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Babenhausen: In die Demenz-WG in Babenhausen ziehen die ersten Bewohner ein

Babenhausen

In die Demenz-WG in Babenhausen ziehen die ersten Bewohner ein

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    In Babenhausen hat nach vielen Jahren Planung und Umbau eine Demenz-WG eröffnet.
    In Babenhausen hat nach vielen Jahren Planung und Umbau eine Demenz-WG eröffnet. Foto: Stephan Schöttl

    Diesen Tag hatte Silke Bolkart so sehr herbeigesehnt. Nach vielen Monaten des Hoffens und Bangens, nach langem Kampf mit Bau- und Brandschutzverordnungen und den ständigen Bemühungen um die notwendigen Genehmigungen, stand die Leiterin des Seniorenzentrums mit ambulanter Krankenpflege in Babenhausen nun im blühenden Garten des aufwendig sanierten Wohnhauses in der Kleiststraße und sprach sichtlich gerührt Dankesworte. Zusammen mit dem Ambulanten Krankenpflegeverein

    Silke Bolkart (links) übergab den Schlüssel für die Demenz-WG an deren künftige Leiterin Steffi Schedel.
    Silke Bolkart (links) übergab den Schlüssel für die Demenz-WG an deren künftige Leiterin Steffi Schedel. Foto: Stephan Schöttl

    Zur Zielgruppe gehören Pflegebedürftige sowie deren Angehörige und gesetzliche Betreuer, die dieser Idee offen gegenüberstehen. Platz ist für bis zu elf Bewohnerinnen und Bewohner. Steffi Schedel, die künftig Leiterin der Einrichtung ist, berichtet von großem Interesse, die neun Zimmer seien zum jetzigen Zeitpunkt alle vergeben. Nach und nach kommen neue Frauen und Männer dazu, bis Jahresende soll das Haus vollständig mit Leben gefüllt sein. Auch eine Warteliste wird bereits geführt. Vorgesehen ist eine individuelle Betreuung. Mit festen Terminen und Beschäftigungen, aber auch ganz viel Freiraum. Das Alltagsleben findet weitgehend in den Gemeinschaftsräumen und in der offenen Wohn-Ess-Küche statt. 

    Nach dem romantischen Rosengarten ist die neue Wohngemeinschaft in Babenhausen benannt.
    Nach dem romantischen Rosengarten ist die neue Wohngemeinschaft in Babenhausen benannt. Foto: Stephan Schöttl

    Bewohnerinnen und Bewohner müssen mindestens Pflegegrad drei aufweisen, insbesondere aufgrund demenzieller Veränderungen, wozu Orientierungsstörungen oder körperliche Einschränkungen gehören. Fachkräfte in der ambulanten Pflege und ein Betreuungsteam aus Alltagsbegleitern, Hilfskräften, Hauswirtschafterinnen und Ehrenamtlichen sollen sich um die Senioren kümmern, auch bürgerschaftliches Engagement ist erwünscht – und die aktive Mitarbeit der Angehörigen. Der Verein übernimmt die Verwaltung und Koordination.

    Demenz-WG in Babenhausen: Ein lichtdurchfluteter Raum mit großen Panoramafenstern

    Dessen Vorsitzender Theo Lehner sprach bei der kleinen Feierstunde von einem "steinigen Weg", einer Berg- und Talfahrt seit dem Spatenstich im Herbst 2022. Die Kosten stiegen, ein Stück des Gebäudecharmes ging verloren. Blickfang im großen Flur etwa war ein Holztreppenhaus mit gedrechseltem Geländer, das aber nicht dem Brandschutz entsprach. Die Treppe wurde im oberen Wohnbereich nach DIN-Normen verkleidet. Nachträglich musste auch die Holzdecke im Eingangsbereich entfernt werden, dazu ein Einbauschrank direkt neben der früheren Haustür. Liebevoll verspielt wurde dieser Bereich letztlich gestaltet. Im Untergeschoss wurde aus Küche, Ess- und Wohnzimmer ein riesiger, lichtdurchfluteter Raum mit großen Panoramafenstern. "Dank vieler helfender Hände haben wir alles gemeistert", sagte Lehner. Jetzt warten, meinte er weiter, neue Herausforderungen: Wie wird die Wohngemeinschaft "Rosengarten" angenommen? Stemmt der Verein die finanzielle Belastung? Wird das Babenhauser Modell vielleicht sogar wegweisend für die Zukunft der Altenpflege in anderen Regionen?

    Nach dem wunderbaren Rosengarten ist die Wohngemeinschaft für Pflegebedürftige benannt.
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    In Babenhausen ist eine Demenz-WG entstanden. Die Idee der "Wohngemeinschaft Rosengarten" musste aber auch etliche Hürden meistern.

    Das Gebäude aus den 1970er-Jahren wurde immer schon als Mehrgenerationenhaus genutzt. Die ortsbekannte und engagierte Familie Amann wohnte dort lange Zeit. Großeltern, Tanten, Eltern und Kinder. Alle unter einem Dach, umgeben von einem romantischen Rosengarten. Birgit Steinle hatte ihr Elternhaus vor drei Jahren angeboten, um dort die WG für Demenzkranke zu etablieren. "Uneigennützig und unermüdlich", sagte Babenhausens Bürgermeister Otto Göppel, habe Silke Bolkart diese Idee, ein "zeitgemäßes und hervorragendes Konzept", vorangetrieben. 

    2900 Menschen mit Demenz leben im Unterallgäu

    Staatsminister Klaus Holetschek, in Bayern zuständig für Gesundheit und Pflege, machte mit aktuellen Zahlen deutlich, wie wichtig solche Angebote sind. Demnach leben im Freistaat momentan etwa 270.000 Menschen mit Demenz, 2900 Betroffene gibt es allein im Unterallgäu. "Die Dunkelziffer ist hoch, die Tendenz steigend. Darauf müssen wir uns als Gesellschaft einstellen. In allen Bereichen", sagte Holetschek. Die Mehrzahl älterer Menschen habe den Wunsch, so lange wie möglich selbstständig in der vertrauten Umgebung zu wohnen und zu leben. "Pflegende Angehörige übernehmen oftmals für viele Jahre die Verantwortung für die Betroffenen im häuslichen Bereich. Das ist von unschätzbarem Wert und eine große Leistung", meinte der Staatsminister. Trotzdem könne es sich aus vielfältigen Gründen irgendwann abzeichnen, dass die häusliche Begleitung und Pflege vielleicht nicht mehr praktikabel ist. Holetschek: "Ich freue mich, dass neben klassischen stationären Pflegeeinrichtungen zunehmend mehr ambulant betreute Wohngruppen für Menschen mit Demenz zur Verfügung stehen." In Babenhausen habe man das mit viel Leidenschaft, Herzblut und echten Emotionen umgesetzt.

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