Es müssen spielfilmreife Minuten gewesen sein, die Robert Riedmüller und Markus Jessulat vor knapp zwei Jahren im Wald südlich von Kellmünz durchlebten. Sie waren mit ihren Ehepartnerinnen und zwei Hunden spazieren, als sie einen auffälligen Mann in der Nähe der Bahngleise entdeckten. In den vorangegangenen Wochen hatte es bei Das ist der gesuchte Zündler.
Riedmiller und seine Frau wohnen in Steinheim, einem Stadtteil von Memmingen, wussten aber von der Brandserie im Gebiet um Altenstadt. Deswegen war mit wenig Absprache klar, was getan werden muss: Riedmiller rannte dem Mann zu Fuß hinterher, während die übrigen drei versuchten, das frisch gelegte Feuer zu stoppen. Der Mann sei auf der Flucht so hektisch geworden, dass bei seinem Fahrrad die Kette heraussprang, erinnert sich Riedmiller. Der Täter habe auf ihn einen verwirrten Eindruck gemacht. Auch deshalb dürfe man in solchen Situationen den Selbstschutz nicht vergessen, ergänzt Jessulat: "Du kennst den Menschen ja nicht, der dir gegenübersteht."
Der bayerische Innenminister Herrmann lobt Zivilcourage
Der Mann habe immer wieder versucht, seine Hände in die Hosentaschen zu stecken, berichtet Jessulat. Er und seine Begleitung haben versucht, ihn mit Worten davon abzuhalten. Riedmiller erklärt, dass sie in der Eile nicht einschätzen konnten, ob von dem Mann potenziell eine Gefahr ausgehe. Der Brandstifter sei durch die Situation und das beherzte Handeln der vier Spaziergänger zunehmend in Panik geraten. "Was, wenn der mir hier noch auf die Gleise springt?", fragte sich Jessulat, als sich dann auf der nahen Bahntrasse ein Zug näherte.
Die Polizei kam, bevor Schlimmeres passieren konnte, erinnert sich Jessulat. Das weitere Vorgehen der Behörden konnten die beiden und ihre Partnerinnen auch nur in der Presse verfolgen. Der Zündler wurde wegen Sachbeschädigung durch Brandlegung angezeigt, sagt der Memminger Oberstaatsanwalt Thorsten Thamm. Zu einem Prozess sei es in dem Fall nicht gekommen. Der Täter habe den Strafbefehl akzeptiert und eine "Geldstrafe im oberen zweistelligen Bereich" beglichen. Dass es trotz der geringen Strafe jetzt zur Ehrung durch den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann gekommen ist, liegt nach Aussage des Kellmünzer Bürgermeisters Michael Obst daran, dass durch den beherzten Einsatz der beiden Zeugen ein weitaus größerer Schaden verhindert werden konnte.
Bis heute keine "Dankeschön" von der Deutschen Bahn
"Dieses mutige und überlegte Handeln verdient größten Respekt", sagt Obst. Die Urkunden mit der Dankschrift des bayerischen Innenministers wurden Jessulat und Riedmiller in den Räumen der Polizeiinspektion Illertissen überreicht. Dabei betonte der Illertisser Dienststellenleiter Franz Mayr, dass das beispielhafte, zivile Engagement der beiden Familien zum schnellen Ermittlungserfolg beigetragen hat und dadurch vielleicht Schlimmeres hat vermieden werden können. Bürgermeister Obst bedankte sich ebenfalls im Namen des Marktes Kellmünz und betonte, „dass sich die Bürgerinnen und Bürger danach wieder sicher fühlen konnten.“
Der Fall wurde auch zivilrechtlich verfolgt, weil durch die Ausfälle der Bahnstrecke und die vier Großeinsätze der Feuerwehr immense Kosten entstanden waren. Die Brände seien auf Grundstücken der Deutschen Bahn gelegt worden. Von der
Die Marktgemeinde Kellmünz hatte Riedmiller und Jessulat bereits im September 2021 für ihren Einsatz gedankt, die offizielle Ehrung durch das bayerische Innenministerium musste durch das "große C" mehrmals verschoben werden, sagt Obst. Jessulat witzelt, dass die Deutsche Bahn ja nicht für ihre Pünktlichkeit bekannt sei. Vielleicht werde das Dankeschön für ihr entschlossenes Eingreifen dann auch mit "Deutsche-Bahn-üblicher Verspätung" eintreffen, überlegt er.