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Buch-Obenhausen: Gas im Keller: Illegale Schnapsbrennerei fliegt in Obenhausen auf

Buch-Obenhausen

Gas im Keller: Illegale Schnapsbrennerei fliegt in Obenhausen auf

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    Zahlreiche Feuerwehrleute waren am Wochenende in Obenhausen im Einsatz.
    Zahlreiche Feuerwehrleute waren am Wochenende in Obenhausen im Einsatz. Foto: Feuerwehr Buch

    So einen Einsatz erlebt selbst ein erfahrener Feuerwehrmann wie der Kellmünzer Kreisbrandinspektor Benedikt Kramer nicht alle Tage. Ein durchaus gefährlich klingender ABC-Alarm in der Stufe 3 – ABC steht für "Atomare-Biologische-Chemische Gefahren" – führte zu einer kuriosen Entdeckung in einem Keller. Die vorläufige Bilanz nach dem zweistündigen Einsatz: Ein Mann kam ins Krankenhaus und das Hauptzollamt eröffnet ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung. 

    Wie die Polizei und der Kreisbrandinspektor berichten, spielte sich das Ganze wie folgt ab: Am Samstag gegen 17.30 Uhr teilte eine 18-jährige Frau mit, dass ihr 67-jähriger Großvater über starke Atemnot klagte. Die junge Frau holte per Notruf den Rettungsdienst in das gemeinsame Wohnhaus am Schwalbenweg im Bucher Ortsteil Obenhausen. Beim Eintreffen der Sanitäter schlug deren routinemäßig mitgeführter Kohlenmonoxid-(CO)-Melder an. Die Rettungsdienstkräfte forderten sofort Feuerwehr und

    Kohlenmonoxid ist ein Gas, das gefährlich werden kann

    Nach der Erstversorgung brachte ein Rettungswagen den Mann in eine Klinik. Inzwischen waren die Feuerwehren Obenhausen und Buch am Ort des Geschehens eingetroffen. Die Einsatzkräfte gingen unter schwerem Atemschutz ins Haus und stellten erhöhte CO-Werte im Keller fest. Dorthin soll der 67-Jährige zuvor mehrmals hinuntergestiegen sein - und hatte zuletzt kaum noch Luft bekommen. Kohlenmonoxid ist ein Gas, das bei unvollständiger Verbrennung entsteht und für Menschen lebensgefährlich sein kann. Es ist farb- und geruchlos, wird dadurch nicht bemerkt und kann nach dem Einatmen zum Tode führen. 

    Die heimischen Feuerwehren zogen sofort die Feuerwehr Illertissen zur Verstärkung hinzu, um das Haus ausführlicher zu erkunden. Dabei stellten die Einsatzkräfte schnell die Ursache des Gasaustritts fest: Im Keller wurde laut Polizei eine "Destillerie" betrieben - eine illegale Schnapsbrennerei. Sie wurde mit Propangas befeuert. Der kleine Duschraum, in dem sich die selbst gebastelte Anlage befand, verfügte zwar über ein Fenster; es ließ sich jedoch nicht öffnen. So stand nach einer gewissen Zeit nicht mehr genügend Sauerstoff für den Brennvorgang zur Verfügung. Der mit Propan befeuerte Gasbrenner erlosch, aber das Gas strömte weiter aus. 

    Einsatz in Obenhausen: Amateurhafte Brennerei im Keller

    Der 67-Jährige war offensichtlich immer wieder in den Keller gegangen, um den Fortgang der Brennerei zu beobachten, und hatte bereits eine gefährliche Menge des unsichtbaren CO-Gases eingeatmet. Er konnte von Glück sagen, dass er nicht länger im Keller geblieben war, sondern diesen gerade noch rechtzeitig verlassen konnte. 

    In der Zwischenzeit hatte die Feuerwehrführung weitere Unterstützung nachalarmiert: Der Fach-Kreisbrandmeister für Gefahrgut, Michael Ebner, ein promovierter Diplom-Chemiker, kam und beriet die Einsatzleitung. Die ersten, unter Atemschutz in den Keller gegangenen Trupps hatten bereits die Gaszufuhr für den Brenner geschlossen. So konnte man nun dazu übergehen, das gefährliche Gasgemisch aus CO und Propan – Letzteres stand knapp unter der Explosionsgrenze – mithilfe von Hochdrucklüftern aus dem Haus zu blasen. Das erwies sich wiederum wegen der mangelhaften Fensteröffnung im Kellerraum als schwierig. Laufend wurden weitere Messungen vorgenommen, die erst nach und nach bessere Ergebnisse anzeigten. 

    Die Gasflasche, die den Brenner gespeist hatte, sowie die gärende Maische aus diversen Obstsorten wurden ins Freie gebracht. Nach etwa eineinhalb Stunden waren sowohl die CO- als auch die Propangas-Konzentrationen unter die kritischen Grenzwerte gesunken, sodass der Keller wieder ohne Atemschutz begehbar war. 

    Mehrere Liter hochprozentiger Brand werden in Obenhausen sichergestellt

    Die Bewohner waren zuvor aufgefordert worden, den zuständigen Heizungsmonteur zu verständigen, der dann auch kam und die ebenfalls mit Gas betriebene Heizung wieder in Betrieb setzte, die sicherheitshalber abgeschaltet worden war. Nun konnte die Polizei die gesamte illegale Brennerei-Anlage sicherstellen und abtransportieren lassen. 

    Die Vorrichtung war zwar amateurhaft hergestellt, aber trotzdem funktionsfähig. Wie Kreisbrandinspektor Kramer beschreibt, führte vom gasbefeuerten Kochtopf eine Rohrleitung durch einen 15-Liter-Kübel, in dem die destillierte Flüssigkeit abgekühlt wurde. Von dort aus wurde die Flüssigkeit in ein großes Gurkenglas zur Lagerung abgeleitet. Mehrere bereits gefüllte Gläser befanden sich im Keller. 

    Nach erneuter Freimessung konnte die Feuerwehr, die mit rund 40 Atemschutzträgern und Absperrkräften anwesend war, ihren Einsatz beenden. Wie die Polizei berichtet, wurde "hochprozentiger Brand im mittleren zweistelligen Literbereich" sichergestellt. Das Hauptzollamt Kempten wurde informiert und übernimmt die weitere Sachbearbeitung. Auf den laut Polizei "illegalen Brenner" kommt eine Anzeige gemäß der Abgabenordnung zu – landläufig Steuerhinterziehung genannt. (mit stz)

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