„Schmeckt.“ Ein klares Urteil von Toama Raghdaa und Iryna Kalutska, zwei Mitarbeiterinnen der Illertisser Tafel. Gemeint ist der Apfelsaft, der gerade draußen vor dem Tafelladen verkostet und an bedürftige Menschen verteilt wird, zu denen auch die beiden Frauen gehören. Sinnigerweise wurde er von den 14 Schülerinnen und Schüler des Kollegs der Schulbrüder „Tafelsaft“ getauft.
Im Zuge des sogenannten P-Seminars im vergangenen Jahr haben die jetzigen Zwölftklässler den gesamten Prozess von der Ernte bis zum Design, von der Verpressung bis zur Abfüllung von insgesamt 950 Flaschen mit eigenem Design eigenverantwortlich erarbeitet und realisiert. Mehr noch. Mit ihrer Aktion haben die Gymnasiasten sogar den zweiten Platz beim Ulmer Jugendpreis für Nachhaltigkeit gewonnen.
Illertisser Tafel: Apfelsaft als Zeichen der Solidarität
Elke Schmid, die das Vorhaben von der Idee bis zur Verteilung betreut und begleitet hat, erwähnt die vielen Streuobstwiesen in der Gegend. „Über zwei Tonnen Äpfel wurden geerntet“, erklärt die Lehrerin. Zum Beispiel auf dem Golfplatz in Wain, aber auch die Stadt Illertissen war mit im Boot. Hilfe kam dabei, so die Lehrerin, auch von Ehrenamtlichen und der Wainer Familie Kobler mit ihrem Maschinenpark
Es ist ziemlich frisch an diesem Vormittag. Elke Schmid und eine große Gruppe aus dem ehemaligen P-Seminar stehen um einen Biertisch mit vielen Bechern und begrüßen freundlich die Kundinnen und Kunden des Tafelladens. „Die Leute schätzen es wert“, sagt Schülerin Aileen Hilgenberger „Es fühlt sich gut an, wenn man geholfen hat.“ Wichtig für ihre Mitschülerin Greta Holl: „Es war eine prägende Erfahrung in der ‚Tafel‘.“ Denn, erläutert Elke Schmid, die Schülerinnen und Schüler hätten dort auch hospitiert.
950 Flaschen Saft: Illertisser Schüler unterstützen Tafel
Ein Jahr laufe so ein Projekt, sagt die Lehrerin über den Zeitrahmen. Parallel dazu gehe es um Berufsorientierung. Doch zurück zu ganz konkreten Fragen am Anfang der Aktion. Wichtig sei es zunächst einmal, „das Ziel zu definieren“, sagt Elke Schmid, die aus der Wirtschaft kommt. Das waren ihren Worten zufolge mindestens 300 Flaschen, die an die „Tafel“ gespendet werden sollten.
Bei einem eintägigen Projektmanagement gab es aber noch viele weitere Fragen zu klären. Etwa die, welche Personen und Firmen wichtig für das Vorhaben seien. Oder wer von den Schülern in welchem der verschiedenen Teilbereiche wie Finanzierung, Marketing, Kommunikation oder Produktion mitmachen möchte. Wichtiges Momentum: Ein Betrag von 2000 Euro floss aus dem Crowdfunding der VR-Bank. Die Finanzierung des Projekts war damit gesichert.
Engagement und Teamarbeit am Kolleg der Schulbrüder
Aileen, Greta und ihre Gruppe haben Etiketten, Flyer und Plakate entworfen. Die Teamarbeit sei eine gute Erfahrung gewesen, findet Aileen. „Man weiß vorher gar nicht, was hinter so einem Projekt steckt“, findet die 17-Jährige aus Illertissen. „Wir haben auch über das ganze Schuljahr Referate über Berufe gehalten“, ergänzt Greta.
„Saft gibt ganz ganz selten“, resümiert Ulrike Tiefenbach, Vorsitzende der Illertisser Tafel. „Hierher kommen viele Familien mit Kindern.“ Alle hätten sich sehr über die Aktion gefreut. Insgesamt, meint sie, gehe es im Moment von der Lebensmittellage her. Die Kunden seien etwas weniger geworden. „Der Aufnahmestopp wurde aufgehoben.“
Sie hätten es gerne, wenn Jugendliche hospitierten. Das sei gar nicht so selten. „Wenn man hierherkommt, erhält man einen anderen Eindruck über Menschen, die Bürgergeld erhalten“, betont die Vorsitzende. Wie positiv die „Tafel“ die Aktion der Gymnasiasten sieht, zeigt auch die Tatsache, dass sie die Abholung der Flaschen aus der Kelterei in Bußmannshausen organisiert hat, das Pfand dafür übernimmt und sie wieder zurückbringt.
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