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Von Pappenheimern und Bellenbergern: Mit Kindern in der Geschichte unterwegs
![Die Aussicht vom Schlossberg in Bellenberg. An schönen Tagen kann man Richtung Süden sogar die Berge sehen. Die Aussicht vom Schlossberg in Bellenberg. An schönen Tagen kann man Richtung Süden sogar die Berge sehen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Bellenberg hat besondere geschichtliche Meilensteine zu verzeichnen. Sie lassen sich auf einer Zeitreise erleben, die für Familien gut geeignet ist.
"Ich kenne meine Pappenheimer!" – Da könnte man fast auch sagen "Ich kenne meine Bellenberger!". Denn Bellenberg war einst zu großen Teilen im Besitz der mittelfränkischen Pappenheimer. Ein Umstand, den die schwerreichen Vöhlins, denen so gut wie alles im Illertal gehörte, nur schwer ertragen konnten. Karl Vöhlin biss sich Zeit seines Lebens die Zähne daran aus, Bellenberg in seinen Besitz zu bringen. Dass diese Bemühungen erfolglos blieben, erkennt man auch daran, dass es in dem Ort, anders als in Illertissen und Vöhringen, keine Vöhlinstraße gibt, wohl aber eine Pappenheimstraße.
Wer sich auf Zeitreise zu den Vöhlins und Pappenheimern, in die Spätbronzezeit oder auch in die jüngste Vergangenheit Bellenbergs begeben möchte, der benötigt keine Zeitmaschine, sondern geht ganz einfach zu Fuß entlang der 14 Tafeln im Dorf, die größtenteils barrierefrei erreichbar sind. Starten Sie am Rathaus und holen Sie dort für Kinder einen Quizbogen, denn an jeder Tafel gibt es ein Comic und eine knifflige Quizfrage. Wenn alle Fragen beantwortet sind, wartet im Rathaus ein kleines Geschenk auf die kleinen Rätslerinnen und Rätsler. Sollten Sie außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses unterwegs sein, kann der Bogen auch ganz bequem auf der Homepage des Zeitreiseweges heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Aus Trümmern der Burg von Bellenberg wurde das Ulmer Münster gebaut
Die zwei nicht barrierefrei zugänglichen Tafeln des Weges befinden sich am Schlossberg. Eine davon informiert über die umfangreichen archäologischen Ausgrabungen im Dorf. Beim Bau der Illertalbahn 1863 wurde gar ein Rüsselbecher aus dem dritten bis sechsten Jahrhundert nach Christus gefunden. Der Fund war so spektakulär, dass der Becher nun im weltberühmten Metropolitan Museum of Modern Art in New York zu bestaunen ist. Dass es auf dem Bellenberger Berg tatsächlich eine Burg gab, darüber informiert die zweite Tafel. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg von Ulmer Truppen zerstört. Die Steine aus den Trümmern wurden dann zur Errichtung des Fundaments des Ulmer Münsters genutzt. Davon zeugt hier auch ein Münsterstein, der zwar nicht aus den Bellenberger Burgsteinen hergestellt wurde, dessen Beschaffenheit aber ähnlich ist.
Im weiteren Verlauf der Reise durch die Zeit erfahren Sie neben zahlreichen weiteren Fakten zum Beispiel, dass in der Nähe des Mühlbaches unter anderem Matratzen produziert wurden, warum Rudolf Mang als "Bär von Bellenberg" weltberühmt wurde, dass die Bekanntmachungen der Gemeinde bis in die 70er-Jahre der Ausscheller verkündet hat und dass das größte Fest des kleinen Dorfes im Jahr 2016 von einer wahren Bellenberger Institution ausgerichtet wurde, der Kneipe Traube in der Ortsmitte.
![Die Bellenberger Jörg Zenker, Stefan Ilg und Irene Schmid (von links) zusammen mit der verstorbenen Cordula Klemm waren das Kernteam zur Umsetzung des Weges. Die Bellenberger Jörg Zenker, Stefan Ilg und Irene Schmid (von links) zusammen mit der verstorbenen Cordula Klemm waren das Kernteam zur Umsetzung des Weges.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Stefan Ilg und Jörg Zenker hatten die Idee für die Zeitreise Bellenberg
Aber wie kam es dazu, dass dieser einmalige kleinen Wanderweg in Bellenberg existiert? Die zwei Bellenberger Originale Stefan Ilg und Jörg Zenker waren der "Stein des Anstoßes" – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hatten zunächst die Idee, eine Infotafel und einen Münsterstein an den Schlossberg zu holen. Daraus entsprang dann die Vision einer kompletten Zeitreise durch das ganze Dorf, die von den beiden zusammen mit Irene Schmid und der zwischenzeitlich verstorbenen Cordula Klemm als Kern eines großen Teams umgesetzt wurde.
Zurzeit arbeiten die Dorfhistoriker an der Fortschreibung der Ortschronik und interviewen hierfür mehrere Zeitzeugen. Und was können wir in Zukunft von diesen und allen anderen Menschen aus Bellenberg erwarten? Sicherlich so einiges, denn so kennen wir sie, unsere Pappenheimer …
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