Die bei der Illertisser Musiknacht 2023 neu eingeführten Regeln haben sich bewährt, aus Sicht der Polizei war das Fest in der Stadt eine "ganz tolle Veranstaltung" mit nur wenig Ärger. Ein ähnliches Fazit zog Manfred Schug von der Sicherheitsfirma BuS. Seine Security-Kräfte waren in Illertissen unterwegs und werden das Geschehen auch in diesem Jahr im Blick behalten. Schug hatte nur kleine Verbesserungsvorschläge – eine neue Idee kam aus der Gastronomie.
"Ich habe am nächsten Tag gleich mal 15 Kartons neue Gläser bestellt", berichtete Ioannis Kopanos. Aber nicht etwa, weil es in seinem Café am Markt zu Ausschreitungen gekommen wäre. Im Lokal war schlicht so viel los, dass immer wieder jemand aus Versehen ein Getränk umstieß. Kopanos hatte nicht den finanziellen Schaden im Blick. Er sorgte sich, dass sich Gäste durch die Scherben verletzen könnten. Der Wirt schlug vor, einheitliche Kunststoffbecher zu ordern. Unterstützung kam aus der Nachbarschaft. Ferhat Yilmaz von der Kneipe s'Eck regte Becher an, die nicht nur für die Musiknacht, sondern für alle Illertisser Feste verwendet werden könnten. Er verwies auf die Kulturnacht in Ulm und Neu-Ulm. Dort gibt es einheitliche Becher aus Hartplastik, die von den Gästen auch von Lokal zu Lokal mitgenommen werden dürfen.
Alkoholverbot auf den Straßen hat sich bei der Musiknacht bewährt
Das aber wird in Illertissen nicht kommen. Die Stadt will am Alkoholverbot auf den Straßen festhalten, Getränke dürfen in der Musiknacht nur in den Gaststätten ausgeschenkt werden. Das soll Gewaltexzesse vermeiden wie 2019. Damals wurde ein Mann auf dem Marktplatz von Unbekannten bewusstlos geschlagen. Ein Familienvater wurde auf offener Straße zu Boden geworfen und dann getreten. Insgesamt meldete die Polizei sechs Körperverletzungen, mindestens drei der Opfer mussten im Krankenhaus behandelt werden. Über das Geschrei und fliegende Glasflaschen wurde in der Stadt noch lange danach gesprochen. Stadt und Polizei reagierten, das Alkoholverbot wurde eingeführt, begrenzende Bauzäune aufgebaut und mehr Sicherheitskräfte auf die Straßen geschickt.
Das Alkoholverbot hatte aber noch einen weiteren Effekt. Man habe vor allem jungen Gästen nicht bloß kleine Likörfläschchen abgenommen, berichtete Manfred Schug beim ersten Treffen zur Planung der nächsten Musiknacht-Auflage: "Manche hatten ganze Bierkästen dabei oder sechs, sieben Flaschen Schnaps." Alles sei nach Eingreifen der Security zu den Autos oder zurück nach Hause gebracht worden. Die Wirtinnen und Wirte dürften profitiert haben – Getränke gab es schließlich nur bei ihnen zu kaufen. Das sei der Stadt wichtig, betonte Bürgermeister Jürgen Eisen: "Wir verlangen anders als bei der Kulturnacht in Ulm und Neu-Ulm keinen Eintritt. Die Leute sollen sich in den Lokalen aufhalten." Er hob hervor, wie gut die Livemusik beim Publikum angekommen sei, nur in einem Fall habe es Ärger wegen zu viel Bass gegeben. Dass die Wirte viel Geld für gute Bands investieren, zahle sich aus: "Das ist für Illertissen ein Aushängeschild", hob er hervor.
Rund 5000 Menschen feiern bei der Musiknacht in Illertissen
Mit mindestens 5000 Menschen aller Altersgruppen rechnen Stadt und Wirtsleute für die Musiknacht am 2. Oktober 2024. Das bedeute mindestens 15.000 Hartplastikbecher, rechnete Kulturreferentin Susanne Schewetzky vor: Ein Drittel sei im Umlauf, ein Drittel werde zur gleichen Zeit gespült und ein Drittel müsse an den Ausschankstellen bereitstehen. Jürgen Eisen ergänzte, dass mindestens zwei Bechergrößen nötig sein, weil ja beispielsweise Bier und Wein verkauft würden. Bei Preisen von drei bis vier Euro pro Hartplastikbecher komme man schnell auf einen Betrag von 50.000 Euro. Die Stadt werde da kaum in Vorleistung gehen können: "Ich glaube nicht, dass der Stadtrat das mitträgt." Zumal sich die Verwaltung auch um Lagerung und Logistik kümmern müsste. Eisen regte an, die Gastronomen könnten über eine gemeinsame Anschaffung nachdenken. Vom Sicherheitsdienst kam eine zusätzliche Idee: Kunststoffbecher, die gegen ein Pfand von etwa drei Euro ausgegeben werden könnten, könne man auch bei den Brauereien leihen, mit denen die Gaststätten ja ohnehin Verträge geschlossen hätten.
Eine Entscheidung für die anstehende Musiknacht fiel bei der ersten Vorbesprechung nicht. Offen ist auch, welche Lokale und Institutionen sich beteiligen. Am ersten Treffen nahmen Vertreterinnen und Vertreter von Weinhandlung Vollmann, Café Carina, Bei Janni, Café am Markt, s'Eck, Illerfactory und Jugendbüro teil. Beteiligen wollen sich an der Musiknacht auch das Rösternest und die Kirche. Meldeschluss ist am 19. Juli.
Vom Sicherheitsdienst kamen darüber hinaus zwei weitere Anregungen: Feste Zugangsstellen zum Feierareal könnten die Musiknacht übersichtlicher und die Arbeit der Security einfacher machen. Und an manchen Stellen schade ein zusätzliches WC nicht.