Etwas teilnahmslos blickt sie in die Runde, die Gottesmutter. Oder ist es vielmehr Erhabenheit, welche die Figur ausstrahlt? Das Kind auf ihrem Schoß schaut in dieselbe Richtung. Aber Kind? Die Züge des Jesusknaben wirken erwachsen, geradeso, als besäße er bereits eine Vorahnung seines kommenden Schicksals. Josef Christa, einstiger Pfarrer und Heimatforscher, sah in dem Kirchhaslacher Gnadenbild den Typus einer „Nikopoia“, einer im Byzantinischen Reich überaus häufig anzutreffenden Darstellung der siegbringenden Maria mit Kind. Ob die Skulptur tatsächlich im dortigen Kulturkreis angefertigt wurde, ist freilich unbekannt. Sie könnte ebenso eine abendländische Kopie dieses Motivs sein, entstanden in der späten Romanik um das Jahr 1220. Damit ist die strahlenumkränzte Figur aber sicherlich älter als der Anlass, weswegen in der Vergangenheit Menschen aus nah und fern zu ihr zu pilgern pflegten. Die Wallfahrt nach Kirchhaslach, in den stillen Ort im Haseltal, begann nämlich erst gut 250 Jahre später, wenn man der Legende zu glauben vermag.
Kirchhaslach