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Illertissen: Abend für Wachkomapatienten: Ein Song, der beeindruckt, und ein Satz, der tröstet

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Abend für Wachkomapatienten: Ein Song, der beeindruckt, und ein Satz, der tröstet

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    Das Trio Merk Brothers aus Jedesheim gestaltete in der Schranne zum zehnten Mal einen Konzertabend zugunsten des heimischen Fördervereins für Wachkomapatienten.
    Das Trio Merk Brothers aus Jedesheim gestaltete in der Schranne zum zehnten Mal einen Konzertabend zugunsten des heimischen Fördervereins für Wachkomapatienten. Foto: Wilhelm Schmid

    Die stolze Summe von 15.000 Euro haben die Merk Brothers bei ihren bisher neun Wohltätigkeitskonzerten für den Förderverein Wachkomapatienten bereits eingespielt. Das zehnte Konzert des Trios dürfte diesen Betrag noch deutlich erhöhen. Der Abend kam beim Publikum an. Dank der Spenden springt der Verein auch dann ein, wenn Krankenkassen nicht bezahlen.

    Josef Emmerz vom Förderrat des Vereins begrüßte das zahlreiche Publikum, das die Historische Schranne einschließlich der Galerie komplett besetzt hatte. Auch die Stadt Illertissen leistete ihren Beitrag, indem sie den Saal für den guten Zweck kostenlos zur Verfügung stellte. Dieser besteht darin, Wachkomapatienten und deren Familien sowohl durch Beratung als auch finanziell zu unterstützen. Denn die Krankenkassen, so war zu erfahren, leisten nicht alles, was für die Patientinnen und Patienten getan werden könnte, sodass die Unterstützung dringend benötigt wird. Allein im vergangenen Jahr konnten betreuende Angehörige mit insgesamt 9000 Euro unterstützt werden.

    Merk Brothers aus Jedesheim spielen in der Schranne in Illertissen Klassiker

    Peter Merk mit der Sologitarre und seine Brüder Bruno, Bassgitarre, und Thomas, Rhythmusgitarre, hatten einen Klassiker der Beatles aus dem Jahr 1965 an den Beginn ihres Programmes gestellt. Dass "Nowhere Man" heute und wohl auch in fernerer Zukunft als Klassiker gelten würde, hatten Musiklehrer in der Entstehungszeit des Songs als unmöglich bezeichnet. Aber diese Vermutung sollte sich als genau so unmöglich erweisen wie der bekannte Satz von Kaiser Wilhelm II., der das Auto als "vorübergehende Erscheinung" im Vergleich zum Pferd als Transportmittel bezeichnet hatte. John Lennon hatte "Nowhere Man" geschrieben, als er sich in einer Lebenskrise befand, und so wie ihm half nun das Lied auch dem Anliegen der Veranstalter in der Schranne.

    Ein "bunter Blumenstrauß", wie es die Brüder in ihren Ansagen formulierten, folgte aus vielerlei Stilarten der Folk- und Countrymusic, und es gab immer wieder originelle Informationen. So beispielsweise, als "Blue Eyes crying in the Rain" als "Hosenfallenripser" bezeichnet wurde, was ein Hinweis auf die Bayerische Akademie der Wissenschaften belegte. Diese erklärt den Ausdruck in ihrer dialektologischen Homepage als "langsamen Tanz, bei dem die Tanzpartner eng umschlungen sind". Der Begriff, so heißt es dort, sei in Vöhringen und Schneckenhofen nachgewiesen, was im Publikum mit großer Heiterkeit registriert wurde.

    Förderverein Wachkomapatienten unterstützt mit Beratung und Geld

    Die Reihe der ebenso interessanten Erklärungen ließe sich noch fortsetzen, aber es war vor allem die Musik, die das Publikum in ihren Bann zog. Da besuchte man die berühmten "Cottonfields" mit ihren an Spirituals erinnernden Melodien, und "Sound of Silence" ist aus der Reihe der großen Erfolge der vergangenen Jahrzehnte ebenso wenig wegzudenken wie beispielsweise "California Dreamin" oder auch der Welthit "Summertime" aus Gershwins "Porgy and Bess"". Die Begeisterung des Publikums wuchs von einem Vortrag zum anderen, besonders auch angesichts des sängerischen und instrumentalen Könnens der drei Akteure, die bis zum abschließenden "Johnny B. Goode" stets anhaltenden Applaus entgegennehmen durften.

    Koma, Wachkoma, Hirntod

    KOMA - Das Koma (griechisch für «tiefer, fester Schlaf») ist der schwerste Grad einer Bewusstseinsstörung und Ausdruck einer schweren Hirnfunktionsstörung. Der Patient lässt sich durch äußere Reize wie Ansprechen oder Rütteln nicht wecken. Selbst auf Schmerz reagiert er nicht. Mit verschiedenen Koma-Skalen wird die Stärke abgeschätzt. Aus einem Koma kann ein Patient wieder erwachen.

    WACHKOMA - Patienten im Wachkoma (apallisches Syndrom) haben zwar die Augen geöffnet, ihr Blick geht jedoch ins Leere. Normalerweise haben die Patienten nach Auskunft von Ärzten kein Bewusstsein und können weder emotionalen Kontakt aufnehmen noch Aufforderungen befolgen. Das Stammhirn ist aber noch aktiv, Blutdruck, Atmung und viele Reflexe werden weiter geregelt. Eine Rückkehr des Bewusstseins nach mehr als drei Monaten gilt als unwahrscheinlich. Die meisten Patienten sterben nach zwei bis fünf Jahren an Komplikationen.

    HIRNTOD - Bei Hirntoten sind die Gesamtfunktionen des Großhirns, Kleinhirns und Stammhirns unwiederbringlich erloschen. Ursachen sind beispielsweise Schädel-Hirn-Verletzungen, Hirnblutungen oder Herz- Kreislauf-Stillstand. Der Mensch atmet nicht mehr. Durch künstliche Beatmung kann der Blutkreislauf aber erhalten werden. Dies geschieht etwa, um ihm zu einem späteren Zeitpunkt Spenderorgane zu entnehmen.

    Bei den Zugaben beeindruckte besonders der Song "Gegen den Wind" von Reinhard Mey, dessen Sohn Maximilian vor zehn Jahren nach fünfjährigem Wachkoma gestorben war. So bietet vielleicht auch den Freunden und Angehörigen von hiesigen Wachkomapatienten der Kommentar des Musikers einen gewissen Trost, als er damals sagte: "Es kommt nach der tiefsten Trauer irgendwann der tröstliche Moment, an dem gute Erinnerungen an die geliebten Menschen wach werden. Niemand kann uns ewig begleiten. Das Leben muss dennoch weiter gelebt werden." Erst nach zwei weiteren

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