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Babenhausen: Chaos-Montag in Babenhausen: Viel zu koordinieren – und "retten, was zu retten ist"

Babenhausen

Chaos-Montag in Babenhausen: Viel zu koordinieren – und "retten, was zu retten ist"

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    In Babenhausen wird aufgeräumt. Es herrscht aber noch viel Ungewissheit.
    In Babenhausen wird aufgeräumt. Es herrscht aber noch viel Ungewissheit. Foto: Claudia Bader

    "Chaos" – mit nur einem Wort fasst der Babenhauser Bürgermeister am Montag nach dem verheerenden Hochwasser die Lage in der Marktgemeinde zusammen. Es gebe unheimlich viel zu koordinieren, von Aufräumarbeiten bis Hilfsangebote. Im Rathaus klingle minütlich das Telefon. Menschen, deren Zuhause verwüstet ist, rufen an. Manche wissen nicht, wohin mit sich und der Familie. "Wer jemanden unterbringen kann, soll sich bitte melden", so der Aufruf von Otto Göppel. Er beschreibt, was in Babenhausen läuft und welche Probleme noch ungelöst sind.

    Das große Aufräumen nach dem Hochwasser, das den "unteren Markt" hart getroffen hat, geht weiter. Die Feuerwehr, die seit dem Wochenende unermüdlich im Einsatz ist, und andere Helfer pumpen Keller für Keller leer. "Viele davon sind mit Heizöl kontaminiert, das ist nicht so einfach", berichtet Göppel. Laut Landratsamt Unterallgäu wird das Öl-Wasser-Gemisch mit Ölsaugwagen aus den Häusern gepumpt. "Rund 200 Häuser wurden bereits gesichtet und teilweise wurde schon abgepumpt. Rund 300 Häuser müssen noch auf Ölschäden untersucht werden", so die Kreisbehörde am Montagmorgen. Laut Bürgermeister Göppel organisiert man außerdem Trocknungsgeräte und vermittle sie an die Betroffenen. "Angebot und Nachfrage müssen zusammengebracht werden."

    Müll und kaputte Möbel werden in Babenhausen ins Freie gebracht

    Die Bewohnerinnen und Bewohner, die in ihre Häuser zurückgekehrt sind, schaffen kaputte Möbel und anderen Hausrat ins Freie. "Wir haben riesige Haufen Müll", so Göppel. Das Landratsamt Unterallgäu weist darauf hin, dass Abfälle nicht auf der Straße abgelagert werden dürften. Rettungswege müssen frei bleiben. Abfälle und Sperrmüll können zur Umladestation nach Breitenbrunn gebracht werden.

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    Die Hochwasserlage in Babenhausen hat sich entspannt. Die Schäden werden sichtbar, die Aufräumarbeiten gehen weiter und erste Betriebe öffnen wieder.

    Das Bürgertelefon im Rathaus war die ganze Nacht im Einsatz. Die Menschen haben Fragen über Fragen. Es gibt laut Göppel Personen, die sich nicht dauerhaft in ihren Häusern aufhalten können. Im Schulzentrum, wo in der Nacht zum Sonntag Menschen übernachtet haben, fand am Montag wieder Unterricht statt. Die Jugendbildungsstätte, die am Wochenende von der Evakuierung Betroffene und erschöpfte Einsatzkräfte aufgenommen und versorgt hat, wird ab Dienstag wieder reguläre Hausgäste empfangen, so Einrichtungsleiter Michael Sell. Am Montagmorgen haben die letzten Bürgerinnen und Bürger, die in Sicherheit gebracht worden waren, die Jubi verlassen. Die Einrichtung bleibt allerdings Anlaufstelle für Einsatz- und Rettungskräfte verschiedener Organisationen. "Wir verpflegen sie nach wie vor, das ist uns ein Anliegen. Sie können sich bei uns ausruhen oder auch mal hinlegen", sagt Sell.

    Arbeiterwohlfahrt Babenhausen öffnet Lebensmittelausgabe

    Auch andere Hilfsangebote gibt es. So zum Beispiel von der Arbeiterwohlfahrt Babenhausen, die ihre Lebensmittelausgabe geöffnet hat. Dem Vorsitzenden Armin Schröter zufolge wurde eine Art Teeküche am Bauhof eingerichtet, an der warme Getränke und – solange vorhanden – Essen verteilt werden. "Lebensmittelspenden können gebracht werden", sagt Schröter. Der Bauhof, der zwischenzeitlich unter Wasser stand, sei begehbar. Die AWO könne außerdem durch ihr ortsansässiges Hilfsprogramm "Bürger in Not" Menschen, die Opfer der Überflutungen geworden und nicht versichert sind, eine unkomplizierte Hilfe für kleinere, kurzfristig benötigte Dinge des täglichen Lebens zur Verfügung stellen.

    Im Kindergarten Sternschnuppe am Lindenberg sind die Schäden enorm. Am Montag ist die Betreuung der Kinder ausgesetzt. Ab Dienstag, so Göppel, sei eine Notbetreuung der Mädchen und Buben in den anderen kommunalen Betreuungseinrichtungen geplant. "Aktuell versucht das Personal zu retten, was zu retten ist", sagt der Rathauschef, "Aber es ist eine Sisyphusarbeit."

    Kindergarten Sternschnuppe: "Retten, was zu retten ist"

    In der vor noch nicht allzu langer Zeit neu gebauten Gemeinschaftspraxis an der Promenade, in direkter Nähe zur Günz, stieg das Wasser am Wochenende stuhlhoch. Ein Weiterbetrieb ist nicht möglich. Am Sonntag liefen Gespräche an, an denen Landtagsabgeordneter Klaus Holetschek beteiligt war. Er habe Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach kontaktiert, so Göppel. Dem Bürgermeister zufolge wird darüber nachgedacht, die Praxis in leer stehende Räume im Kreisseniorenwohnheim zu verlegen. Allerdings müssten hier erst verschiedene Stellen ihre Zustimmung erteilen, auch Equipment müsste organisiert werden. "Die Ärzte wären da", sagt Göppel.

    Sorgenvoll blicken die Menschen in Babenhausen gen Himmel: Was kommt da heute noch runter? Das Landratsamt dazu: "Obwohl es weiterhin regnet, sollen die Pegelstände bei Meldestufe 1 und 2 bleiben. Das Wasserwirtschaftsamt rechnet nicht damit, dass noch mal die kritische Stufe 3 erreicht wird."

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