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Altenstadt
08.11.2023

Pogrom in Altenstadt: Die Nacht, als die Bundeslade angezündet wurde

Die Synagoge gehörte zum Ortsbild von Altenstadt. Das Foto stammt aus dem Jahr 1940, der Fotograf ist unbekannt.
Foto: Ralph Manhalter (Repro)

Einen Tag nach dem 9. November 1938 wird auch die Synagoge in Altenstadt das Ziel von Angriffen. Christen und Juden verhindern, dass das Gebäude in Brand gerät.

Wenigen dürfte bekannt sein, dass sich die Reichspogromnacht 1938 an vielen Orten eben nicht an jenem Tag abspielte, an welchem ihrer gedacht wird. In den Städten tobte tatsächlich am Abend des 9. November der wild gewordene Mob, beschimpfe und bedrohte jüdische Mitbürger, zerstörte ihre Geschäfte und entweihte ihre Gotteshäuser. Doch wie sah es in jenen Gemeinden aus, die fernab der Ballungszentren lagen? Wir blicken hierzu nach Altenstadt mit seiner jahrhundertealten jüdischen Kultur.

Die Gemeinde im Illertal konnte sich im Jahr 1938 der gierigen Hand des Hasses noch einen Tag länger vom Hals halten. Der Abend des 9. November verlief in Altenstadt ruhig; nicht anders als die Tage zuvor. Vermutlich waren die Behörden mit den unmittelbar zu umsetzenden Terrormaßnahmen schlichtweg überlastet. Erst am Folgetag forderte das Bezirksamt Illertissen den örtlichen Sturmführer SA, Kurt Ziegler auf, auch in Altenstadt Aktionen gegen Juden durchzuführen. Nach einigen Überlegungen entschloss sich Ziegler eigenmächtig, eine Kundgebung vor der Synagoge durchzuführen. 

Das ist am 10. November 1938 in Altenstadt passiert

Noch im Laufe des Vormittags wurden sieben Altenstadter Juden nach Illertissen in Schutzhaft gebracht, darunter René Feißel, der die französische Staatsangehörigkeit besaß. Der junge Mann wurde dann auch umgehend wieder entlassen, nicht ohne vom Landrat persönlich Schutz zugesichert zu bekommen. Allerdings wurden im Zusammenhang mit den geforderten Maßnahmen wertvolle Kultgegenstände aus der Synagoge entwendet und ins Rathaus verbracht. 

Zwischenzeitlich erhielt der Ortsgendarm jedoch die Information, dass die Aktionen im Reich eingestellt wurden und somit auch in Altenstadt keine Veranlassung zu weiteren Maßnahmen bestünde. Sturmführer Ziegler hingegen weigerte sich nun, die diesbezüglich getätigten Vorbereitungen abzubrechen, musste jedoch gegenüber dem Landrat versichern, keine Ungesetzlichkeiten wie Plünderung, Brandstiftung und Körperverletzung zu dulden. 

Sturmführer bezeichnete die Synagoge Altenstadt als "Schandfleck"

An besagtem Abend, es war ein Donnerstag, schwadronierte Ziegler vor weit über 100 Personen, vorrangig über die Verruchtheit des Judentums und davon, wie schlimm es sei „vor diesem Schandfleck“ – gemeint ist die örtliche Synagoge sprechen zu müssen. Pikanterweise wurden dem Ortsgruppenleiter als auch dem Ortsbauernführer die Ausführungen Zieglers - wörtlich „zu dumm“, sodass sich beide unter missbilligenden Äußerungen auf den Heimweg machten. 

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Dennoch zog eine aufgehetzte Gruppe vor die Wohnung des erst kurz zuvor aus der Schutzhaft entlassenen René Feißel und versuchte, die Tür mittels eines Rammbocks aufzubrechen. Bevor jedoch Schlimmeres passieren kann, griff Sturmführer Ziegler ein und zog Feißel zu einem in der Nähe befindlichen Gendarmen, der den so Aufgeschreckten erneut in Schutzhaft brachte. 

Eine Einheit der SS aus Vöhringen erschien vor der Synagoge

Den Abend wollten die Männer der SA danach im Gasthaus zur Rose „ausklingen“ lassen. Gegen 20.30 Uhr schien die judenfeindliche Kundgebung ohne Melden weiterer Zwischenfälle zunächst beendet, als auf Fahrrädern aus dem 15 Kilometer entfernten Vöhringen eine SS-Einheit unter dem Befehl von Unterscharführer Josef Strahl erschien - mit dem Befehl, die Synagoge zu sprengen oder zumindest in Brand zu setzen. Nur auf Zureden eines Gendarmen konnte der Trupp von diesem Vorhaben abgebracht werden, zumal ein Feuer wahrscheinlich auf die benachbarten Gebäude übergegriffen hätte. Dennoch wurden Gebetsbücher und weitere Kultgegenstände im Inneren der Synagoge zerstört, die Fenster mit Steinen eingeworfen und die Mauern mit antisemitischen Parolen beschmiert. 

Nach der SS-Einheit drängte auch die vor dem Gebäude stehende Menge in die Synagoge, Opferbüchsen wurden aufgebrochen, Bücher und Schriften entweiht und verbrannt. Offenbar hatte der reichliche Bierkonsum im Gasthaus Rose die Agitatoren aber schon recht müde gemacht. Der Ortsgendarm verweilte nach den Vorkommnissen noch eine Weile vor der geschändeten Synagoge, zog sich dann aber in sein Dienstzimmer zurück. Doch kaum eine halbe Stunde später alarmierte die Sirene, dass es in dem jüdischen Gotteshaus wieder brenne. Beim Eintreffen musste der Beamte erkennen, dass die Bundeslade angezündet wurde, diese aber zwischenzeitlich unter Mithilfe von jüdischen und christlichen Bürgern Altenstadts wieder gelöscht werden konnte. 

Nur sieben der jüdischen Einwohner Altenstadts schafften es, Deutschland zu verlassen

Wie auch andernorts führten die immer massiveren Einschränkungen und Schikanen der jüdischen Bevölkerung auch in Altenstadt zu erneuten intensiven Ausreisebemühungen. Allerdings konnten von den 32, dort im Jahr 1938 noch gemeldeten Juden in der Folge lediglich sieben Deutschland verlassen. 

Der Brunnen am Synagogenplatz in Altenstadt. Etwa dort, wo die Autos stehen, befand sich früher schon ein Brunnen. Rechts im Bild eine der Stelen, die den Umriss der einstigen Synagoge markieren. Hinten das Gebäude der früheren jüdischen Schule.
Foto: Zita Schmid (Archivbild)

Vier Jahre später begannen die gewaltsamen Deportationen, die in Altenstadt in mehreren Schüben durchgeführt wurden. Später sollte eine betagte Zeitzeugin zur Auskunft geben, man habe schon gewusst, dass sie (die Juden, Anmerkung des Autors) nach Theresienstadt kommen, bloß was das gewesen ist, das habe man nicht geahnt.

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