Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland sind im Jahr 2022 aus der katholischen Kirche ausgetreten. Sie verliert ihre Glaubwürdigkeit. So wird gegen Kardinal Woelki wegen Meineids ermittelt und nach den Debatten um eine Mitschuld des gestorbenen Papstes Benedikt XVI. explodierten die Austrittszahlen. In unserer Umfrage in Senden und Illertissen wollten wir wissen: Wie kann die Kirche die Austrittswelle stoppen?
Anne Hillmann aus Bibertal-Anhofen sagt:
Ich bin nicht ausgetreten, denn der Protest trifft ja auch jene Geistlichen, die sich nichts zuschulden kommen lassen und ihr Bestes geben. Der Missbrauchsskandal färbt auf sie ab. Aber ich denke, dass in der Kirche vieles nicht mehr zeitgemäß ist und selbstherrliche Entscheidungen fallen, was die jungen Leute nicht mitmachen. Die Strukturen müssten sich ändern, doch ich bezweifle, ob das die Menschen zurückbringt.
Gerti Keßlinger aus Illertissen sagt:
Möglicherweise sind Missbrauchsvorwürfe der Anlass für die Austrittswellen und der wahre Grund ist die Kirchensteuer. Das Geld ist den Menschen der Glaube nicht wert. Selbst wüsste ich auch zu kritisieren, und Missbrauch geht gar nicht, aber deswegen trete ich nicht aus der Kirche aus. Ich denke, wer einen Verein verlässt, hat kein Recht zu meckern. Es heißt: Wenn die Not groß ist, erinnern sich die Menschen an Gott.
Bruno Sax aus Illertissen sagt:
Zu stoppen sind die Austritte, wenn sich die Kirche reformorientierter, liberaler und toleranter gegenüber anderen Meinungen zeigt. Dass es wellenartige Wiedereintritte gibt, wird kaum passieren. Wenn die Menschen einmal ausgetreten sind, sind sie wohl weg. Ich hatte große Hoffnungen auf den Kardinal Marx gesetzt, aber er scheint mir inzwischen müde geworden. Mag vielleicht auch mit dem Alter zu tun haben.
Joachim Lang aus Illertissen sagt:
Um Menschen wieder für die Kirche zu sensibilisieren, ist es wie mit dem Schaufenster unserer früheren Apotheke. Wenn immer das Gleiche geschieht und sich nichts ändert, bleiben die Menschen fern, beziehungsweise treten aus. Wenn die Kirche aber durch Veränderungen Aufmerksamkeit erregt und wieder bunt wird, werden die Menschen neugierig und kommen. Sie öffnen sich, wenn ihnen die Kirche etwas zu sagen hat.