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Kommentar: Pandemie im Landkreis Neu-Ulm: Verständlich, dass der Impffrust steigt

Kommentar

Pandemie im Landkreis Neu-Ulm: Verständlich, dass der Impffrust steigt

Franziska Wolfinger
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    In Bayern dürfen Haus- und Fachärzte nun unabhängig von der Impfreihenfolge gegen das Coronavirus impfen. Die gut gemeinte Maßnahme führt auch zu Frustration.
    In Bayern dürfen Haus- und Fachärzte nun unabhängig von der Impfreihenfolge gegen das Coronavirus impfen. Die gut gemeinte Maßnahme führt auch zu Frustration. Foto: Daniel Karmann/dpa

    In der Pandemie wurden viele neue Wörter kreiert. Eines davon ist der "Impfneid". Obwohl ich jedem seine Impfung gönne und mir klar ist, dass jede einzelne Spritze zur Herdenimmunität beiträgt: Gegen dieses ungute Gefühl bin auch ich nicht ganz gefeit.

    Einige politische Entscheidungen der vergangenen Wochen tragen weiter dazu bei, dass der Frust bei vielen steigt. Angesichts der lockenden Privilegien, die für die Geimpften eigentlich nur den Normalzustand wiederherstellen, während Ungeimpfte weiter im Ausnahmezustand mit Testpflicht und Ausgangsbeschränkung verharren, bröckelt der gesellschaftliche Zusammenhalt massiv. Dass Menschen, die immunisiert sind, in ihren Grundrechten nicht weiter eingeschränkt werden dürfen, steht für mich dabei außer Frage.

    Aufhebung der Impfreihenfolge verstärkt die gesellschaftlichen Spannungen

    Immer deutlicher wird aber, dass die Politik bei der Impfreihenfolge aktuell Fehler macht und diese Spaltung verstärkt. So wurde die Priorisierung bei Hausärzten bereits aufgehoben, obwohl etwa im Landkreis Neu-Ulm noch nicht einmal die Gruppe 2 fertig geimpft ist. Erschwerend kommt dazu, dass zuvor immer mehr Berufsgruppen auf Prio 3 hochgestuft wurden, sodass sich die Hoffnungen dieser Menschen auf eine schnelle Impfung nun zum Teil schnell wieder zerschlagen. Auf der einen Seite stehen also Bürger, die nun allesamt offiziell impfberechtigt sind und auf einen Termin warten. Auf der anderen Seite sind die Vakzine, die alle wollen, noch immer knapp. Der Schwarze Peter bei der Terminvergabe liegt bei den Hausärzten, die ihr Bestes geben, aber eben nur beschränkte Möglichkeiten haben, wenn sie nicht ausreichend Impfstoff bekommen und sich zum Teil nicht einmal auf Lieferzusagen verlassen können. Viele Patienten können in dieser Lage kaum einschätzen, wie lange sie noch auf ein Impfangebot warten müssen. Das kann zu großem Unmut führen.

    Viele Leute, die geimpft werden wollen, und zu geringe Kapazitäten: Ob man bei diesem Nachfrageüberhang einen Termin bekommt, hat nichts mehr mit fairer Verteilung zu tun, sondern wird zu einer Frage des Glücks - oder der guten Kontakte. Wer kein Impfangebot bekommt, fühlt sich da schnell von der Politik veräppelt. Im schlimmsten Fall haben in diesem Hauen und Stechen um die begehrten Termine die Schwächeren das Nachsehen. Da ist es gut, dass sich viele Hausärzte trotz aufgehobener Priorisierung weiterhin an der festgelegten Reihenfolge orientieren wollen.

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