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Babenhausen: Erneuerbare Energien in Bürgerhand: Das macht die Babenhauser Firma Vensol

Babenhausen

Erneuerbare Energien in Bürgerhand: Das macht die Babenhauser Firma Vensol

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    Sebastian Ganser, einer der Geschäftsführer der Vensol Neue Energien GmbH aus Babenhausen mit Projektleiter Thomas Schultheiß.
    Sebastian Ganser, einer der Geschäftsführer der Vensol Neue Energien GmbH aus Babenhausen mit Projektleiter Thomas Schultheiß. Foto: Sabrina Karrer

    Sie sieht sich als Wegbereiterin der Energiewende: die Babenhauser Firma Vensol Neue Energien. Ob in Illertissen, Unterroth, Kellmünz oder Oberschönegg, in etlichen Orten im Landkreis Neu-Ulm und im Unterallgäu ist ihr Name schon in Ratssitzungen gefallen. Das Unternehmen plant, realisiert und betreibt Fotovoltaik-Anlagen und Windräder in der Region und darüber hinaus. Wie kam Vensol dazu - und wo sieht sich das Unternehmen in einer Zeit, in der der Kohleausstieg vorbereitet wird und Atomkraftwerke wie das in Gundremmingen vom Netz gehen?

    In den Büros der Firma am Babenhauser Marktplatz reihen sich Ordner an Ordner. Die Sammlung bezeugt, wie viele Projekte Vensol in den vergangenen Jahren angestoßen und verwirklicht hat. Aber auch, wie viel Papierkram in der Energiewende steckt. Projektleiter Thomas Schultheiß zeigt ein Foto auf seinem Handy: 24 Ordner und ein voller Usb-Stick, allein für ein Genehmigungsverfahren. Weniger Bürokratie, damit alles ein wenig schneller geht - das ist ein Wunsch der Firma für die Zukunft.

    Sebastian Ganser, einer der Geschäftsführer der Vensol Neue Energien GmbH aus Babenhausen mit Projektleiter Thomas Schultheiß.
    Sebastian Ganser, einer der Geschäftsführer der Vensol Neue Energien GmbH aus Babenhausen mit Projektleiter Thomas Schultheiß. Foto: Sabrina Karrer

    An einem der jüngsten Projekte lässt sich ihr Geschäftsmodell gut erklären: am "Bürgersolarpark" in Tiefenbach. Vensol entwickelt und baut nördlich des Illertisser Stadtteils eine Freiflächen-Anlage und wird sie anschließend in Form einer Beteiligungsgesellschaft betreiben. Die Menschen aus dem Illertisser Stadtgebiet haben die Möglichkeit, sich ab einer überschaubaren Summe von 500 Euro finanziell zu beteiligen, und erhalten dann Renditen aus dem grün erzeugten Strom. "Es ist uns ein großes Anliegen, bei unseren Projekten die Wertschöpfung im Ort und in der Region zu halten", sagt einer der zwei Geschäftsführer, Sebastian Ganser. Mittlerweile gibt es in Deutschland rund 70 von Vensol verwaltete Gesellschaften mit etwa 1800 Beteiligten.

    Solche Zahlen kommen freilich nicht von heute auf morgen zustande. Die Anfänge von Vensol liegen im Jahr 2001. Einer der heutigen Chefs, Jürgen Ganz, war damals selbstständiger Unternehmensberater, nachdem er zuvor bei einer Bank gearbeitet hatte. "Eher nebenbei, weil es ihn interessiert hat und er die Notwendigkeit der Energiewende frühzeitig erkannt hat", erzählt Ganser, widmete sich Ganz auch anderen Themen: Neben ersten Projektentwicklungen im Bereich Windenergie pachtete er Dächer kommunaler Gebäude, um darauf PV-Anlagen zu errichten, die seitdem von Bürgerbeteiligungsgesellschaften betrieben werden. Diese Projekte galt es zu verwalten. Irgendwann war das zu viel für eine "Ein-Mann-Firma".

    Anfänge der Babenhauser Firma Vensol liegen im Jahr 2001

    So wurde 2009 offiziell die Vensol Neue Energien GmbH gegründet, zunächst mit einem kleinen Team. Zwei Jahre später bezog das Unternehmen die Räume am Marktplatz. Mit den Jahren wuchs die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Aktuell gibt es mit Jürgen Ganz und Sebastian Ganser zwei Geschäftsführer und zehn Angestellte. Hinzukommen zeitweise Praktikanten und Werkstudenten. Da kann es schon mal eng werden: "Wir stoßen langsam an die Grenzen, was die Räumlichkeiten angeht", sagt Ganser.

    Den Zöschinger Windpark hat die Firma Vensol aus Babenhausen geplant.
    Den Zöschinger Windpark hat die Firma Vensol aus Babenhausen geplant. Foto: Karl Aumiller (Archivbild)

    Wie Vensol hat derweil auch das Thema regenerative Energien Fahrt aufgenommen. Jedoch nicht, ohne ein paar Wellen zu schlagen. 2012 sei der PV-Bereich so gut wie zum Erliegen gekommen, als die Vergütungssätze nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schrumpften. Deshalb richtete Vensol die Strategie mehr auf Windkraft aus. Ein Meilenstein war, als 2013 der "Bürgerwindpark" Zöschingen im Landkreis Dillingen in Betrieb ging. Auch Kooperationen in nördlicher gelegenen Teilen Deutschlands entstanden mit der Zeit, etwa in Nordrhein-Westfalen. Seit Anfang 2018 liegt der Schwerpunkt wieder auf der Solarenergie, genauer: PV-Anlagen auf Freiflächen.

    Vensol-Geschäftsführer: "Das, was wir jetzt machen, ist wahrscheinlich nur Vorgeplänkel"

    Nicht immer stoßen die Ideen auf Gegenliebe. Diese Erfahrung machte die Firma in den vergangenen Jahren etwa im Illertal, wo Altenstadt - anders als der Nachbarort Kellmünz - in einem Bürgerentscheid gegen eine Bauleitplanung pro Windkraftanlagen stimmte. Oder als sich Unterallgäuer Landwirte gegen geplante Freiflächen-PV-Anlagen positionierten, weil sie sich um Flächenfraß sorgten. Auch Verbände nutzen ihr Klagerecht, weiß die Branche. Wie Vensol damit umgeht? "Das A und O ist es, die Bevölkerung mitzunehmen", sagt Ganser. Vor allem beim Thema Windkraft sei Erklären sehr wichtig, um "vielleicht die Angst vor Neuem" zu nehmen.

    Dass die Zeit der erneuerbaren Energien gerade erst begonnen hat, davon ist Sebastian Ganser überzeugt. "Das, was wir jetzt machen, ist wahrscheinlich nur Vorgeplänkel", meint er. Denn: "Wir wollen den Atomausstieg und den Kohleausstieg - und laufen in eine Kapazitätslücke rein." Das Team ist gespannt, welcher frische Wind in einer Regierung mit grüner Beteiligung wehen wird. Hoffnungen sind damit verknüpft, zum Beispiel, dass die 10H-Regel für Abstände zwischen Windkraftanlagen und Siedlungen in Bayern kippt.

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