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Illertissen: Erste Berufsschüler erlangen Fachhochschulreife in Illertissen

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Erste Berufsschüler erlangen Fachhochschulreife in Illertissen

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    Diese Absolventen haben als erster Jahrgang der Berufsschule Plus in Illertissen die Fachhochschulreife erlangt.
    Diese Absolventen haben als erster Jahrgang der Berufsschule Plus in Illertissen die Fachhochschulreife erlangt. Foto: Regina Langhans

    Zum Hochschulschloss jetzt auch noch die Hochschulreife: Die Schulstadt Illertissen ermöglicht es ambitionierten Berufsschülern inzwischen, neben Lehre und Berufsschulunterricht per Abendunterricht das Fachabitur zu machen. Das Modell heißt Berufsschule Plus und wurde 2018 eingeführt. Jetzt, drei Jahre später, hat Schulleiter Klaus Hlawatsch in einer Feierstunde elf Absolventen das Zeugnis der bundesweit anerkannten Fachhochschulreife überreicht.

    Im Herbst findet das Erfolgsmodell Berufsschule Plus in Illertissen seine Fortsetzung. Es sind noch Plätze frei in der neuen Klasse. Angesprochen fühlen dürfen sich alle Berufsschüler mit Mittlerem Bildungsabschluss und Notendurchschnitt von mindestens 3,5 in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik aus der Region, die bereit sind, abends nach Ausbildung und Berufsschulunterricht nach Illertissen zu kommen, um drei Jahre lang noch zusätzlich die Schulbank zu drücken.

    Anfangs war die Klasse in Illertissen mehr als doppelt so groß

    Einige unter ihnen hätten dafür Anfahrten von bis zu 30 Kilometer in Kauf genommen, sagen Kerstin Hofmaier aus Nordholz und Welat Ziyanak aus Kirchdorf. Sie zählen zu den elf erfolgreichen Fachabiturienten der anfangs mehr als doppelt so großen Klasse in Illertissen. Mit ihnen haben Sebastian Steger, Dennis Bacher, Lena Riedmiller, Dennis Lehmann, Andreas Moor, Annika Kneer, Artur Knaub, Hyra Feta und Jonas Staudenmayer bis zum erfolgreichen Abschluss durchgehalten. Etliche andere haben aus verschiedensten Gründen aufgehört.

    Die verbliebene Klasse sei zusammengewachsen, von tollen Lehrern motiviert worden, wobei das Coronavirus die zu bewältigenden Schwierigkeiten nicht einfacher gemacht habe, erzählen Kerstin Hofmaier und Welat Ziyanak. Mit strahlendem Lächeln und dem Fachabiturzeugnis in Händen sind sie sich einig: Stress, Freizeitverzicht und Durchhaltewillen hätten sich gelohnt.

    Kerstin Hofmaier, 20, hat ihren Abschluss mit 1,0 und somit als Klassenbeste bestanden. Sie hatte sich sowieso für irgendwann das Fachabitur vorgenommen und nun von der unerwarteten Gelegenheit profitieren können. „Mir fällt das Lernen nicht schwer, jetzt habe ich aber Zeit gespart, meine Berufsausbildung als Industriekauffrau abgeschlossen und obendrein schon Geld verdient“, sagt sie. Nun kann sie es sich gönnen, in ihrer Firma Berufserfahrung zu sammeln und das passende Studium herauszufinden.

    In Mathe, Deutsch und Englisch muss die Abiturprüfung geschrieben werden

    Welat Ziyanak, ist Industriekaufmann und froh, das angepeilte Fachabitur schon jetzt in der Tasche zu haben: Er hat bereits die nächste Etappe seiner Weiterbildung fest im Blick. „Ich beginne ein Duales Studium im Bereich Dienstleistungsmanagement, den passenden Arbeitsplatz habe ich auch schon“, erzählt er. Über das abendliche Pauken sagt der 23-Jährige: Ich konnte es ganz gut mit Ausbildungs- und Berufsschulzeit verbinden, aber wir hatten auch gute Lehrer.“ Sie hätten ihre Zeit geopfert, um Stoff zu wiederholen, und auch in der Klasse habe man sich gegenseitig hochgezogen.

    Darauf bezieht sich Ziyanak auch in seinen Dankesworten an die Lehrer, die sie in 760 Stunden verteilt auf drei Jahre in den Fächern Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Deutsch, Englisch und Mathematik unterrichteten. In den letztgenannten drei Fächern musste die Abiturprüfung geschrieben werden, um die Fachhochschulreife zu erlangen. „So mancher Schokoriegel wurde da verspeist, bis Probleme endlich geknackt waren“, sagt Ziyanak und beendet seine Rede philosophisch: „Nun können wir uns fragen, ob die Freiheit zurück ist oder der Ernst des Lebens beginnt.“

    Landrat Thorsten Freudenberger betont bei der Abschlussfeier, einer Einführung der als Pilotprojekt in Augsburg, Lauingen und Marktoberdorf gestarteten Berufsschule Plus im Schuljahr 2018/19 in Illertissen gleich offen gegenübergestanden zu haben: „Im Sinne eines durchlässigen Bildungssystems soll jeder das passende Angebot zu der für ihn richtigen Zeit bekommen.“ Dritte Bürgermeisterin Susanne Kränzle-Riedl würdigt, dass die Absolventen viel geleistet hätten und gemachte Erfahrungen niemals umsonst seien. Schulleiter Klaus Hlawatsch gibt den scheidenden Fachabiturienten Schlagworte mit auf den Weg, um sich gegebenenfalls zu orientieren: So empfiehlt er etwa, selbstbestimmt in die Zukunft zu gehen, aber auch selbstkritisch zu sein, „wenn es noch Luft nach oben gibt“.

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