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Illertissen: Thomas Reiner geht in Ruhestand: Was erlebt ein Reli-Lehrer in 35 Jahren Schule?

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Thomas Reiner geht in Ruhestand: Was erlebt ein Reli-Lehrer in 35 Jahren Schule?

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    Der engagierte evangelische Religionspädagoge und Schulreferent Thomas Reiner wurde jetzt in den Ruhestand verabschiedet. Ganz weg ist er trotzdem nicht.
    Der engagierte evangelische Religionspädagoge und Schulreferent Thomas Reiner wurde jetzt in den Ruhestand verabschiedet. Ganz weg ist er trotzdem nicht. Foto: Regina Langhans

    In den Reli-Unterricht zu Thomas Reiner kamen sie alle: junge evangelische Gläubige wie auch solche aus christlichen Freikirchen mangels eigenem Religionsunterricht, Nichtgetaufte und Konfessionslose. Reiner unterrichtete in Grund-, Mittel-, Realschulen, Gymnasien, Förder- oder Berufsschulen im Kreis Neu-Ulm. Am Sonntag wurde der 65-Jährige aus Jedesheim in den Ruhestand verabschiedet. So bunt wie sich die Klientel des Religionspädagogen zusammensetzte, gestalteten sich seine Erfahrungen. 

    Im Gespräch mit unserer Redaktion plaudert er aus dem Nähkästchen und blieb dabei sehr entspannt. Gab es das, dass Schülerinnen oder Schüler ihn zur Weißglut bringen wollten? „Nicht mehr als bei anderen im Lehrerkollegium“, sagt Reiner gelassen. Jugendliche würden eben ihre Pubertät durchlaufen. Vielleicht sei er auch nicht der Typ für die spektakulären Ereignisse, findet er. Was er zu erzählen hat, zeigt ihn als geerdeten Menschen, der zuhören kann, Situationen erfasst und auf sie reagiert. 

    Das hat der Religionspädagoge aus Illertissen erlebt

    An den konfessionslosen Kindern habe ihn vor allem ihre Aufgeschlossenheit gegenüber den biblischen Geschichten und religiösen Themen beeindruckt. In den vergangenen Jahren wuchs deren Anteil auf bis zu 20 Prozent in seinen Klassen. „Wir weisen niemanden ab, sondern glauben, voneinander lernen zu können“, so Reiner. Eine Herausforderung sei der jahrgangsübergreifende Unterricht gewesen, wenn keine eigenen Klassen zustande kamen. Generell steige die Zahl der konfessionslos Heranwachsenden, sodass auch darüber nachgedacht werden sollte, wie evangelischer und katholischer Unterricht in Kooperation erfolgen könnte, findet Reiner. 

    Wer den Glauben nur aus dem Schulunterricht kenne, dem fehlten die häuslichen Vorbilder. So falle es schwer das religiöse Wissen ins Leben zu integrieren, bedauert er. Er versuchte dem gegenzusteuern, indem er Ereignisse, welche die Kinder unmittelbar betrafen wie etwa Schicksalsschläge oder den plötzlichen Tod Nahestehender, einbezog. Manche Antwort musste er auch schuldig bleiben: „Da kommt der Glaube, die christliche Hoffnung ins Spiel.“ Außerdem bot er Projekte an, etwa für Gottesdienste. „Aktivitäten fanden stets Anklang, Jugendliche wollen sich engagieren“, so der Pädagoge. 

    Zum Ende der Schulzeit würde diese Bereitschaft oft sinken. Reiner erkennt bei den jungen Menschen vielmehr mangelnde Anknüpfungspunkte zur Kirche, wie Freundschaft, Zusammenhalt oder das miteinander Beten sein. Für Gläubige mag erschreckend sein, dass landkreisweit evangelische und katholische Kinder an Mittelschulen zusammen kaum 50 Prozent ausmachten. Doch dass die christlichen Kirchen trotz sinkender Mitgliedszahlen zukunftsfähig sind und fortbestehen, davon ist der Religionspädagoge fest überzeugt. 

    Fast wäre der Religionspädagoge bei der Physik gelandet

    Der gebürtige Dachauer und Absolvent der Augustana-Hochschule in München trat 1988/89 in Illertissen eine Stelle zu je 50 Prozent Schuldienst und Gemeindearbeit an und wechselte zehn Jahre später ganz in den Religionsunterricht. Standorte waren neben

    Trotz seines Ausscheidens geht Thomas Reiner den Illertissern nicht verloren. Weiterhin wird er sich als Lektor für Gottesdienste und Layouter des Gemeindebriefes engagieren. Im Kirchenvorstand steht er als Vertrauensmann bereit. Er sagt: „Trotz des Berufs blieb mir das Ehrenamt wichtig, es hat mit der evangelischen Jugendarbeit begonnen und findet in der Kirchengemeinde seine Fortsetzung.“ Fast wäre übrigens ein engagierter Christ an ihm verloren gegangen: Reiner hatte sich schon für den Studiengang „physikalische Technik“ beworben, als er auf den Prospekt über die Fachhochschule für „Religionspädagogik und Kirchliche Erwachsenenbildung“ stieß und umschwenkte. 

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