Eine ebenso erfolgreiche wie faszinierende Fortsetzung erfuhr das Festival „Junge Künstler – Stars von morgen“ des Freundeskreises „Kultur im Schloss“ mit dem Auftritt der 14-jährigen Münchner Violinsolistin Maya Wichert, vom Ulmer Generalmusikdirektor Timo Handschuh am Klavier begleitet. Geplant war das Konzert zusammen mit dem Württembergischen Kammerorchester. Doch die aktuellen Bedingungen ließen das nicht zu.
Die Festhalle des Kollegs war diesen Vorgaben entsprechend mit der höchst zulässigen Anzahl an Musikfreunden besetzt, und diese erlebten den viel umjubelten Auftritt einer Künstlerin, die bisher schon mit hochrangigen Preisen ausgezeichnet und in der europäischen Musikszene weit gereist ist und von der man sicher sein darf, künftig noch viel über bestens gelungene Auftritte zu hören.
Das Klavier ersetzt das Orchester bei Mozarts Konzerten
Das Programm des Abends war Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet, und zwei seiner berühmtesten Konzerte für Violine und Orchester – hier durch Klavier ersetzt – standen auf dem Programm. Mit dem D-Dur-Konzert Nr. 4 KV 218 wurde das Programm eröffnet, und schon bald wurde deutlich, dass der Klavierpart von Timo Handschuh beileibe nicht einfach als Orchesterersatz angesehen werden konnte: Er duettierte mit der Geigerin in geradezu begeisternder Harmonie, und man spürte, dass die beiden nicht zum ersten Mal gemeinsam konzertierten.
Mozart selbst hatte über das D-Dur-Konzert geschrieben, dass ihm die Komposition „wie Öhl von der Hand gegangen“ sei, und diese Feststellung trifft auch auf den Vortrag von Maya Wichert zu.
Die drei Sätze „Allegro, Andante cantabile und Rondeau – Andante grazioso“ wurden sowohl dank der technischen Meisterschaft der jungen Münchnerin als auch deren hoch entwickeltem Gespür für die Schönheiten der Komposition zu einem echten Erlebnis. Falls es so etwas wie einen Musikantenhimmel gibt, dann darf man sicher sein: Wenn Wolfgang Amadeus an diesem Abend die Kollegsbühne im Blick gehabt hätte, so hätte er mindestens genau so herzlich applaudiert, wie dies das Publikum hier mit vollem Recht tat.
14-Jährige spielt auf höchstem Niveau
Um der Künstlerin eine kurze Pause und der Hörerschaft einen leichteren Kunstgenuss zu gewähren, spielte Timo Handschuh im Anschluss den berühmten ersten Satz aus Mozarts Klaviersonate Nr. 11, A-Dur KV 331. Zusammen mit den dazu gehörigen Variationen entwickelte sich das Ganze aber zu weit mehr als einem Pausenfüller, denn man erlebte sowohl Handschuhs Interpretationskunst als auch den wunderschönen Klang des Konzertflügels. Danach gab es das Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur KV 219. Es wird vielfach als das schönste Zeugnis von Mozarts Violinspiel bezeichnet und es ist das längste und anspruchsvollste, melodisch einprägsamste und im Orchester- bzw. hier Klavierklang das reichste seiner fünf Violinkonzerte. Maya Wichert wurde den auf höchstem Niveau angesiedelten Anforderungen des Werks in bewundernswerter Weise gerecht, wobei vor allem – wie bereits im D-Dur-Konzert KV 218 – die genussvoll ausgespielten Kadenzen beeindruckten.
Doch nicht nur diese mehr oder weniger freien Gestaltungen, in denen der Komponist der Solistin Gelegenheit zur Präsentation ihres Könnens gibt, ließen Begeisterung aufkommen, sondern auch die ganze Vielfarbigkeit der Komposition. Vom gefühlvollen Piano bis hin zum „Alla Turca“, in dem sich Mozart einen seiner berühmten musikalischen Späße erlaubte, und zum überraschend davon schwebenden Schluss durfte man überzeugt sein, ein besonderes Erlebnis genossen zu haben.
Mit dem Versprechen, wieder zu kommen, dankten Maya Wichert und Timo Handschuh für begeisterten Applaus, und so darf man sich darauf freuen, die beiden dann möglichst in „altgewohntem“ großen Konzertrahmen wieder erleben zu dürfen.
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