits Glasfaserleitungen, Oberroth plant den Ausbau anzugehen. Buch und Weißenhorn haben die Suche nach einem Anbieter selbst in die Hand genommen. In den Innenstädten von Ulm und Neu-Kellmünz, Roggenburg und Osterberg übernimmt die Telekom den Ausbau. Altenstadt und Senden haben sich für das Unternehmen Leonet entschieden, in Senden hat der Ausbau im Dezember begonnen. In einigen Kommunen und Ortsteilen bezahlt der Freistaat wegen der zuvor schlechten Versorgung einen Zuschuss. Die Bedingungen hierfür sind in den Orten, in denen die Deutsche Glasfaser tätig werden will, nicht gegeben. Entsprechend höher sind die Hürden, dass sich der Ausbau für das Unternehmen lohnt.

    Nicht nur im Kreis Neu-Ulm stockt der Breitbandausbau durch Deutsche Glasfaser, ähnliche Berichte gibt es etwa aus dem Schwarzwald und aus Sachsen-Anhalt. Zudem berichtete der Saarländische Rundfunk im Januar, das Unternehmen entlasse 100 der bundesweit 2000 Mitarbeitenden, um Kosten einzusparen. Die Borkener Zeitung berichtete Mitte Februar, das Unternehmen habe den Mietvertrag über 1000 Quadratmeter Büroflächen in der Stadt Borken gekündigt, wo Deutsche Glasfaser laut Handelsregister sitzt. Begründet wird der Schritt mit der hohen Homeoffice-Quote.

    Wirbel um das Unternehmen hatte es im Sommer 2023 in Elchingen gegeben. Eigentümer hatten sich von Werbern unter Druck gesetzt gefühlt, diese seien "wie eine Drückerkolonne" unterwegs. Später gab es Missstimmungen, weil ein Subunternehmen für angebliche Arbeiten Zugang zu Wohnungen forderte. Ein Sprecher von Deutsche Glasfaser sprach von einem Missverständnis: Man habe bei einer Begehung prüfen wollen, wo Glasfaserkabel in die Wohnungen geführt werden könnten. Die Hausverwaltung sei informiert gewesen.

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