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Illertissen: Vom FSJ zur Ausbildung: Warum sich Lilli für die Pflege entschieden hat

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Vom FSJ zur Ausbildung: Warum sich Lilli für die Pflege entschieden hat

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    Lilli Müller hat ihr FSJ in der Pflegeeinrichtung IllerVita in Illertissen gemacht. Hier ist sie mit Bewohnerin Martha Hatzelmann zu sehen.
    Lilli Müller hat ihr FSJ in der Pflegeeinrichtung IllerVita in Illertissen gemacht. Hier ist sie mit Bewohnerin Martha Hatzelmann zu sehen. Foto: Manuela Rapp

    Lilli Müller weiß, was sie will. „Nach diesem Jahr bin ich mir hundertprozentig sicher“, erklärt die 16-Jährige. Im September beginnt sie mit ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau. Die Theorie wird die junge Frau aus Schwendi dabei an der Berufsfachschule für Pflege in Illertissen kennenlernen, den praktischen Teil des Berufs in allen Abteilungen der Einrichtungen, die zur Kreisspitalstiftung Weißenhorn gehören. „Ich freue mich extrem darauf“, sagt sie. Vorausgegangen ist dieser Entscheidung ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der

    Junge Menschen wie Lilli werden gerade auch in Bayern in der Pflege händeringend gesucht. Im Jahr 2022 haben in Deutschland rund 52.100 Auszubildende eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen – sieben Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr, meldet das Statistische Bundesamt. 

    Ihren neuen Ausbildungsplatz in Illertissen gibt es noch gar nicht so lange

    Lilli interessiert sich für Medizin und Pflege. Bereits mit 15 Jahren, nach ihrem Realschulabschluss, hat sie sich deshalb in einem anderen Krankenhaus für eine Ausbildung als Pflegefachfrau beworben. „Ich war aber noch zu jung dazu“, resümiert sie. Empfohlen wurde ihr damals, erst mal ein FSJ zu absolvieren. Gesagt, getan. Lilli meldete sich beim Internationalen Bund (IB) in Ulm an. Sie erzählt von einem Online-Seminar, bei dem alle Stellen vorgestellt wurden. Ihre Wahl fiel auf Illertissen – aus ganz praktischen Gründen: Es liegt am nächsten zu ihrem Wohnort. In der früheren Illertisser Klinik ist im Januar die Pflegeeinrichtung IllerVita eröffnet worden, im Sommer kam bereits ein zweiter Wohnbereich für Senioren dazu. Die Nachfrage wächst – und damit auch der Personalbedarf. 

    Die Arbeit im FSJ hat deutlich die Sichtweise der jungen Frau auf den Job verändert. „Ich dachte, ich komme in ein richtiges Krankenhaus“, erinnert sich die junge Frau. „Ursprünglich wollte ich nicht in die Altenpflege.“ Dass sie an ihrem ersten Tag „echt aufgeregt“, dass alles neu für sie war, erzählt Lilli. Wenn das mal nicht verständlich ist. Vor allem, „wenn man davor nichts damit zu tun hatte“, wie sie erzählt. Beim IB habe es nur eine grobe Zusammenfassung gegeben, was man im Krankenhaus und in der Altenpflege mache. Dennoch hat sie eine Verbindung zu Letzterem: „Meine Tante ist Altenpflegerin“, sagt Lilli. Da durfte das Mädchen auch mal mit in die Arbeit. Eine positive Erfahrung. „Ich fand das schön.“ 

    Mit dabei beim Gespräch mit Lilli Müller sind Edeltraud Braunwarth, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kreiskliniken, und Stefanie Stollbrock, die die Pflegeeinrichtung IllerVita leitet. „Lilli kam relativ jung zum FSJ“, meint die Pressesprecherin. Für

    Viele wollen beim Freiwilligendienst Erfahrungen sammeln

    Grundsätzlich, weiß Stefanie Stollbrock aus Erfahrung, seien die Freiwilligen immer jung. „Teilweise wollen sie Erfahrungen sammeln“, sagt sie. Dafür wiederum gebe es viele Gründe: etwa, um die Zeit bis zur Ausbildung/zum Studium zu überbrücken oder um mit dem Berufswunsch sicherzugehen. Anderen fehle insgesamt noch die berufliche Orientierung. Tatsächlich sind die meisten, die dann tatsächlich eine Ausbildung im Bereich Pflege machen, deutlich älter als Lilli: Das Durchschnittsalter lag im Jahr 2022 bundesweit bei 21 Jahren, berichtet das Statistische Bundesamt. Damit stieg das Alter bei Ausbildungsbeginn im Vergleich zu 2020 um ein Jahr.

    „Alle haben sich echt Zeit für mich genommen“, lobt Lilli Müller. Von Anfang an sei sie Teil des lllerVita-Teams gewesen. Überallhin habe man sie mitgenommen, habe alles erklärt. Sie betont den freundlichen Umgang miteinander. „Ich durfte immer sofort Fragen stellen.“ Über Wochen und Monate vergrößerten sich dann ihre Kompetenzen: „Man traut mir sehr viel zu“, ist die junge Frau sichtlich stolz. Die Folge daraus: „Es macht umso mehr Spaß, wenn ich weiß, ich mache es richtig.“ Sie kenne die Bewohner, schaue mal zu ihnen rein, sei voll integriertes Mitglied. „Wichtig sind die Gespräche dazwischen, um Situationen zu verarbeiten und einzuordnen“, erläutert die Pressesprecherin. „Das Team holt einen da ab, wo man steht.“ 

    Was die Auszubildende in Illertissen freut: ein Dankeschön am Ende des Tages

    Das Erfüllende an diesem Beruf erklärt Edeltraud Braunwarth so: „Wir wissen, dass wir den Alltag erleichtert haben, dass wir geholfen haben.“ Und was Lilli freut: „Am Ende vom Tag bekommt man oft ein Dankeschön.“ Überhaupt seien die Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeeinrichtung „sehr interessiert, sehr offen“ mit ihr umgegangen. „Sie haben viel gefragt.“ 

    Was sich die künftige Pflegefachfrau vorgenommen hat: „Ich möchte viel lernen, viel mitnehmen, die Ausbildung sehr gut meistern.“ Ihre Motivation: „Ich helfe Leuten gerne.“ Mit Menschen zusammen zu sein, mache Spaß. „Auch in der Routine liegt immer etwas Neues.“ Lilli kennt natürlich auch die Vorurteile, die beispielsweise der Altenpflege anhaften. „Es ist nicht so, wie man das darstellt“, betont Edeltraud Braunwarth nachdrücklich. Beispiel Gehalt: Im ersten Ausbildungsjahr beträgt der Monatsverdienst 1190 Euro. „Später im Beruf kann man sehr gut eine Familie ernähren.“ Klar gebe es Wochenend- und Schichtdienst – doch all das werde eigens vergütet. Und: „Es gibt viele Wege, sich weiterzuentwickeln.“ 

    „Die Ausbildung ist generalistisch“, erklärt die Pressesprecherin. Als Pflegefachkraft könne man in allen Pflegebereichen arbeiten. „Man kann Schwerpunkte setzen, Altenpflege oder Krankenhaus“, fügt die IllerVita-Leiterin hinzu. Seit dem vergangenen Herbst betreibt die Kreisspitalstiftung eine eigene Berufsfachschule für Pflege in Weißenhorn, wo die angehenden Pflegekräfte den theoretischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung wird hier als vorteilhaft genannt – so, wie die 16-Jährige es nun erfolgreich absolviert hat. „Lilli hat sich umorientiert und fängt bei uns ihre Ausbildung an“, so Stefanie Stollwerk. Denn, ganz wichtig: „Sie fühlt sich wohl hier.“

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