i
Foto: Alexander Kaya (Archivbild)
Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

Das Team des Benild-Hospizes in Illertissen hat sich an Gesundheitsminister Lauterbach gewandt.

Illertissen
25.01.2022

Impfpflicht: Hospiz-Mitarbeiter wenden sich mit Brandbrief an Lauterbach

Von Sabrina Karrer

Das Benild-Hospiz in Illertissen hat sich an den Gesundheitsminister gewandt. Das Team bittet, die berufsbezogene Impfpflicht rückgängig zu machen.

Mit einer Antwort rechnet Andreas Lazarek, Geschäftsführer des Benild-Hospizes in Illertissen, nicht. Dennoch schickten er und sein Team einen Brandbrief an Gesundheitsminister Karl Lauterbach los. Sie positionieren sich darin "nachdrücklich und mit Leidenschaft" gegen eine Impfpflicht für Beschäftigte in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs. Die "Spirale abwärts" werde sich dadurch weiterdrehen, der Pflegenotstand verschärfen, lautet eine Befürchtung. Die Auswirkungen seien schon jetzt spürbar.

Bis zum 15. März müssen Beschäftigte in beispielsweise Kliniken, Pflegeheimen oder Arztpraxen ihrem Arbeitgeber einen Nachweis vorlegen, dass sie vollständig geimpft oder genesen sind, oder ein ärztliches Attest, dass sie nicht geimpft werden können. Andreas Lazarek spricht gegenüber unserer Redaktion von "massivem Druck", der aufgebaut werde. Im Brief nach Berlin bitten er und sein Team aus Pflegekräften, Koordinatoren, Hauswirtschafterinnen sowie ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die partielle Impfpflicht rückgängig zu machen. "Wir sind es von Berufswegen gewohnt, die Selbstbestimmtheit über den Körper des Menschen in höchstem Maße zu respektieren und zu würdigen", ist zu lesen. "Aber das sollte uns dann bitte auch zuteil werden."

Illertisser Hospizleiter: "Ich glaube, dass mancher die Pflege verlässt"

Der Geschäftsführer warnt im Gespräch vor Konsequenzen des Gesetzes: "Ich glaube, dass mancher die Pflege verlässt." In seiner Einrichtung seien zwar so gut wie alle der 37 Mitarbeiter geimpft. Aber einzelne würden sich durchaus Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen. Und was ist erst mit dem Nachwuchs, den das Gesundheitswesen so dringend braucht?

Die Arbeitsbedingungen sind in bald zwei Jahren Pandemie ohnehin schwieriger geworden: die Masken, die Tests, die plötzlichen Ausfälle im Dienstplan wegen Quarantänemaßnahmen, die Angst um die eigene Gesundheit und die der Familien und Freunde. Besonders belastend aber, dass die Besuche der Hospizgäste in ihrer letzten Lebensphase eingeschränkt sind und Intimität nahezu unmöglich ist. "Obwohl [...] dies schon sehr am Wesenskern unserer Arbeit nagt", sei alles diszipliniert mitgetragen worden, heißt es im Brief. Bisher gab es laut Lazarek keinen Corona-Fall im Team, unter den Gästen oder Besuchern und Besucherinnen.

i
Foto: Benild-Hospiz
Foto: Benild-Hospiz

Andreas Lazarek ist der Geschäftsführer des Benild-Hospizes.

Betonen wollen die Absender: "Hier bei uns ist niemand Sympathisant populistischer Parolen." Das Infragestellen der Impfpflicht komme keineswegs einer Corona-Leugnung gleich. Auch den möglichen Vorwurf mangelnder Solidarität weisen die Hospizmitarbeiter von sich: "Eine einrichtungsbezogene Impfpflicht nimmt diejenigen in die Pflicht, die ohnehin per Profession an der Front stehen."

Lesen Sie dazu auch
Facebook Whatsapp Twitter Mail