Gefühlt die halbe Stadt und viele Auswärtige waren wieder zur Illertisser Musiknacht am Vorabend zum Tag der Deutschen Einheit auf den Beinen. Nach drei Jahren Pause wollte das Publikum seiner Feierfreude freien Lauf lassen. In der ganzen Innenstadt drängten sich die Besucherinnen und Besucher in den 18 Locations und trugen die gute Stimmung nach außen.
Der Bummel durch die Stilrichtungen reichte von der in Illertissen gern gehörten Tanz- und Partyband Die Maybacher im alten Feuerwehrhaus im Osten bis zu Daniel’s Karaoke im Café Carina westlich des Bahnhofs. Inhaberin Karin Habel freute sich über ihren dazu gehörenden eingezäunten Biergarten, an dem sie für die Veranstaltung nichts verändern musste. Sie war bei jeder Musiknacht dabei und warb: „Im Carina wird man zum Star“.
Am südlichen Rand der Musikmeile lud das Jugendhaus mit entspannter Chillout-Musik, und im Norden sorgten in der Christuskirche die Lobpreis-Band sowie im Jochen-Klepper-Haus etwa die Gruppe Edelstoff mit gepflegter Rockmusik für ständiges Kommen und Gehen.
Musiknacht in Illertissen zwischen Bauzäunen
Matthias Kleber aus Illertissen und seine Freunde hatten es sich auf der Mauer gemütlich gemacht. Sie kamen per Zug aus München und hatten sich im Internet die Route für den Abend ausgesucht: erst Fete auf dem Ulmer Münsterplatz und dann Musiknacht in Illertissen. Dass hierbei der Konsum von Alkohol auf den Straßen verboten war, war für sie neu. Das Alkoholverbot ist Teil der Verordnung, welche die Stadt eigens für die Musiknacht und mit Blick auf den Ablauf der Veranstaltung vor vier Jahren erlassen hat.
Sichtbar wurden diese Sicherheitsregeln an diesem Abend auch: Wer auf der ab Hirschkreuzung gesperrten Hauptstraße Richtung Zentrum unterwegs war, konnte zwischen den Lokalen Zelte und Bauzäune für Abgrenzungen feststellen. Das erwies sich für Familien mit Kindern recht praktisch: Sie konnten mit Eis oder Pommes außerhalb Platz nehmen und trotzdem in den Genuss der gut hörbaren Musik kommen.
Bei der Musiknacht kamen auch Familien mit Kindern auf ihre Kosten
Davon machte etwa Manuela Häußler Gebrauch. Während sich ihr Ältester seinen Kumpeln anschloss, bummelte die kleine Ronja mit Bruder und Eltern durch die Musikmeile. Am besten gefiel der kleinen Tanzschülerin fetzige Musik wie im Casa Melente. Allerdings war ihr der dort gebotene Techno-Stil zu laut. Die zahlreichen Techno-Fans schienen aber genau dies zu genießen. Das Lokal, wie so manch weitaus größere Lokation, war rappelvoll von der sich rhythmisch bewegenden Menge.
Etliche Menschen hatten sich farbenfroh gekleidet, etwa mit einem Blumenkranz auf dem Kopf. Auch auffallend gekleidete Punks wie Nico Landheim aus Altenstadt und seine jungen Freunde aus Ulm passten ins bunte Bild. Obwohl sie amüsiert versicherten: „Nein, das ist unser Alltagsgewand.“
Ganz traditionell tanzen wollten viele Paare in der Historischen Schranne, wo das Salonorchester Babenhausen mit Evergreens aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts begeisterte. In anderer Weise Tradition erlebte das Publikum im Gasthof Krone: Wirt Peter Hamp überraschte mit der Blues-Rock-Band Scrap Heap um Gitarrenbauer Rainer Tausch aus Jedesheim. Diese brachten die Band Wally mit. Hubert Mayer aus Jedesheim dürfte den vielen Krone-Fans wohl aus dem Herzen gesprochen haben, wenn er sagte: „Seit Jahrzehnten treffen sich die gleichen, man kennt sich.“
Plastikbecher sollen in Illertissen Scherben vermeiden
Konsequent zeigte sich Hamp im Umsetzen der Empfehlung, zur Vermeidung des nach Festen unvermeidlich scheinenden Glasbruchs auch im Lokal Plastik zu verwenden, vom Bierglas bis zum Stamperl. Um 20.30 Uhr habe er in diesen Musiknachtmodus gewechselt, wobei die Becher mehrfach verwendet und anschließend recycelt würden.
Wie gut sich griechische und deutsche Musik in einer Veranstaltung vereinbaren lassen, war im Gasthaus Bei Janni mit dem Duo Alexis Zorbas zu erleben: leidenschaftlich getanzt wurde auf Griechisch und auf Deutsch. Mit Elisabeth Iosifidou gab es spontane Einlagen. Ihr „Zeibekiko“, ein ausdrucksstarker Solotanz, der früher nur Männern vorbehalten war, erhielt viel Beifall. Fast mystisch inspirierend lud zur selben Zeit die farbig angestrahlte Stadtpfarrkirche zum Nähertreten ein. Zumal verschiedentlicher Chorgesang aus Jedesheim und des Kammerchors St. Martin sowie anschließend konzertantes Orgelspiel mit Kirchenmusiker Wolfram Seitz neugierig machte.
Veranstalter der Musiknacht in Illertissen ziehen positive Bilanz
Angesichts der gebotenen Fülle war das für 1 Uhr früh angekündigte Ende der Musikdarbietungen schnell da. Bis 2 Uhr blieb Zeit, Getränke oder Gespräche zu beenden, dann wurde die Sperrstunde wirksam. Schon davor zog Kulturreferentin Susanne Schwewetzky im Gespräch mit unserer Redaktion eine erfreuliche Zwischenbilanz. Auch wenn „kleine Ausreißer“ nicht zu vermeiden seien. Ähnlich sah es auch die Polizei, die am nächsten Morgen von friedlich Feiernden in Illertissen berichtete.