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Kellerkult Vöhringen: Loriot-Klassiker verzaubern bei Premiere

Vöhringen

Zimmertheater Kellerkult eröffnet mit Loriots Klassikern

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    Noch herrscht Harmonie am Tisch Hoppenstedt in der Szene „Der Kosakenzipfel“, von links Gerhard Mahler, Sarah Schwerdel, Erika Möres, Johannes Koerner.
    Noch herrscht Harmonie am Tisch Hoppenstedt in der Szene „Der Kosakenzipfel“, von links Gerhard Mahler, Sarah Schwerdel, Erika Möres, Johannes Koerner. Foto: Ursula Katharina Balken

    Ein fein gedeckter Tisch, drumherum zwei Ehepaare, festlich gewandet, ebenso gestimmt, man feiert eine langjährige Bekanntschaft, ganz spontan duzt man sich, schließlich kennt man sich schon viele Jahre. Sie speisen genüsslich, zum Dessert empfehlen gastgebende Insider wärmstens den Kosakenzipfel. Pech für das Tischquartett, es ist nur noch einer da. Während sich die Damen auf süße Alternativen einigen, bleiben die Herren bei besagtem Kosakenzipfel, den man zu teilen gedenkt. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf und jeder Loriot-Fan weiß, was jetzt kommt. Die Vorfreude mit Blick auf menschliche Verhaltensweisen kündigt sich bereits durch Kichern in den Reihen der 50 Besucher an. Denn der pingelige Herr Hoppenstedt (Gerhard Mahler) betrachtet mit Argwohn, wie sich Herr Pröhl (Johanns Kroener) reichlich großzügig an besagtem Kosakenzipfel bedient. Die traute Atmosphäre endet im handfesten Knatsch.

    Sechs Szenen aus der Feder Vicco von Bülows stehen auf dem Programm im neuen Zimmertheater Kellerkult. Im ehemaligen Bierstüble ist mit der Vorstellung der Spielgruppe „Szenenwechsel“ am Freitag die Kultur eingezogen. Die Idee stammt von Gerhard Mahler, Spielleiter der Spielgruppe und Vorsitzender des Vereins Kellerkult. In den ungenutzten Räumen des ehemaligen Pfarrzentrums Josef-Cardijn-Haus schuf der neu gegründete Verein eine Kleinkunstbühne für vielseitige Zwecke. Der Verein und Mitglieder von Szenenwechsel bauten eine neue Bühne und passten die Beleuchtung der neuen Nutzung an. Bezahlt wurde das aus eigener Kasse.

    In Vöhringen zieht die Kultur ins ehemalige Bierstüble

    Für die Premiere fiel die Wahl Loriot, „denn der zieht immer“, wie Mahler bei der Probenarbeit aus seiner Erfahrung plaudert. Er sollte recht behalten, denn alle Vorstellungen sind restlos ausverkauft. Bürgermeister Michael Neher sagte, „das neue Theater ist eine Bereicherung für die Kulturstadt Vöhringen.“ Der nächste Sketch befasst sich mit „Liebe im Büro.“ Zur Erheiterung der Zuschauer erleben sie die tollpatschigen Annäherungsversuche von Firmenchef Herrn Meltzer (Gerhard Mahler), mit welchen er seine treu-ältliche Sekretärin Fräulein Dinkel (Erika Möres) für sich gewinnen will. Einen Kuss zielführend zu landen, misslingt, veranlasst Herrn Meltzer schließlich zum verzweifelten Ausruf, „andere tun es doch auch.“

    Von „Frühstücksei“ bis „Feierabend“ – Szenenwechsel spielt Loriot im Kellerkult

    Wer es kennt, kann nie genug vom „Frühstücksei“ bekommen. Die Kontroverse über die notwendige Kochlänge eines Eies – vom Familienvorstand auf viereinhalb Minuten festgelegt – führt zu wunderbaren Diskussionen. Hermann (Johannes Koerner) und die schlagfertige Ehefrau Berta (Erika Möres) liefern sich einen treffsicheren Schlagabtausch. Er ist penetrant, sie kocht viereinhalb Minuten nach Gefühl.

    Gleiches Paar und gleiche Besetzung bei der Szene „Feierabend“: Interessant, wie verschieden Feierabend interpretiert werden kann. Sie fragt: „Was tust Du?“ Antwort: „Ich sitze.“ Eigentlich klare Verhältnisse, aber nicht für Berta, die Hermann mit Beschäftigungsangeboten zum Befreiungsschrei bringt, „ich siiiitze!“ 

    Szenenwechsel spielt Premiere im neuen Vöhrigner Zimmertheater

    Weiter geht es mit der „Eheberatung“, eine Persiflage über Psychotherapie bei einem Ehepaar. Herr Blöhmann (Gerhard Mahler) und Frau Blöhmann (Erika Möres) gipfeln im Kusslehrgang mit einem Kopf aus Styropor. Der ist davon so begeistert, dass er gleich einen Kunstkusskopf kaufen will.

    Wer „Skat“ spielen möchte, sollte Vorsicht walten lassen bei der Suche nach einem dritten Mann. Gerät er nämlich an Herrn Moosbach (Gerhard Mahler), dessen Freude am Spiel sich im Knicken der Karten zu Häuschen offenbart, dem droht von Herrn Freybolt und Herrn Vogel (Johannes Koerner und Lutz Freybott) verbales Ungemach.

    Szenenwechsel gibt Loriot-Charakteren eine eigene Persönlichkeit

    Mit zum Ensemble gehört auch Marlit Feltes als Kellnerin in zwei Szenen. Die musikalischen Beilagen servieren das Trio Anja Mayer, Klarinette, Christoph Erb, Euphonium, und Adam Pangrekso, Gitarre. Die Regie teilen sich Gerhard Mahler und Johannes Koerner. Beide halten sich im Wesentlichen an die Vorgaben Loriots. Aber sie beschränken sich nicht nur auf plagiatorische Nachspiele: Jeder der Darsteller erfüllt seinen Part mit seiner eigenen Persönlichkeit, setzt eigene Akzente in Darstellung und Dialogführung. Jede Szene ist eine Humoreske für sich, ein Unikat. Darin liegt das Erleben eines genüsslichen Theaterabends.

    Aufführungen sind noch am Samstag, 23. November, und Freitag, 29. November, um jeweils 20 Uhr.

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