Erst vor wenigen Wochen hatte Bürgermeister Jürgen Eisen einen mutmaßlichen Besucherrekord im Stadtrat festgestellt: Rund 80 Menschen wollten hören, wie die Rätinnen und Räte zum Wunsch des FV Illertissen stehen, dass ein neues Multifunktionsgebäude im Vöhlinstadion gebaut wird. Diese Zahl wurde am Donnerstagvormittag deutlich überboten: Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler lauschten den Debatten, die ausnahmsweise in der Aula des Kollegs geführt wurden. Anschließend stellten sie den Stadtpolitikerinnen und -politikern in den Klassenzimmern persönlich Fragen. Zuvor ging es vor allem ums Geld – und unter anderem um die Frage, wie lange die Stadt sich bei ihren Projekten noch auf staatliche Zuschüsse verlassen kann.
Kämmerer André Lassen stellte die aktuelle Finanzlage vor. Mit Einnahmen von rund 21 Millionen Euro hatte die Stadt für das Jahr 2024 gerechnet, bislang ist davon aber nur ein Bruchteil eingegangen – um die 19 Millionen Euro fehlen noch. Andreas Lanwehr (Freie Wähler) wollte wissen, wie diese „Mordszahl“ entstanden sei. Lassen rechnete vor: Rund sechs Millionen fehlen, weil die Stadt Grundstücke nicht verkaufen konnten und etwa ebenso viel Geld aus staatlichen Zuschüssen kommt noch. Als Einnahmen werden außerdem Kreditaufnahmen, die noch nicht nötig waren, und Entnahmen aus Rücklagen verbucht. Am Ende des Jahres werde man sicher bei einem niedrigeren Betrag landen als die angepeilten gut 21 Millionen Euro, sagte der Kämmerer. Die Zuschüsse könnten noch zu einem größeren Thema werden.
Stadtrat Illertissen tagt im Schulzentrum
Ein Teil wurde der Stadt nach Lassens Angabe noch nicht ausbezahlt, weil die zuständige Stelle das Geld derzeit nicht hat. Die knapper werdenden Budgets führen auch dazu, dass sich die staatliche Städtebauförderung für den laut Plan 3,2 Millionen Euro neuen Dorfladen in Jedesheim auf 500.000 Euro beschränken wird, dazu kommt bestenfalls etwa ebenso viel aus einem Wohnungsbauförderprogramm. Bei anderen Vorhaben waren 60 bis 80 Prozent der Kosten gefördert worden.
Im kommenden Jahr könnten die Aussichten noch einmal gut sein, Bürgermeister Jürgen Eisen erinnerte an die Bundestagswahl im Herbst. Vorher sei wohl noch einmal viel möglich, danach werde ziemlich sicher gespart. Für Illertissen bedeutet das, dass eine Förderzusage für die Sanierung des Nautilla im kommenden Jahr gefunden werden soll. Dann hätte die Stadt vermutlich drei bis vier Jahre Zeit, die Arbeiten umzusetzen.
Staatliche Förderung für Projekte in der Stadt
Im Anschluss an die Sitzung besuchten Eisen, seine Stellvertreterinnen und mehrere Mitglieder des Stadtrats die zehnten Klassen der Mittelschule und der Realschule sowie die elften Klassen des Kollegs. Die Jugendlichen hatten vorab Fragen erarbeitet. Zum Beispiel: Was war der wichtigste Beschluss der letzten drei Jahre? Darf der Bürgermeister Urlaub nehmen, wenn ein wichtiges Event zum Repräsentieren der Stadt ansteht? Oder: Was hat Sie dazu inspiriert, in die Politik zu gehen? Auch lokale Themen standen im Fragenkatalog, etwa zur Sanierung maroder Straßen, zu leeren Ladenflächen, zum FVI, zu Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und Vandalismus.
Noch in der Sitzung warben Eisen und Stadtplaner Florian Schilling dafür, dass die Jugendlichen ihre Meinungen im Portal mypionion.de/isek-illertissen abgeben. Anregungen können noch bis 31. Oktober abgegeben werden. Wenn die Stadt Projekte auf dieser Basis umsetzt, erhält sie staatliche Förderung. Die Idee für eine Sitzung im Schulzentrum stammt von Franz Kögel. Der Direktor des Kollegs machte den Vorschlag im Dezember 2023 im Kulturausschuss, wo das Konzept des Jugendstammtischs vorgestellt wurde. Dort können jungen Leute die Themen diskutieren, die sie bewegen.
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