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Altenstadt/Memmingen: Doppelmord in Altenstadt: Was einer Polizistin sofort seltsam vorkam

Altenstadt/Memmingen

Doppelmord in Altenstadt: Was einer Polizistin sofort seltsam vorkam

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    Am Memminger Landgericht findet derzeit der Prozess zum Altenstadter Doppelmord statt. Aus Habgier sollen Patrick O. und seine Frau seinen Vater und dessen Partnerin getötet haben.
    Am Memminger Landgericht findet derzeit der Prozess zum Altenstadter Doppelmord statt. Aus Habgier sollen Patrick O. und seine Frau seinen Vater und dessen Partnerin getötet haben. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    An Verhandlungstag sieben des Mammutprozesses um den Doppelmord von Altenstadt hörte sich das Gericht die Aussagen der Polizisten an, die nach dem Fund der beiden Leichen als erste am Tatort waren. Eine Ermittlerin des Memminger Kriminaldauerdienstes hatte sofort einen Verdacht, als sie die beiden Toten sah. 

    Vieles war noch unklar, als die Kripobeamtin am frühen Nachmittag des 22. Aprils 2023 – ein Samstag – am Tatort in Untereichen eintraf. Sie wusste nur, dass in dem Haus wohl zwei Leichen gefunden worden waren und dass die Todesursache ungeklärt war. Das hatte ihr der Notarzt, der nach dem Notruf der Tochter der Getöteten noch vor der Polizei in Untereichen eingetroffen war, so gesagt, berichtet die Ermittlerin vor Gericht. Zunächst sei man von einem erweiterten Suizid ausgegangen, sagt sie.

    Schnell kommen in Altenstadt Zweifel an der Selbstmord-Theorie auf

    Sie und ihre Kollegen vom Kriminaldauerdienst hätten entschieden, dass nur einer von ihnen das Haus betritt, um so wenig Spuren wie möglich zu verwischen. So sei sie in das Haus gegangen und habe sich selbst ein Bild vom Tatort im Schlafzimmer des Ehepaares O. gemacht. Dabei habe sie Fotos angefertigt. Obwohl sie den Raum kaum betreten habe, seien ihr schnell Zweifel am Suizidverdacht gekommen

    "Es gab ein paar Anhaltspunkte, bei denen ich das Gefühl hatte, 'das stimmt so nicht'", sagt die Kripobeamtin vor Gericht. Das weibliche Opfer hatte deutliche Abwehrverletzungen. Dass sie freiwillig aus dem Leben geschieden war, habe sie für sich gleich ausschließen können, so die Ermittlerin. Bei dem männlichen Opfer, neben dem ein blutbeschmiertes Kräutermesser auf dem Bett lag, waren zwei tiefe Schnittverletzungen an den Unterarmen zu sehen. Verdächtig für die Ermittlerin: Gemessen an der Schwere der Wunden war rund um den Mann wenig Blut zu sehen. Zudem hatte er leicht Abschürfungen an den Knien und an den großen Zehen. "Das hat mich alles etwas stutzig gemacht."

    Die Beamtin hatte daher entschieden, dass der Kriminaldauerdienst seine Arbeit an dieser Stelle beende und die Ermittlungen an das zuständige Fachkommissariat der Kripo Neu-Ulm übergeben werden. Ihre ersten Zweifel an der Suizid-Theorie habe der später hinzugekommene Gerichtsmediziner dann auch geteilt, sagte die Ermittlerin noch. Obwohl der Mediziner vor der Obduktion den Suizid natürlich nicht komplett ausschließen konnte.

    Patrick O. hatte seinen Vater wegen Beleidigung und Bedrohung angezeigt

    Für einen der Polizisten, die an diesem 22. April vor Ort waren, war es nicht das erste Mal, dass er mit Familie O. zu tun hatte. Er konnte dem Gericht auch mehr zu dem schwelenden Streit zwischen Vater und Sohn berichten. 

    Das jüngere Ehepaar O., das sich nun wegen Mordes verantworten muss, hatte das Opfer Karl O. im November 2022 angezeigt, berichtet der Polizist. Ihm hatten Patrick und Julia O. vom Familienzwist berichtet, von dem Streit, der sich im Wesentlichen um Geld und die Androhung des Vaters gedreht hatte, den beiden das zuvor geschenkte Wohnhaus wieder wegzunehmen. Nun warfen sie dem Vater Bedrohung und Beleidigung vor. Eigentlich habe er den Streit mit dem Vater im Gespräch klären wollen, hatte

    Der Vater hatte Julia O. mit einem derben Schimpfwort bedacht. Mit nichts sei sie gekommen und würde sich jetzt aufführen wie eine Baronin, soll der Vater über seine Schwiegertochter geurteilt haben. In dem Streitgespräch hatte Karl O. zudem Gewalt angedroht, wie der Illertisser Polizist nun vor Gericht bestätigen konnte. Denn von der Auseinandersetzung existiert auch eine Videoaufnahme, die der Polizist während seiner Ermittlungen sehen konnte. Karl O. hatte sich damals zu den Vorwürfen nicht äußern wollen.

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