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Altenstadt: Seit 70 Jahren ist Isolde Lehnert für andere Menschen da

Altenstadt

Seit 70 Jahren ist Isolde Lehnert für andere Menschen da

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    Isolde Lehnert aus Altenstadt wurde der Bayerische Verdienstorden verliehen. Die 78-Jährige pflegte über Jahrzehnte schwer kranke Angehörige.
    Isolde Lehnert aus Altenstadt wurde der Bayerische Verdienstorden verliehen. Die 78-Jährige pflegte über Jahrzehnte schwer kranke Angehörige. Foto: Zita Schmid

    Wer sich mit Isolde Lehnert unterhält, merkt schnell: Sie ist keine Frau, die viel Aufhebens um ihre Person will und sich nicht gerne in den Vordergrund stellt. Vor Kurzem nun stand sie allerdings im Mittelpunkt. Von Landrat Thorsten Freudenberger bekam sie den Bayerischen Verdienstorden verliehen. "Selten hat eine Persönlichkeit eine Auszeichnung so verdient wie Sie", sagte der Landrat bei der Feierstunde. Für ihn sei sie "eine echte Heldin und eine unglaublich starke Frau". Denn das, was sie über Jahrzehnte an Fürsorge und Pflege für ihre Angehörigen geleistet habe, würde "alle Vorstellungen" übertreffen.

    Will man versuchen, die außergewöhnliche Lebensleistung von Isolde Lehnert mit einer Zahl zu verdeutlichen, so wäre dies die 70. Denn vor 70 Jahren, als sie acht Jahre alt war, erkrankte ihre Mutter. Seit ihrer Kindheit sei sie dann immer mit Krankheit konfrontiert gewesen, erzählt die heute 78-jährige Altenstadterin. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte hat sie dieses Schicksal mit schier unbeschreiblicher Ausdauer bewältigt. "Man muss stark sein, Schicksalsschläge annehmen und sie akzeptieren. Sonst schafft man es nicht", sagt die zierliche Frau. Ihre Mutter starb 1982. Sie pflegte aber auch ihren Vater, den Schwiegervater und die Schwiegermutter, die alle auf Hilfe angewiesen waren. Für ihre kranken Angehörigen gab sie dabei ihren Beruf als kaufmännische Angestellte auf.

    Isolde Lehnert aus Altenstadt ist für den Landrat eine echte Heldin

    Die 35 ist dabei eine weitere Zahl, die allenfalls erahnen lässt, welche Herausforderungen sie im Laufe ihres Lebens gemeistert hat. Denn über einen Zeitraum von 35 Jahren pflegte sie zu Hause ihren Ehemann. 20 Jahre davon war er bettlägerig und somit rund um die Uhr auf ihre Hilfe angewiesen. Wenn sie heute davon erzählt, kommt vieles wieder hoch. Die körperliche wie seelische Anstrengung und auch die Nächte, in denen sie nicht zur Ruhe kam.

    Oft habe sie sich "wie ein gehetztes Tier" gefühlt, beschreibt sie. Es ist aber auch ein bestimmtes Bewusstsein entstanden. "Ich war froh und dankbar, dass ich helfen konnte." Sich in den anderen hinzuversetzen, um zu helfen und auch eine Freude zu bereiten - dies habe sie dabei verfolgt. "Alle Freude, die man gibt, kommt auch als Freude zurück", sagt sie hier. Mit Blick zurück auf das, was sie bewältigt hat, ist sie überzeugt: "Man kann alles und man kann alles lernen. Und mit jedem Schicksalsschlag wird man stärker."

    Ihr tiefer Glaube hat Isolde Lehnert aus Altenstadt geholfen

    Isolde Lehnert ist ein gläubiger Mensch. Bei all dem geholfen habe ihr sicherlich auch ihr "tiefer Glauben", ergänzt sie hier. So vergingen die Jahre, in denen "ich jeden Abend dankbar war, dass ich es geschafft habe und jeden Morgen gehofft habe, dass ich es wieder schaffen werde". In ihrem Sohn fand sie hier dann auch Hilfe und Unterstützung. 2018 starb ihr Mann.

    Bereits 2014 wurde die Altenstadterin von der Marktgemeinde für den "Weißen Engel" vorgeschlagen. Eine Ehrung, die in der Pflege engagierte Personen erhalten können. Aufgrund ihres langjährigen und außerordentlichen Einsatzes wurde daraus die höhere Auszeichnung mit dem Bayerischen Verdienstorden. Dieser hätte schon vergangenes Jahr in der Staatskanzlei in München verleihen werden sollen. Auf Wunsch der Altenstadterin wurde der Termin verlegt und fand nun im Landratsamt statt.

    "Dienen heißt Lieben und Lieben heißt Dienen. Das ist der Zauber, der alles erzwingt", sagte Eberhard Aspacher, der als stellvertretender Bürgermeister von Altenstadt anwesend war. Für Lehnert war die Verleihung "sehr bewegend". Nicht nur die Worte, die gesprochen wurden. Auch der feierliche Rahmen. Ein Aufwand, der "nur für sie" gemacht wurde, wie sie zunächst mit Verwunderung und dann mit Freude feststellte.

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