![](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/modal-user-780w.jpg)
Geschichten aus der Geschichte: Der Weiler Hörlis
![Das kleine Gotteshaus von Hörlis ist dem Heiligen Petrus geweiht. Das kleine Gotteshaus von Hörlis ist dem Heiligen Petrus geweiht.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der kleine Weiler Hörlis gehört zur Gemeinde Kirchhaslach. Viele Menschen wohnen hier nicht, dafür hat die Siedlung schon eine lange Geschichte.
Bereits der Ortsname weist nach Süden, ins Allgäu. Die mittelschwäbischen Siedlungen kennen in der Regel keinen Genitiv in der Benennung. Hier herrschen, zumal in den Tälern zwischen Iller und Lech, die -hofen, -hausen, natürlich auch die älteren -ingen und -heim-Endungen vor. Das „Genitiv-s“, oder in der abgeänderten Form als „z“, findet sich hauptsächlich südlich der Linie Memmingen-Mindelheim, ebenso im württembergischen Allgäu und zeichnet in erster Linie Kleinstsiedlungen aus. Somit weisen diese, im Fachjargon „elliptische Ortsnamen“ genannten Benennungen, ganz im Sinne guter alter deutscher Grammatik auf einen der früheren Siedler, möglicherweise gar auf den Gründer der Niederlassung hin. In unserem konkreten Fall verliert sich die Forschung aber im Wabern der Nebel von längst vergangenen Zeiten.
Denkbar wäre ein „Hörl“ oder „Hörmann“, aber das sei nur Spekulation seitens des Verfassers. Wie Richard Dertsch in seinem wertvollen Büchlein zur schwäbischen Siedlungsgeschichte bereits 1949 bemerkte, besitzt Hörlis tatsächlich den nördlichsten elliptischen Ortsnamen, sieht man von ähnlichen grammatikalischen Konstrukten im Hessischen Bergland und im spanischen Galizien ab. Diese Genitiv-Benennungen setzten bereits im 9. Jahrhundert ein, erreichten jedoch erst im Mittelalter ihren Höhepunkt und wurden tatsächlich noch bis in die jüngere Vergangenheit vereinzelt für Neuansiedlungen verwendet. So verweist Dertsch auf diese Praxis im Raum Altusried, wobei sich die Siedlungsnamen oft mit denjenigen der in der Umgebung ansässigen Familien zu decken scheinen. Wann denn nun unser Hörlis entstanden ist, müssen wir ebenfalls dem Glück der Historiker von morgen anvertrauen. Allein bekannt ist, dass sich der Ort bis 1355 im Besitz der benachbarten Herren von Schönegg befand, bevor er in diesem Jahr an das Hochstift Augsburg überging.
Bis 1972 gehörte der Weiler zum Landkreis Illertissen
Möglicherweise ist diese Veräußerung im Zusammenhang mit dem Wechsel auf dem Bischofsstuhl zu suchen, wo Heinrich III. von Schönegg wenige Jahre zuvor zugunsten von Marquard von Randeck emeritierte. Interessant ist weiterhin die Erwähnung einer Verpfändung an die Herren von Aichelberg, die von 1395 bis immerhin 1462 andauerte. Dieses, zu jener Zeit schon in die genealogische Bedeutungslosigkeit abgedriftete Geschlecht aus dem nordwestlichen Albvorland tritt ansonsten im mittelschwäbischen Raum nicht auf. Ende des 17. Jahrhunderts schließlich findet sich Hörlis im Besitz der fuggerschen Herrschaft Babenhausen wieder. Bis 1972 war der Weiler zusammen mit dem auf der anderen Seite des Gutnachtals gelegenen Halden Bestandteil des Landkreises Illertissen, bevor es ins Unterallgäu wechselte.
Die Kirchenuhr ist nicht am Turm angebracht
Was dem Reisenden, der von Osten kommend den Ort durchquert auffällt, ist der Standort der Kirchenuhr: Nicht etwas auf dem Turm, der eher ein Dachreiter ist, sondern am Chorhaupt ist das pittoreske Zeitmessgerät angebracht. Überhaupt das kleine, dem Heiligen Petrus geweihte Gotteshaus: An der Stelle eines Vorgängerbaus, von welchem möglicherweise Teile übernommen wurden, ließ 1683 der ortsansässige Bauer Johann Bertele eine Kapelle errichten. Der erste Gottesdienst darin fand am 13. April des Folgejahres statt. Innen im Stil des Barocks und Rokoko gehalten, ziert an der Außenseite – unter besagtem Uhrwerk – ein Kruzifix aus der Entstehungszeit das Gebäude. Aus den breiten Tälern von Iller, Roth und Günz kommend, mutet die Lage von Hörlis und Halden schon etwas voralpin an. Somit passt der Ortsname doch ganz gut zu der kleinen Siedlung.
Die Diskussion ist geschlossen.