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Illertissen: Das neue Gesicht des Illerauwaldes

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Das neue Gesicht des Illerauwaldes

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    Der Illerauwald zwischen Illertissen und Altenstadt besteht zu mehr als 90 Prozent aus Eschen. Doch das Eschentriebsterben befällt seit einigen Jahren zahlreiche Bäume. Diese Umbaufläche im Altenstadter Gemeindewald weist deshalb einen verjüngten Eschenbestand mit einzelnen Alteschen und Biotopbäumen auf.
    Der Illerauwald zwischen Illertissen und Altenstadt besteht zu mehr als 90 Prozent aus Eschen. Doch das Eschentriebsterben befällt seit einigen Jahren zahlreiche Bäume. Diese Umbaufläche im Altenstadter Gemeindewald weist deshalb einen verjüngten Eschenbestand mit einzelnen Alteschen und Biotopbäumen auf. Foto: Bernd Karrer

    Seit 2008 breitet sich das Eschentriebsterben unaufhaltsam in Bayern aus und hat inzwischen einen Großteil unserer heimischen Eschen befallen. Verursacht wird die Krankheit durch einen Pilz mit dem unscheinbaren Namen „Falsches Weißes Stengelbecherchen“, der von Asien aus seinen Weg zu uns gefunden hat. Die Krankheit befällt die Eschen über die Blätter und Triebe und dringt dann weiter in die Äste und das Holz der Bäume vor. Man kann die kranken Eschen gut an ihren verlichteten Kronen mit ihren abgestorbenen Ästen und Zweigen erkennen.

    Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es häufig zum Absterben des Baumes. Zahlreiche befallene Einzelbäume wurden inzwischen an Straßen und in der Nähe von Häusern aus Sicherheitsgründen gefällt. Was geschieht aber mit größeren Waldbeständen, die überwiegend aus Eschen bestehen? So setzt sich der Illerauwald zwischen Illertissen und Altenstadt zum Beispiel zu mehr als 90 Prozent aus dieser Baumart zusammen.

    Aus der Katastrophe kann ein Neuanfang entstehen

    Man könnte den Auwald einfach sich selbst überlassen und die alten Eschen flächig absterben lassen. Eine Katastrophe bietet aber immer auch die Chance für einen Neuanfang. So haben sich beispielsweise Illertissen und Altenstadt dafür entschieden, ihre Auwälder umzubauen und anstatt der Eschen andere, standortgerechte Baumarten neu anzupflanzen. Der Wald entlang der Iller diente in früheren Zeiten hauptsächlich zur Brennholzgewinnung. Einzelne Parzellen wurden in regelmäßigen Abständen abgeschlagen und die Stämme und Äste samt dem Unterholz genutzt. Bei der angrenzenden Waldgenossenschaft Jedesheim wird beispielsweise heute noch der Begriff „Wellen“ verwendet. Es handelt sich hierbei um eine alte Maßeinheit für das Reisholz.

    Das Eschentriebsterben

    Auslöser Der Pilz „Hymenoscyphus fraxineus“ mit seiner Nebenfruchtform „Chalara fraxinea“ beeinträchtigt massiv die Entwicklung der in Europa verbreiteten Gemeinen Esche.

    Herkunft Ursprünglich stammt der Pilz wohl aus Japan, in Bayern wurde die durch ihn ausgelöste Krankheit erstmals im Herbst 2008 beobachtet. Inzwischen kommt das Eschentriebsterben in ganz Europa vor.

    Symptome Zunächst verfärben sich die Blätter eines erkrankten Baums ungleichmäßig, worauf Rinde und Holz an den Trieben absterben. Dies setzt sich im späteren Verlauf in weiteren Teilen der Esche fort. Bei älteren Bäumen kann es mehrere Jahre dauern, bis er vollständig abgestorben ist.

    Bekämpfung Eine direkte Bekämpfung des Eschentriebsterbens, etwa durch Fungizide, ist nicht möglich, da der Pilz weit verbreitet ist und sich der Infektionszeitraum über Monate hinzieht. (cgal)

    Nachdem die Brennholznutzung vor etwa 100 Jahren weitgehend ihre Bedeutung verloren hatte, ließ man die Wälder einfach durchwachsen. Es entstanden die heutigen lichten Eschenwälder mit ihren astreichen, kurzstämmigen Bäumen. Da die Eschen nun krank sind und abzusterben drohen, werden sie gefällt und als Brennholz oder teilweise auch als Stammholz für Möbel genutzt. Gesunde Eschen bleiben und können sich unter Umständen noch natürlich vermehren. Vielleicht können dadurch widerstandsfähigere Individuen die Krankheit überstehen.

    Vorhandene Biotopbäume sind wichtiger Lebensraum für Vögel, Insekten und Pilze und bleiben natürlich auch stehen. Das Reisig, das beim Pflanzen hinderlich ist, wird auf große Haufen geschichtet und dient dadurch vielen Arten als Unterschlupf. Die verbleibende Fläche wird dann neu bepflanzt mit Pflanzen, die bereits so groß sind, dass sie vom Rehwild nicht verbissen werden können. Dazu wird der Boden um die Pflanzlöcher mit einem sogenannten Krümler so gelockert, dass die großen Wurzeln genügend Platz haben und die Pflanzen gut anwachsen können.

    Kommunen haben 112 000 junge Bäume gepflanzt

    Auf diese Weise wurden von der Stadt Illertissen und dem Markt Altenstadt in den vergangenen acht Jahren auf rund 20 Hektar Fläche 112000 junge Bäume gepflanzt. An erster Stelle steht die Stieleiche mit einem Anteil von 40 Prozent, gefolgt von Spitzahorn, Vogelkirsche, Flatterulme und Bergahorn. Auch Schwarznuss, Amerikanische Roteiche und Esskastanie haben ihren Platz gefunden. Saalweiden und Baumhasel entlang der Wege sind auch für Insekten interessant. Für all diese Hauptbaumarten ist ein Nebenbestand aus Winterlinde und Hainbuche wichtig, der für ein günstiges Waldinnenklima sorgt. Damit wird auch der Boden beschattet und das üppig wachsende das Unkraut zurückgedrängt.

    Mit diesen Umbaumaßnahmen werden wichtige Investitionen für künftige Generationen getätigt. Es entstehen hochwertige, standortgerechte Wälder mit einem breiten Spektrum an Baumarten. Der Rohstoff Holz wird sicher auch in Zukunft seine Bedeutung behalten. Und jeder der zahlreichen Bäumchen entnimmt mit seinem Wachstum der Atmosphäre CO2 und entlastet dadurch das Klima. (az)

    Vom 22. bis 28. Juni findet in Bayern wieder die Woche des Waldes statt. Normalerweise finden dazu Veranstaltungen und Waldführungen für alle am Wald Interessierten zu Wissenswertem über den Lebensraum Wald statt. Doch in Zeiten der Corona-Krise können auch beim Amt für Ernährunng, Landwirtschaft und Forsten keine Veranstaltungen stattfinden. Stattdessen geht es diese Woche in einer Artikelserie unserer Redaktion um das Thema „Biodiversität im Wald“. Den Anfang machte Bernd Karrer, Leiter des Forstreviers Illertissen.

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