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Kellmünz: "Erzähl mir von früher": Geschichten aus vergangenen Zeiten in Kellmünz

Kellmünz

"Erzähl mir von früher": Geschichten aus vergangenen Zeiten in Kellmünz

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    "Erzähl mir von früher"  - an dieses Motto hielten sich Maria Hillig (links), Georg Gaupp und Resi Medenwaldt in Kellmünz.
    "Erzähl mir von früher" - an dieses Motto hielten sich Maria Hillig (links), Georg Gaupp und Resi Medenwaldt in Kellmünz. Foto: Zita Schmid

    Eine Lebenserfahrung von insgesamt 276 Jahren bietet einen unerschöpflichen Fundus für Erzählungen. In den Genuss dieses Erfahrungsschatzes kamen die Besucherinnen und Besucher bei der Veranstaltung „Erzähl mir von früher“ in Kellmünz. Vom Geburtshaus bis hin zur eineinhalbfachen Weltumkreisung im Sportflugzeug gingen die drei Erzählerinnen und Erzähler weit zurück in ihren Erinnerungen und in Zeiten, die so ganz anders waren als heute. 

    An der Stirnseite des Sitzungssaals hatten es sich die Drei gemütlich gemacht. Mit Maria Hillig (92), Georg Gaupp (91) und Resi Medenwaldt (93) begrüßte Bürgermeister Michael Obst zwei Bürgerinnen und einen Bürger aus Kellmünz, die mit ihren Erzählungen die Zeit zurückdrehten. 

    Ihr Großvater war der Schuhmacher von Kellmünz

    Maria Hillig wurde als Maria Rapp in Kellmünz geboren. Ihr Großvater war Schuhmacher. In der Marktstraße stand einst sein Haus. „Früher hat man Schuhe nicht fertig gekauft, sondern anfertigen lassen“, weiß sie dazu. Ihre Mutter

    Die Aufnahme zeigt das Haus des Großvaters von Maria Hillig. Das markante Gebäude stand einst an der Marktstraße in Kellmünz.
    Die Aufnahme zeigt das Haus des Großvaters von Maria Hillig. Das markante Gebäude stand einst an der Marktstraße in Kellmünz. Foto: Sammlung Hillig

    Als das Kriegsende nahte und die Amerikaner sozusagen vor der Tür des Geburtshauses standen, erwartete ihre Mutter diese mit weißer Fahne und einem Neugeborenen auf dem Arm. Die Reaktion des amerikanischen Soldaten war so überraschend wie berührend: „Er hat schrecklich geweint“, erzählte sie. Der Soldat war selbst während des Kriegseinsatzes Vater geworden und hatte sein Kind bislang nicht gesehen. 

    Die Bezahlung für den Beistand bei der Geburt: Ein Ferkel

    Für Lacher unter den rund 30 Gästen sorgte eine Anekdote, die sich dann nach dem Krieg ereignete. Ihre Mutter wurde zu einer Geburt auf die andere Seite der Iller – also in die französische Besatzungszone – gerufen. Bezahlt wurde sie hier mit einem Ferkel, das sie nun hinüberschmuggeln musste. Da es aber laut quiekte, sollte Tochter Maria diese Geräusche mit ähnlichen Lauten am Grenzübergang übertönen. Es gelang mit der saloppen Bemerkung der Mutter an den doch etwas irritierten Soldaten: „Meine Tochter ist nicht ganz normal“. 

    Bei dieser zweiten Auflage von „Erzähl mir von früher“, wieder von Andrea Müller, der Kellmünzer Quartiersmanagerin, organisiert, fungierte Georg Gaupp abermals als „unermüdlicher Erzähler“. So erinnerte er sich an seine Jugend, etwa an den Erwerb des Führerscheins. Ein Vorhaben, das wohl „in keinem Verhältnis zu heute“ stand. Wie er erzählte, war es eine Zeit, als noch Pferdefuhrwerke und wenige Autos unterwegs waren.

    Als es in Illertissen nur eine Einbahnstraße gab

    Nur eine Einbahnstraße, die es zu beachten gab, habe es in Illertissen gegeben. Und nur ein einziges Auto sei am Platz gestanden, wo er einparken musste. Das Einparken habe er damals also nicht wirklich lernen müssen und so auch später „nie gscheit gekonnt“. Fliegen dagegen konnte er, wie er schmunzelnd weiter erzählte. Sein Freund hatte ein Sportflugzeug. Insgesamt 60.000 Kilometer seien sie zusammen in den Lüften unterwegs gewesen. Also eineinhalbmal um die Erde geflogen. Ob er selber überhaupt einen Flugschein besaß, war damals offenbar unwichtig. 

    Alle drei berichteten von harten Wintern oder von bescheidenen, aber schönen Weihnachtsfesten. Und von Begebenheiten, die ihre Familien verbanden: So wurde Maria Rapp zur Entbindung von Georg Gaupps Schwester geholt. Wie Resi Mendenwaldt erzählte, war ihre Tante, sozusagen einst „Bettwäschen-Kurier“ für Georg Gaupp, als dieser in Altötting seine Lehre zum Friseur machte. Eine Wallfahrt führte die Tante dorthin und seine Mutter bat darum, ihm frische Bettwäsche zu bringen. 

    Auch die Zuhörerinnen und Zuhörer kamen mit eigenen Erfahrungen oder Fragen zu Wort. So wurde die Erzählrunde auch zum „Hoigarta“. Zum Unterhalten und Ratschen soll im nächsten Jahr vor dem Rathaus ein „

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