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Jedesheim: Hubert Mayer aus Jedesheim wird als "Hubertus von Klingenstein" zum Ritter

Jedesheim

Hubert Mayer aus Jedesheim wird als "Hubertus von Klingenstein" zum Ritter

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    Huber Mayer an seinem Arbeitsplatz in Jedesheim. Im Hintergrund sind einige seiner Werke zu sehen.
    Huber Mayer an seinem Arbeitsplatz in Jedesheim. Im Hintergrund sind einige seiner Werke zu sehen. Foto: Zita Schmid

    Wenn Hubert Mayer seinen Waffenrock überzieht, schlüpft er in die Rolle eines mittelalterlichen Herolds mit dem klangvollen Namen „Hubertus von Klingenstein“. Doch vor allem auch mit seinen kulturhistorischen und mittelalterlichen Malereien ist der Jedesheimer auf Märkten und Ausstellungen ein gefragter Künstler.

    Einen anschaulichen Eindruck vom Hobby des Jedesheimer Kunstmalers bekommt man bereits, wenn man sein Wohnhaus betritt. Die Kohlezeichnung eines mittelalterlichen Spielmanns mit Laute ist ein erster Blickfang, eine anmutige Darstellung. „Es ist ein Entwurf, die Farbe kommt noch dazu“, sagt Mayer über sein Werk. Gleich daneben fallen drei Bilder mit wohl hochgestellten Damen auf. Besonders ihre Augen sind ausdrucksstark. Bei den kunstvoll gefertigten Nachbildungen handelt es sich um Mumienporträts. Das sind Abbildungen, die im alten Ägypten auf Holztafeln in die Mumienumhüllung eingewickelt oder auch manchmal auf die Mumienhülle gemalt wurden. Die Fotos davon dienten dem Jedesheimer als Vorlage.

    Der Jedesheimer stellt ganz bewusst an geschichtsträchtigen Orten aus

    Wenn Mayer seinen Motiven Form und Farbe verleiht, benutzt er Pigmente. Das sind in der Natur vorkommende Farbstoffe, die aus Gestein und Boden gewonnen werden. Schon zu prähistorischen Zeiten wurden damit etwa die Wände von Höhlen bemalt. In Mayers „Schatzkiste“, sprich in seinem Korb oder Koffer, sind solche Farbpulver. Das blaue Lapislazuli etwa, das grüne Malachit oder das erdfarbene Ocker gehören dazu. „Er malt mit mineralischen Farben, wie die Römer“, steht als Untertitel auf einer Buchseite. Der Bildband ist anlässlich der Veranstaltung „Römer im Fackelschein“ im Freilichtmuseum im württembergischen Hechingen-Stein entstanden. Mayer hat dort im Oktober 2021 seine Kunstmalereien ausgestellt.

    Hubert Mayer wird zu "Hubertus von Klingenstein", wenn er diesen Waffenrock anzieht. Als mittelalterlicher Herold ist er dann auf Veranstaltungen unterwegs.
    Hubert Mayer wird zu "Hubertus von Klingenstein", wenn er diesen Waffenrock anzieht. Als mittelalterlicher Herold ist er dann auf Veranstaltungen unterwegs. Foto: Zita Schmid

    Der Jedesheimer ist aber auch außerhalb Deutschlands vertreten. So habe er beispielsweise im schweizerischen Laupen schon im historischen Rittersaal ausgestellt, berichtet er. Oder auch in Kaiseraugst nahe Basel. Dort konnte man auf einem Mittelaltermarkt seine Werke bewundern und kaufen.

    „Das Malen begleitet mich schon ein ganzes Leben“, erzählt der 68-jährige Rentner. Schon in jungen Jahren hätten ihn alte Kulturen und deren Kunst interessiert. Als gelernter Maler sei er später viel mit Kirchenmalern unterwegs gewesen. Zudem absolvierte er verschiedene Kurse und ein Kunstfernstudium. Bei seiner Ausbildung zum Maler kam er dann auch mit Pigmenten in Berührung. „Ich war sofort fasziniert“, erinnert er sich.

    Er hat die alte Kunst aus dem "Dunkel der Vergangenheit" geholt

    Wie diese Leidenschaft gewachsen ist, offenbart dann auch eindrucksvoll sein Atelier im Dachgeschoss des Hauses. Ein Fundus an historischer Kunst umgibt dort seinen Arbeitsplatz, bei dem auch das Ruhelager für schöpferische Pausen nicht fehlt. Mit Pinsel und Pigmentfarbe hat er diese jahrtausendealte Kunst aus dem „Dunkel der Vergangenheit“ geholt. So entstanden aus seiner Hand beispielsweise das Bild von der heiligen Hildegard von Bingen, ein Bildnis vom Welfenwappen oder das des Stauferkönigs Friedrich II. Auf Leinen, Hanf- oder Segeltuch finden man dort auch die „Apokalyptische Frau“, den „Bamberger Reiter“ sowie mystische Darstellungen wie etwa einen keltischen Drachen oder eine römische Medusa.

    Nachdem Corona in den vergangenen Jahren so manche Veranstaltung ausgebremst hat, will Mayer heuer wieder vermehrt unterwegs sein. So beispielsweise beim Mittelaltermarkt im September in schweizerischen Zug. Beim Staufenspektakel im Mai in Göppingen hat er dann eine andere Rolle. Als Herold und „Hubertus von Klingenstein“ wird er die Veranstaltung moderieren. Als mittelalterlicher Verkünder fungierte er früher bereits beim Verein „Armati Equites – die gewappneten Reiter“. Dieser wurde vor 25 Jahren gegründet. Mayer war dort Vorsitzender.

    In der Gemeinschaft der Mittelalterbegeisterten gibt es einen Ehrenkodex

    Der Jedesheimer freut sich sehr auf seine Einsätze und das Wiedersehen mit Bekannten und Freunden, die die Leidenschaft fürs Mittelalter zusammengeführt hat. Wenn er davon erzählt, kommt er ins Schwärmen. Es sei die „Einfachheit“, sagt er. Etwa das Sitzen am Lagerfeuer. Oder auch der Versuch, erst einmal selbst Feuer zu machen. Das Handy werde ausgeschaltet und weggelegt. Der Alltag verschwinde. Dafür gebe es mittelalterliche Musik, die ihn sowieso berühre, erzählt der 68-Jährige. So glaubt man ihm gerne, wenn er schmunzelnd beifügt: „All inclusive auf Mallorca wäre nicht mein Ding.“

    Und es sei die Gemeinschaft unter den Mittelalterbegeisterten, die ihm gefällt. Diese sei generationenübergreifend und ginge quer durch alle Berufsschichten. Junge wie Alte gehörten dazu, ebenso Professoren und Arbeitslose. Dort gebe es auch noch einen Ehrenkodex, berichtet Mayer: „Ungebührliches Verhalten fällt durch das Raster.“ So habe man sich im Laufe der Jahre gut kennengelernt. „Fast wie eine Familie“, beschreibt er das entstandene Miteinander. „Wir sind schon eine Community“, sagt er dann, nicht ohne bedeutungsvollen Unterton. Eine, auf die man sich verlassen könne, fügt er hinzu.

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