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Buch-Nordholz: Anwohner wollen Schutz und Artenvielfalt am Nordholzer Mühlenweiher

Buch-Nordholz

Anwohner wollen Schutz und Artenvielfalt am Nordholzer Mühlenweiher

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    Sandsäcke am Weiher in Nordholz erinnern an das Hochwasser. Das Naturdenkmal gilt als Wahrzeichen des Ortes, doch es soll umgestaltet werden.
    Sandsäcke am Weiher in Nordholz erinnern an das Hochwasser. Das Naturdenkmal gilt als Wahrzeichen des Ortes, doch es soll umgestaltet werden. Foto: Sebastian Mayr

    Noch am Donnerstag hat Melanie Angstmann wegen der Hochwasserwarnung den Nordholzer Mühlenweiher abgelassen, am späten Samstag war das Wasser einen knappen halben Meter über den normalen Pegel gestiegen. Schlammspuren an den Bäumen und Büschen und eine Latte mit einer provisorischen Pegelmarkierung sind als Spuren geblieben. Einsatzkräfte und die Dorfgemeinschaft stützten das Ufer im Nordosten in Richtung Biberstraße mit Sandsäcken ab. Andere Sandberge und Folien liegen seit dem vorangegangenen Hochwasser 2021. Menschen aus dem Bucher Ortsteil wünschen sich besseren Schutz – und sie wollen, dass der Weiher als Wahrzeichen von Nordholz zu alter Schönheit zurückfindet. Der Gemeinderat hat das Thema schon länger im Blick, durch das währende Debatte wieder an Fahrt. Bürgermeister Markus Wöhrle erklärt, welche Möglichkeiten im Gespräch sind, und räumt mit einem Gerücht auf.

    "Der Mühlenweiher ist das Wahrzeichen von Nordholz", betont Angstmann. Die Dorfgemeinschaft sei bereit, einen Beitrag zu leisten, versichert die Frau. Sei es, dass nötige Maßnahmen mit Spenden unterstützt werden oder helfende Hände bei Arbeiten anpacken. Durch die Hochwasser von 2021 und 2024 sei der Mühlenweiher immer weiter verschlammt. Der Schlamm solle beseitigt werden, damit Tiere und Pflanzen zurückkommen. So sieht das auch Margit Schirßner, die wie Angstmann in der Nähe des Weihers lebt. "Die Seerosen sind weg, und auch die Schwäne kommen nicht mehr", berichtet sie. Dabei sei der Mühlenweiher doch ein Aushängeschild für ganz Buch – und ein Ort, an dem Radlerinnen und Radler stets gerne Rast machten. "Hier braucht man keinen Fernseher", schwärmt Schirßner. "Am Abend gibt es ein richtiges Froschkonzert und Glühwürmchen sind auch da." Doch seit dem jüngsten Hochwasser habe der Schlamm noch weiter zugenommen. Der Weiher könnte seine Besonderheiten verlieren, fürchten die Frauen.

    Ein provisorischer Pegel zeigt, wie hoch das Wasser im Mühlenweiher stand und um wie viele Zentimeter es seitdem Hochwasser abgesunken ist.
    Ein provisorischer Pegel zeigt, wie hoch das Wasser im Mühlenweiher stand und um wie viele Zentimeter es seitdem Hochwasser abgesunken ist. Foto: Sebastian Mayr

    Mühlenweiher: Drei Vorschläge zu Umgestaltung und Hochwasserschutz

    Markus Wöhrle berichtet, dass sich der Gemeinderat zuletzt im Frühjahr 2023 mit dem Thema beschäftigt habe. Dabei ging es um Sanierungsvarianten, aber auch um die jeweiligen Auswirkungen auf Flora und Fauna im Mühlenweiher, der als Naturdenkmal eingestuft ist. Die Prüfung laufe noch, berichtet der Bürgermeister. Aber schon jetzt sei klar, dass es schützenswerte Pflanzen und Tiere gibt. Welche Lebewesen durch das Entschlammen angelockt würden, wisse er nicht.

    Ein Ingenieurbüro hat dem Marktgemeinderat drei Lösungsansätze vorgelegt. Eine Variante sieht vor, den Damm zwischen Biberstraße und Mühle zu befestigen und um etwa einen Meter zu erhöhen. Die meisten Bäume im Westen und Norden müssten weichen, die Sicht auf den Weiher wäre verbaut. "Das optische Bild leidet mit Sicherheit stark", meint Wöhrle. Alternativ könnte der Wasserstand des Weihers gesenkt und die Überlaufvorrichtung im Norden zu einer sogenannten rauen Rampe umgebaut werden, über die sich Fische und Kleinlebewesen fortbewegen können. Die Biber, die den Weiher speist, würde mäandernd durch das jetzige Weiherbett geführt, die Randbereiche würden ökologisch neu gestaltet. Der Weiher werde wohl bei hohem Wasserstand in etwa so aussehen wie heute. An anderen Tagen wäre der Fluss zu sehen, an dessen Rändern Biotope angelegt wären. Für diese Variante hat sich der Marktgemeinderat ausgesprochen. Ein Gerücht, das im Dorf kursiert, weist Wöhrle zurück: Der Weiher solle bei einer Renaturierung keinesfalls zugeschüttet werden, betont der Bürgermeister: "Diese Behauptung wurde im Nachgang zur Sitzung aufgestellt und ist schlichtweg eine Mär."

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    Hochwasserschutz wäre dem Ingenieurbüro zufolge nur durch Retentionsbecken für bis zu 360.000 Kubikmeter Wasser möglich, das zusätzlich zu einer der beiden anderen Varianten gebaut werden müsste – wohl zwischen Nordholz und Halbertshofen, circa 600 Meter lang und gut sieben Meter hoch. Die Kommune müsste eine Millionensumme investieren.

    Die Nordholzer Bevölkerung hat sich bislang gegen die vom Gemeinderat favorisierte Lösung ausgesprochen. Bei einer Unterschriftenaktion, die Manuel Stussak als Vorsitzender der Dorfgemeinschaft im Jahr 2023 angestoßen hat, sprach sich jeder oder nahezu jeder Haushalt gegen die Variante aus und bat darum, das Thema ein weiteres Mal im Gemeinderat zu diskutieren. Wöhrle lobt den intensiven Austausch. "Er ist oftmals das Sprachrohr der Nordholzer zu diesem Thema", sagt der Bürgermeister über Stussak.

    Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt Neu-Ulm reden bei Planung mit

    Das Anschreiben der Unterschriftenliste enthielt einen weiteren Vorschlag, der vom in Nordholz lebenden Marktrat Ronald Bentenrieder stammt. Dieser hält die beiden anderen Varianten für ungeeignet. "Das schießt über das Ziel hinaus", findet er. Der Weiher müsse nur an einer Stelle besser gesichert werden: Nahe der Mühle an der Ecke zur Straße. Eine Schutzmauer dort, die auch begrünt werden könne, reiche aus. "Der Mühlenweiher ist das Gesicht von Nordholz", sagt er. Die beiden Vorschläge des Ingenieurbüros brächten zu viele Veränderungen. Das Retentionsbecken hält er für nicht erforderlich. Vollständige Sicherheit könne es nicht geben, ein hundertjähriges Hochwasser werde auch dadurch nicht aufgehalten. Außerdem habe der bestehende Wall bisher immer gehalten. Sinnvoller und ausreichend wäre es aus Bentenrieders Sicht, statt der Ablasses mit Holzbrettern eine modernere Technik zu installieren, eine neue Überlaufvorrichtung anzulegen und die Verengung der Biber an der Brücke an der Rechbergstraße aufzuweiten.

    Markus Wöhrle hat mit Stussak und Bentenrieder vereinbart, Stellungnahmen aus dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth und dem Landratsamt Neu-Ulm abzuwarten, die in Sachen Wasserrecht und Naturschutz mitsprechen. Anschließend soll es eine neue Diskussion im Gemeinderat geben. Wenn es zu Umgestaltungen kommt, muss auch die Regierung von Schwaben beteiligt werden. Um Veränderungen leichter angehen zu können, hat die Gemeinde den Weiher im Vorjahr einem privaten Eigentümer abgekauft.

    Hochwasser-Wochenende: Feuerwehr und THW im Einsatz in Nordholz

    Am Hochwasser-Wochenende waren nicht nur einheimische Feuerwehrleute im Einsatz, auch Kräfte anderer Landkreiswehren sowie das THW aus Sonthofen packten an. "In Nordholz haben sich am Wochenende Menschlichkeit und Zusammenhalt gezeigt", findet Anwohnerin Margit Schirßner. Alle hätten großartige Arbeit geleistet. Doch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sei der Mühlenweiher immer wieder über die Ufer getreten. In den 80er-Jahren sei das Wasser in den Straßen einmal bis übers Knie gestanden, erinnert sich die Frau. Deswegen hofft sie nicht nur auf eine Rückkehr der gewohnten und geschätzten Artenvielfalt am Weiher, sondern auch auf weitere Schutzvorkehrungen. 

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