Kurz vor Ostern hatte die Maschinenbaufirma Lambacher aus Regglisweiler Insolvenz angemeldet, weil die Zahlungsunfähigkeit drohte. Schon damals sah der vorläufige Insolvenzverwalter Oliver Bauer von der Kanzlei Eisenbeis in Ulm eine "gute Ausgangslage, um gut in die Zukunft zu schauen". Inzwischen steht fest, wie es weitergeht. Das Personal bleibt an Bord, die bisherige Eigentümerfamilie spielt eine wichtige Rolle.
Die Kritzner Metalltechnik GmbH mit Hauptsitz in Schweinfurt hat Lambacher bereits zum 1. Juni übernommen, wie ein Sprecher nun mitteilte. Über einen gemeinsamen Großkunden erfuhr der Schweinfurter Firmeninhaber und Geschäftsführer Thomas Kritzner Mitte des Monats Mai von der Situation des württembergischen Mitbewerbers aus dem Stadtteil von Dietenheim. Der erste Eindruck vor Ort war positiv, die Chemie stimmte und Kritzner erkannte die Chancen, die in der Übernahme lagen. „Schwaben ticken ähnlich wie wir Franken“, wird Thomas Kritzner in einer Pressemitteilung zitiert. Mit der Familie Lambacher habe er sich auf Anhieb sehr gut verstanden, ebenso mit der 25-köpfigen Belegschaft. Ein wesentlicher Aspekt für die Übernahme sei die strategisch gute Lage in der industriestarken Region Ulm, ein weiterer der bestehende Stamm namhafter Kunden, auf dem sich eine erfolgreiche Zukunft aufbauen lasse.
Zukunftssicherung in Regglisweiler: Lambacher wird Teil von Kritzner Metalltechnik
Anfang Juni war der Deal perfekt. Kritzner erwarb das Anlage- und Umlaufvermögen von Lambacher und übernahm den bestehenden Mietvertrag für die Immobilie mit 1200 Quadratmetern Produktions- und Lagerflächen und 200 Quadratmetern Außenlager. Nun gehe es darum, beide Standorte inhaltlich zusammenzuführen und IT und Maschinenpark auf Kritzner-Niveau zu heben, heißt es in der Mitteilung weiter. Aktuell wird in Dietenheim die EDV aus dem Stammhaus installiert. Ab 2025 plant Thomas Kritzner die Anschaffung neuer Maschinen, ähnlich denen, die in Schweinfurt mittlerweile eine spürbar effizientere Produktion ermöglichen. Auf etwa 1,5 Millionen Euro schätzt er den Investitionsbedarf.
Wie alle Mitarbeiter des Stammpersonals inklusive der beiden Azubis bleiben auch die bisherigen Eigentümer, die Familie Lambacher, an Bord. Vor 20 Jahren hatten die drei Geschwister das Unternehmen von ihrem Vater übernommen. Albert Lambacher soll als Prokurist die Niederlassung leiten, sein drei Jahre jüngerer Bruder Günter die Produktion. Ihre Schwester Brigitta Jäger bleibt bis zur Rente Bürochefin und ihr Sohn Andreas Maier soll perspektivisch die Nachfolge Albert Lambachers antreten. Albert Lambacher und mit ihm auch seine Geschwister samt Belegschaft haben sich mit der Lösung angefreundet. Sie sind froh, dass der Betrieb in Gänze erhalten bleibt und als wichtiger Teil eines zukunftsorientierten Unternehmens weitergeführt wird. Thomas Kritzner freut sich auf die anstehenden Herausforderungen. Im Zusammenwirken beider Standorte sieht er gute Perspektiven, etwa die Option, Auftragsspitzen besser abfedern zu können. Zudem besitzt das Unternehmen nun Kapazitäten für die Annahme größerer Aufträge als bisher.
Ob aus der Übernahme eine langfristige Erfolgsgeschichte wird, liegt laut Thomas Kritzner nicht unwesentlich daran, wie sich die deutsche Wirtschaft und ihre Rahmenbedingungen entwickeln. Der Schweinfurter ist bekennender Optimist. Mit der ungeplanten Übernahme haben sich jedenfalls seine Ziele geändert: „Eigentlich wollte ich mit meiner Firma etwas kleiner werden, dafür effizienter. Nun heißt das Ziel, die Kapazitäten des derzeitigen Personalstands an beiden Standorten mit vernünftigen Aufträgen auszufüllen.“ (AZ)
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