Startseite
Icon Pfeil nach unten
Illertissen
Icon Pfeil nach unten

Altenstadt: "Schmuckstück": Ein Meilenstein für die Alte Bleiche in Altenstadt

Altenstadt

"Schmuckstück": Ein Meilenstein für die Alte Bleiche in Altenstadt

    • |
    Das Projekt Alte Bleiche soll endlich angegangen werden in Altenstadt.
    Das Projekt Alte Bleiche soll endlich angegangen werden in Altenstadt. Foto: Armin Schmid (Archivbild)

    Es ist ein Haus mit einer großen Geschichte. Bis zur Deportation der letzten jüdischen Bürgerinnen und Bürger 1942 war Altenstadt eine der größten jüdischen Gemeinden in Schwaben. Was heute davon übrig bleibt, sind marode Gebäude und jahrzehntelange, hitzige Debatten, wie mit dem Erbe umgegangen werden soll. Seit 1990 wird im Marktrat diskutiert, was mit der Alten Bleiche geschehen soll. Nun haben die Rätinnen und Räte endlich eine erste Entscheidung gefällt.

    Über die Alte Bleiche diskutiert Altenstadt seit Jahrzehnten

    Im 18. und 19. Jahrhundert waren die Alte Bleiche und das Gebäude Memminger Straße 20 Zentrum jüdischen Lebens als ehemalige Garnsiederei, Wohnhaus und Café. Doch die 1747 erbaute Bleiche gilt seit vielen Jahren als Sorgenkind der Marktgemeinde. Durch fehlende Entscheidungen verkommt das Haus immer mehr. Und ein Abriss, wie 1996 beschlossen, ist aus Gründen des Denkmalschutzes nicht gewollt. Um zu sehen, was aus dem Gebäude gemacht werden kann, startete der Gemeinderat 2020 mehrere Untersuchungen. Die Ergebnisse waren erschreckend: Die Schieflage des Gebäudes entsteht durch den absinkenden Boden im Norden. Um den Prozess aufzuhalten, muss das Fundament mit Beton gefestigt werden. Damals sprach man von einer Million Euro allein für dieses Vorhaben.

    Ein weiteres Problem ist die Raumaufteilung. Da das historische Gebäude später als Wohnhaus mit mehreren kleinen Zimmern diente, wäre eine Nutzung als Bürgersaal so nicht möglich. Das hatten die Rätinnen und Räte aber im Sinn. Bei der Bekanntgabe der Ergebnisse 2021 sprach man darum von weiteren zweieinhalb Millionen Euro. Zusätzlich soll die Memminger Straße 20 saniert werden. Das sogenannte Erlanger-Haus wurde vermutlich um 1800 errichtet und 2015 von der Gemeinde bei einer Zwangsversteigerung für 142.000 Euro gekauft.

    Die Alte Bleiche war einst Zentrum jüdischen Lebens

    Bis 2009 beheimatete das Gebäude unter anderem ein jüdisches Café, ein Hutgeschäft und einen Feinkostladen. In Zukunft könnte dort das Jugendzentrum unterkommen und im Obergeschoss eine Notunterkunft entstehen. Sylvia Haines vom Architekturbüro Haines-Leger und Gunter Wild (Die Städtebau GmbH) stellten am Donnerstag dem Marktgemeinderat ihr Konzept für die Alte Bleiche und die angrenzenden Gebäude vor. Laut den aktuellen Plänen soll in der Bleiche ein Bürgersaal mit 140 Quadratmetern entstehen. Dafür werden Zwischenwände entfernt und die Eingangstüre sowie das Treppenhaus an die Nordseite verschoben. Die niedrige Deckenhöhe, laut der Architektin ein großes Problem, bleibt. Zwar werden durch die Absenkung des Bodens einige Zentimeter gewonnen, mit einer abfallenden Höhe von 2,8 bis 2,3 Metern sei das noch immer niedrig.

    In Absprache mit Denkmalschutzbehörden dürfen die Wände im Untergeschoss entfernt werden, solange sie im Obergeschoss bestehen bleiben. Das schiefe Bauwerk kann nicht korrigiert, aber standsicher gemacht werden. "Es ist ein wahres Schmuckstück im Ortskern, wenn es saniert ist", sagt Architekt Wild. Ein wahres

    Altenstadt muss für die Sanierung 4,26 Millionen zahlen

    Momentan könne sich die Gemeinde eine Förderung von bis zu 2.600.000 Euro sichern, so Wild. Ob die Mittel noch in einem Jahr zur Verfügung stehen, sei unklar. Darum drängt der Architekt auf eine baldige Entscheidung. "Über 2,4 Millionen Euro Finanzhilfe sind selten", sagt er. Der Marktgemeinde verbleibe ein Betrag von etwa 1,8 Millionen, um zwei Häuser zu sanieren und eines abzureißen. Dafür erhalte man wichtige, geschichtsträchtige Gebäude.

    Trotzdem habe Bürgermeister Wolfgang Höß ein ungutes Gefühl im Bauch, ob sich die Investition lohnt und das Gebäude entsprechend genutzt wird, denn auch die Förderung besteht aus Steuergeldern. "Gibt es einen Bremshebel, wenn der Preis unsere Möglichkeiten übersteigt?", fragt Höß. Laut Architekt Wild muss eine endgültige Entscheidung erst fallen, wenn ein Architekt beauftragt wurde und eine Rechnung für das Vorhaben vorlegt. Zu diesem Zeitpunkt kann das Projekt noch abgebrochen werden. Um zu diesem Punkt zu kommen, muss der Rat erst der Beschlussvorlage zustimmen. Diese legt bislang nur fest, dass im Rahmen des Vergabeverordnungs-Verfahrens ein Gesuch nach einem Betreuungsbüro ausgeschrieben wird. "Geben Sie sich einen Stoß", sagt Eberhard Aspacher zu seinen Kolleginnen und Kollegen. "Es ist eine große Herausforderung, aber wir sollten das tun."

    Die finanziellen Sorgen und die Angst, dass die Fördermittel nicht genehmigt werden, kann Architekt Wild vorerst nehmen. In seinen 30 Berufsjahren habe er nicht erlebt, dass ein rechtskräftiger Bewilligungsbescheid zurückgezogen wurde. Sobald die Fördergelder bewilligt sind, hat die Gemeinde drei Jahre zur Fertigstellung des Gebäudes, die gegebenenfalls verlängert werden können. Die Gelder werden dann in sinnvollen Schritten anteilig abgerufen, sodass die Gemeinde nicht erst alles selbst finanzieren muss. "Den ersten Schritt können wir bedenkenlos gehen", sagt Höß. Die Ausschreibung wird einstimmig beschlossen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden