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Initiative gegen Fachkräftemangel: Vietnamesinnen beginnen Pflege-Ausbildung in Babenhausen

Babenhausen

Junge Frauen aus Vietnam beginnen Pflege-Ausbildung in Babenhausen

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    Das Bild zeigt die künftigen Auszubildenden Hoang Thi Van Anh, Nguyen Vo Nhat Vy, Nguyen Thi Thanh Thao, Nguyen Thi Ha und Le Thi Thu (von links). Außerdem sind Praxisanleiterin Ines Kießling, die neue Leiterin der Unterallgäuer Kreisseniorenwohnheime, Petra Weiher, Pflegedienstleiterin Olga Trunzev und Praxisanleiterin Janet Lessel zu sehen (ebenfalls von links).
    Das Bild zeigt die künftigen Auszubildenden Hoang Thi Van Anh, Nguyen Vo Nhat Vy, Nguyen Thi Thanh Thao, Nguyen Thi Ha und Le Thi Thu (von links). Außerdem sind Praxisanleiterin Ines Kießling, die neue Leiterin der Unterallgäuer Kreisseniorenwohnheime, Petra Weiher, Pflegedienstleiterin Olga Trunzev und Praxisanleiterin Janet Lessel zu sehen (ebenfalls von links). Foto: Marina Weber/Kreisseniorenwohnheim Babenhausen

    Es gibt immer mehr alte Menschen in Deutschland, der Bedarf an Pflege steigt. Doch schon jetzt lassen sich nicht mehr genug Frauen und Männer finden, die in Pflegeberufen arbeiten - die bereit dazu sind, Hilfsbedürftige zu waschen, zu füttern, zu umsorgen. Im Januar hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt: Bis zum Jahr 2049 werden hierzulande voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Was also tun, um diesem Engpass entgegenzuwirken? Der Landkreis Unterallgäu geht neue Wege und kündigt eine „Premiere“ in Babenhausen an.

    Landkreis Unterallgäu wirbt potenzielle Fachkräfte aus dem Ausland an

    Anfang Juni haben sich fünf junge Frauen auf den langen Weg aus Fernost nach Babenhausen gemacht, um im Kreisseniorenwohnheim Sankt Andreas eine Ausbildung zur Pflegefachfrau zu absolvieren. Sie beginnt im September, doch die Frauen reisten schon drei Monate früher an, um die hiesige Kultur besser kennenzulernen und sprachlich versierter zu werden.

    Die drei Seniorenwohnheime, die der Landkreis in Babenhausen, Türkheim und Bad Wörishofen betreibt, werben potenzielle Fachkräfte aus dem Ausland an, um dem Pflegenotstand zu begegnen, der im Unterallgäu wie andernorts spürbar ist. In diesem Fall ist es gelungen, Azubis aus Vietnam zu gewinnen. „Für uns ist diese Vorgehensweise eine Premiere“, sagt Sylvia Rustler, Sprecherin des Landratsamts.

    Wie die Frauen aus Vietnam und die Unterallgäuer zusammenkamen? „Der Erstkontakt erfolgte bei der Ausbildungsmesse in Memmingen über die Barmer-Krankenkasse“, berichtet Rustler. „Deren Verantwortliche haben Kontakt zu einer Sprachschule in Vietnam.“ Die Vorbereitung der Einreise sei von der Sprachschule organisiert worden. Die Frauen brauchen beispielsweise ein Visum. „Eine Kontaktperson in Deutschland steht uns für Rückfragen stets zur Verfügung“, so Rustler.

    Die fünf Vietnamesinnen wohnen im Kreisseniorenwohnheim in Babenhausen

    Auch das Team des Wohnheims in Babenhausen, in welchem laut Landratsamt 62 vollstationäre Pflegeplätze zur Verfügung stehen, hat die Ankunft der Vietnamesinnen wochenlang vorbereitet. Unter anderem, weil die künftigen Auszubildenden in der Einrichtung wohnen. Um dies zu ermöglichen, wurden extra Räume renoviert. Laut Rustler handelt es sich um einen leerstehenden Trakt, der bisher anderweitig vermietet wurde, nicht um Bewohnerzimmer. Andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohnen nicht in Sankt Andreas: „Bisher wohnen nur die fünf jungen Frauen aus Vietnam in der Einrichtung“, sagt Rustler auf Nachfrage.

    Nicht nur eine Bleibe, sondern auch einen Sprachkurs hat das Seniorenwohnheim organisiert. Auf diese Weise sollen die jungen Frauen die Alltagssprache lernen. Auch erste Begrifflichkeiten aus der Altenpflege werden vermittelt. Olga Trunzev, die zuständige Pflegedienstleiterin, knüpfte ein Netz aus Ehrenamtlichen, die als Integrationslotsen Hilfestellung im Alltag geben. Auch das Berufliche Fortbildungszentrum in Memmingen als Berufsfachschule war laut Landratsamt sehr kooperativ. So sollen die fünf Frauen im September gut vorbereitet in die Ausbildung starten.

    Personalmangel ist Grund für schwierige finanzielle Situation

    Der Landkreis ergreift diese Initiative vor dem Hintergrund des Personalmangels. Der ehemalige Gesamtleiter der drei kreiseigenen Einrichtungen, Ara Gharakhanian, hatte erst im Februar wieder darauf hingewiesen, dass nicht alle Plätze in den Seniorenheimen belegt werden können, weil Pflegekräfte fehlen. Die jeweilige Auslastung der Häuser wiederum schlägt sich in den Bilanzen nieder. Gharakhanian bereitete den Personalausschuss darauf vor, dass voraussichtlich zwei der drei Heime in diesem Jahr erneut rote Zahlen schreiben werden – und dass die Pflegesätze im November wohl wieder deutlich steigen werden

    Inzwischen hat Petra Weiher die Gesamtleitung inne. Sie sagte jüngt: „Mein Bestreben ist es, die drei Kreisseniorenwohnheime weiterhin zukunftsfähig zu halten.“ Wichtig sei ihr, dass die Bewohnerinnen und Bewohner auch künftig qualitativ hochwertig versorgt werden und den Mitarbeitern ein attraktiver Arbeitsplatz geboten werde.

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