Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Babenhausen: Zwischen Weltuntergang und Wohnzimmeridyll: Luise Kinseher in Babenhausen

Babenhausen

Zwischen Weltuntergang und Wohnzimmeridyll: Luise Kinseher in Babenhausen

    • |
    Luise Kinseher bei ihrem Auftritt im Theater am Espach in Babenhausen.
    Luise Kinseher bei ihrem Auftritt im Theater am Espach in Babenhausen. Foto: Zita Schmid

    Mit Kabarett die Welt retten? Warum nicht? Die Lage ist ja ernst genug und der Mensch "blöd wie ein Bandwurm", wie Luise Kinseher bei ihrem Auftritt im Theater am Espach meinte. Die Mama Bavaria vom Nockherberg war von München nach Babenhausen gekommen. In ihrem Soloprogramm "Wände streichen, Segel setzen" drang sie vor ins menschliche Unvermögen. Gleichzeitig präsentierte sie auch vermeintliche Lösungsansätze. Schonungslos und mit so mancher Breitseite, freilich. Aber auch mit Tiefgang. Skurril und versponnen komisch zudem allemal. Das Publikum hatte an diesem Abend sehr viel zu lachen.

    Es begann mit Aida-Flair und einer Sonnenbrille tragenden Luise Kinseher. Als dann mit lautstarker Unterstützung des Publikums das gemeinsam gesungene Lied "Seemann, lass das Träumen" verklungen war, meinte die Kabarettistin: "Jetzt ist die richtige Stimmung". Nämlich, um zu verkünden, dass es tatsächlich aus ist mit dem Träumen. "Wir sitzen alle im selben Boot". Und dieses Boot werde bald untergehen. Dass dann auch "Florian Silbereisen weg sein wird", sah sie gelassen. Was von uns übrigbleiben wird, schilderte sie aber drastisch, nämlich nur Plastikmüll und radioaktiver Abfall.

    Luise Kinseher blickt auf Kriege, Katastrophen, Klimawandel

    Doch hätte man den drohenden Untergang abwenden können? So wie den Riss in ihrem Wohnzimmerboden? Lange hatte sie ihn gar nicht bemerkt, dann gleichgültig ignoriert. Der Riss, der immer mehr zum Loch mutierte, wurde mit Tisch und Teppich abgedeckt. Schließlich die Wohnzimmertür abgesperrt und so das Problem einfach weggeschlossen. So verschwand im Laufe der Jahre unbemerkt der Boden unter den Füßen. Denn der Riss war zum Teich geworden, der Blick in den „Abgrund“ des Gewässers schließlich unvermeidbar. Groß war nun ihr Problem. Denn die Wohnung war gekündigt und das Wohnzimmer hätte eigentlich noch gestrichen werden sollen. 

    Größer noch sind die Probleme der Menschheit mit Kriegen, Katastrophen und Klimawandel. Lange habe man sich hier "eine Welt zusammengereimt, dass es passt", und den sich entwickelnden Abgrund ignoriert. Ihr schonungsloses Urteil dazu: Der Mensch sei eben "blöd wie ein Bandwurm, der gar nicht merkt, dass er in der Scheiße steckt" und sich in seiner vermeintlichen Komfortzone festkrallt. "Was muss noch passieren, dass der Mensch sich ändert?", fragte die aus Funk und Fernsehen bekannte Bühnenkünstlerin. 

    Kabarettistin Luise Kinseher: „Ohne Probleme wäre der Mensch doch nicht glücklich.“

    Dem stellte sie dann ganz entspannt gegenüber: „Ohne Probleme wäre der Mensch doch nicht glücklich.“ Denn Lösungen bringen Glückshormone. Was ihr Wohnzimmer anbelangte, war an das Streichen der Wände wohl nicht mehr zu denken. Denn der Raum hatte nicht nur einen Teich bekommen, er war zum Naturparadies geworden. Mit Seerosen, mit brütenden Kanarienvögeln im Lampenschirm und mit Pilzen in verschiedenster Art und großer Fülle an den Möbeln. Faszinierend und geheimnisvoll seien diese Pilze und vielleicht eine Lösung. Denn von manchem Schwammerl reiche ein Biss und man "erwacht in einer neuen Welt". Fluoreszierende Pilze brächten zudem Bundeskanzler Olaf Scholz etwas, nämlich Ausstrahlung. 

    Ihre Botschaft insgesamt: Zu allem Schlechten gibt es auch das Gegenteil - und das Komische. So reimte sich Luise Kinseher die Rettung der Welt im Theater am Espach zusammen. Das kam beim Publikum an und der Auftritt der Kabarettistin im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur rund ums Schloss" sorgte für ein volles Haus. Halt – nicht ganz. Im vorderen Bereich war ein Platz frei. Das stellte Luise Kinseher gleich zu Beginn fragend fest. Da sie zwischendurch auch gerne mit ihrem Publikum ungezwungen plauderte, ließ die Antwort nicht auf sich warten: Für ein ungehindertes Blickfeld auf die Bühne hatte ein Gast gleich Tickets für zwei Plätze gekauft. Da kann man nur sagen: Die Kinseher kann's halt. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden