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Illertissen: Inklusion in Illertissen ist kreativ und hat viele Farben

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Inklusion in Illertissen ist kreativ und hat viele Farben

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    Als Kunstschaffende sind Menschen mit und ohne Behinderung gleich, sagt Romano Gurgi Mondigi (Bildmitte) und veranstaltet deswegen die inklusive Farb-Tour, mit der er auf dem Pausenhof der Illertisser Realschule zu sehen ist.
    Als Kunstschaffende sind Menschen mit und ohne Behinderung gleich, sagt Romano Gurgi Mondigi (Bildmitte) und veranstaltet deswegen die inklusive Farb-Tour, mit der er auf dem Pausenhof der Illertisser Realschule zu sehen ist. Foto: Regina Langhans

    Der Weg ist das Ziel beim Projekt „Farb-Tour“ mit dem Augsburger Bildhauer Romano Gurgi-Mondigi und dem Dominikus Ringeisenwerk. Ihre Tour durch Schwaben hat sie nach Illertissen an die Johannes-Von La-Salle-Realschule geführt, die eine Kooperation zu den Donau-Iller-Werkstätten der Lebenshilfe unterhält. Der ideale Ort für ihr inklusives Kunstprojekt also, bei dem ältere Schüler und Menschen mit Assistenzbedarf zusammen eine fünf mal acht Meter große Leinwand bemalen. Schon der erste Eindruck zeigt: bei der Arbeit am Objekt sind die Kunstschaffenden alle gleich. 

    Gurgi-Mondini, zudem gelernter Heilerziehungspfleger, findet, dass neben der Barrierefreiheit im baulichen Bereich auch ein für alle erreichbarer künstlerischer Raum geschaffen werden müsse. „Wenn wir zusammen einen bunten Tag verbringen und abschließend eine farbenfroh bemalte Leinwand haben, ist das Ziel erreicht“, so der Künstler. In diesem Sinne hat er den Pausenhof der Illertisser Realschule ein Stück weit in ein Freiluft-Atelier verwandelt. Das Areal der auf dem Asphalt ausgebreiteten Leinwand ist mit Folie geschützt und abgesteckt, sodass es nur mit Plastikschutz an den Schuhen betreten werden kann. Zugleich entstand damit ein den Kunstschaffenden vorbehaltener Bereich, von wo prüfenden Blickes das im Entstehen begriffene Werk betrachtet werden kann und Kreativität stattfindet. 

    Kunstschaffende mit und ohne Behinderung arbeiten in Illertissen zusammen

    So zum Beispiel Daniel aus Jedesheim, der mit geschäftiger Miene im Handwerker-„Blaumann“ konzentriert den Pinsel führt, um dem Gemälde einen schwarzen Rahmen zu verpassen. Das Schwarz auf dem bunten Hintergrund gefalle ihm, sagt er. Dann ordert er über die Absperrung hinweg Materialnachschub: eine langstielige Walze und Farbe. Damit malt er die noch weißen Leinwandflecken in der Bildmitte aus. Auch auf den Rollstuhl Angewiesene kommen als Kunstschaffende bestens zum Zug, benützen Malerwalzen mit Teleskopstiel oder lassen sich beim Hinabbeugen von den „Assistenz“-Schülerinnen und Schülern helfen. Direktorin Roswitha Nodin erklärt den Begriff: Den Menschen mit Handicap würden ältere Jugendliche der Realschule zur Seite gestellt. „Sie befinden sich vor ihrem Schulabschluss und gewinnen Einblick in soziale Berufe, vielleicht um selbst einen zu ergreifen“, so Nodin. 

    Rund um die Aktionsfläche befinden sich Stationen, die ebenfalls im Team betreut werden. Am Verpflegungsstand verwaltet Annika aus Dietenheim zusammen mit Friederike Müller, Leiterin der Offenen Behindertenarbeit, die Brezelausgabe. Ob sie denn nicht malen will? „Später“, sagt sie, wohl wissend um die Wichtigkeit des leiblichen Wohls, „erst das Essen“. Ein anderer Stand sichert den Materialnachschub. Die Realschülerinnen Eva Schwehr und Nisa Yilmaz aus Altenstadt sowie Jana Hilbig aus Balzheim füllen Malpaletten auf oder rühren Farbe an. Sie lassen sich anstecken und malen ersatzweise die eigenen weißen Schirmmützen bunt an. 

    In einer Führung haben sie die Werkstätten der Lebenshilfe kennengelernt und sich daraufhin für die Farb-Tour gemeldet. Eva möchte sich zur Physiotherapeutin ausbilden lassen, „dann werden alle möglichen Menschen zu mir in die Behandlung kommen“, sagt sie. Jana und Nisa hat es das „offene herzliche Auftreten“ ihrer Schützlinge aus der Lebenshilfe angetan. Es war aber auch zu beobachten, dass dieses unbedarfte Vertrauen verletzlich sein kann. Etwa, wenn versehentliches Anrempeln missverstanden und wie Schmerz oder als Ablehnung empfunden wird. Trauer sitzt bei ihnen tief. Umgekehrt werden positive Erfahrungen nicht vergessen und zaubern den Schützlingen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Da Markus Botzenhardt, Werkstattleiter der Lebenshilfe, die Teilnahme an der Farb-Tour gruppenweise organisierte, herrschte für rund drei Stunden ein fröhliches Kommen und Gehen im Freiluft-Atelier. 

    Im Oktober soll es eine Ausstellung der entstandenen Werke geben

    Währenddessen wird auch die Leinwand immer bunter, aus Farbflächen und Pinselstrichen entstehen Strukturen. Diese inspirieren die Malerinnen und Maler zu gegenständlichen Motiven und es tauchen Herzen, Sterne, Spiralen oder Handabdrücke und Buchstaben auf. Bevor es davon zu viel werden könnte und ein Bild das andere erstickt, schaltet sich der Künstler ein. „Wie wollen wir den Abschluss finden, mit einem gemeinsamen Motiv? Vielleicht in Zusammenhang mit der Realschule und der Lebenshilfe?" 

    Aber noch ist es nicht so weit. Und selbst wenn das Gesamtkunstwerk fertig ist, soll es mit der farbig zum Ausdruck gebrachten Inklusion nicht vorbei sein, sagt Gurgi-Mondini. Vom 13. bis 15. Oktober plant er in Augsburg eine Ausstellung mit den Exponaten seiner vier Farb-Tour-Stationen. Die Schau wird eine von etlichen sein, die der unter anderem mit dem Lehrstuhl für Kunstpädagogik der Uni

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