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Dietershofen/Kempten: Er macht das Schwere leicht

Dietershofen/Kempten

Er macht das Schwere leicht

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    Geschliffener Stahl: Benedikt Zint in der Kemptener Ausstellung. Im Hintergrund sind einige Schlackeobjekte des Unterallgäuers zu sehen.
    Geschliffener Stahl: Benedikt Zint in der Kemptener Ausstellung. Im Hintergrund sind einige Schlackeobjekte des Unterallgäuers zu sehen.

    Wer ist dieser Benedikt Zint? Das fragen sich viele Kunstfreunde. Zwar waren seine unverwechselbaren Werke bei so gut wie jeder Sammelausstellung Allgäuer Künstler präsent – diese spezielle Kombination von schwerem Stahl und lichtem Fensterglas. Aber der Mensch hinter den Arbeiten blieb so gut wie unsichtbar.

    Der Unterallgäuer erhielt vom Berufsverband Bildender Künstler Allgäu/Schwaben-Süd den Kollegenpreis zugesprochen, was – neben 1000 Euro Preisgeld – verbunden ist mit einer Präsentation im Rahmen der Jahresausstellung des Verbands.

    Zwei Wochen lang sind elf seiner Stahl-Glas-Skulpturen im Hofgartensaal der Kemptener Residenz zu sehen. Und in einem Video kann man Zint beim Arbeiten mit Hammer, Meißel und Flex in seinem Atelier in Dietershofen sehen.

    Stahl ist schwer. Gut eine Tonne hat Benedikt Zint, 63, in den Hofgartensaal geschleppt, proportioniert in Kuben, Würfel, Dreiecke und andere geometrische Gebilde. Hat das graue, kalte Material auf weiße Sockel gehoben, um es mit fünf Millimeter starkem Glas zu Kunstwerken zu fügen, die – wie Verbandsvorsitzender Gerhard Menger lobt – unverwechselbar und eigenständig sind.

    Wie er sie zusammenstellt, hat Zint vorher mit Zeichenstift und Meterstab genau ausgetüftelt. „Experimente haben mich immer gereizt“, sagt er. Zint hat nie eine Kunstakademie besucht – auch, wenn ihn Zeichnen und Malen immer faszinierten.

    Der Bauernsohn lernte erst Landmaschinen-Mechaniker, dann ging er als Stahlbauer-Schlosser zur Firma Goldhofer nach Memmingen. Den elterlichen Hof wollte er nicht übernehmen. Eine künstlerische Initialzündung erlebte er bei einem Besuch der Alten Pinakothek in München. „Das hat mich so fasziniert, dass ich mir einen Farbkasten zugelegt habe“, erzählt er.

    Eine Zeit lang malte er im Stil Alter Meister, bis ihn Bernhard Keller bei einem Kurs mit moderner Kunst und freiem Malen infizierte. Zur Bildhauerei kam er, als er mal mit einer Farbmischung nicht zufrieden war.

    Ab und zu greift er noch zum Pinsel, etwa für private Porträts. In die Öffentlichkeit geht Benedikt Zint nur mit Skulpturen.

    Künstlerisch zu arbeiten war für ihn immer Feierabend-Beschäftigung, ein Ausgleich zur Arbeit im Betrieb – aber nicht im üblichen Sinn. Als Künstler könne er nämlich selbstbestimmt arbeiten – was ihm als angestellter Stahlarbeiter nicht möglich ist. Genauer gesagt: nicht möglich war. Denn seit ein paar Tagen ist Zint in Rente – und damit endgültig Freiberufler.

    Konzentriert er sich dann ganz auf die Kunst? Das wohl nicht. Zint fertigt auch mal längere Zeit nichts – „bis es dann wieder aus mir raussprudelt“.

    Ausstellung Die Jahresausstellung des Künstlerverbands inklusive Zints Arbeiten läuft bis 30. September; geöffnet Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

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