15 Bewerbungen auf einen Bauplatz in Weißenhorn hat das Rathaus in nur zwei Tagen entgegengenommen. Diese hohe Nachfrage nach Bauland wertet Bürgermeister Wolfgang Fendt als klares Indiz dafür, dass die Stadt mehr Grundstücke für junge Familien zur Verfügung stellen muss. Doch die Vorstellungen von Stadtverwaltung und Stadträten darüber, wo ein weiteres Neubaugebiet in Weißenhorn erschlossen werden könnte, driften weit auseinander.
Ein zweites Mal hat der Bau- und Werksausschuss am Montagabend abgelehnt, ein Bebauungsplanverfahren für das Gebiet „Kapellenäcker II“ einzuleiten. Dabei handelt es sich um ein großes Grundstück im Osten der Stadt, zwischen der bestehenden Bebauung an der Pestalozzistraße und dem Waldfriedhof. Zum Wohnen wäre es eine tolle Lage, leicht erhöht über der Stadt, nahe der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle und den beliebten Spazierwegen im Wald.
Das "Sahnestück" soll nicht geopfert werden
Doch dieses „Sahnestück“ will eine Mehrheit des Gremiums nicht opfern. Bereits im März 2019 wurden die Pläne abgelehnt, denkbar knapp mit 8:7 Stimmen. In der jüngsten Sitzung fiel das Votum eindeutiger aus, obwohl der Bürgermeister nochmals an die Stadträte appellierte, den Bebauungsplan für 16 großzügige Grundstücke auf den Weg zu bringen. „Es warten viele Leute darauf, dass es endlich vorangeht“, sagte Fendt.
Mit dem Ziel, dort Bauland zu schaffen, hatte die Stadt das Grundstück 2017 gekauft, und zwar für 750000 Euro, wie im März 2019 aus der damaligen Sitzung zu erfahren war. Doch eine Bebauung des Areals war schon viele Jahre vorher im Gespräch gewesen. Franz Josef Niebling (CSU) erinnerte an einen Beschluss der Stadträte von 2008, demzufolge das Gebiet nicht bebaut werden sollte, weil das Gelände stark ansteigt und die Häuser auf der Erhöhung sehr dominant seien. 2017 habe sich eine Mehrheit für den Grundstückskauf ausgesprochen, auch wenn noch unklar war, wann das Gebiet bebaut wird, ergänzte Niebling.
Nach wie vor ist die CSU-Fraktion der Meinung, dass die Fläche frei bleiben sollte. Der Blick auf die Stadt vom Waldrand aus sei ein „Panoramabild“, dass man nicht mehr habe, wenn Häuser dort stehen, sagte Niebling. Dieses Sahnestück müsse man zum jetzigen Zeitpunkt nicht opfern, fügte er hinzu. Jürgen Bischof (Freie Wähler/WÜW) bekräftigte das. „Da würde eine Bebauung geschaffen werden, die Weißenhorn dominiert“, sagte er. Er wisse, dass Bauplätze gebraucht werden. Aber um diese zu schaffen, sollten andere Flächen bevorzugt werden, sagte Bischof.
Der SPD-Fraktionschef sieht keine Alternativen
Herbert Richter (SPD) kam zu einem anderen Schluss: Es sei leider inzwischen alles andere als einfach, Grundstücke zu erwerben, die anschließend als Wohngebiet ausgewiesen werden. In diesem Fall sei das der Stadtverwaltung gelungen. „Ich glaube, wir haben nicht die Alternativen, um zu sagen: Wir verzichten dort auf eine Bebauung“, argumentierte Richter. Selbst wenn das Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht werde, hieße das nicht, das nächstes Jahr gebaut werde, sagte er. „Wir wissen, wie lange solche Verfahren dauern können.“ So sprachen sich die beiden SPD-Vertreter im Gremium dafür aus, wie von der Verwaltung vorgeschlagen in das Verfahren einzusteigen.
Ulrich Hoffmann (ÖDP) hingegen blieb bei seinem Nein: Wie schon im März 2019 stimmte er gegen eine Bebauung des Areals. Darüber hinaus kritisierte er, dass die 16 vorgesehenen Baugrundstücke zu großzügig geplant seien. Das sei nicht mehr zeitgemäß, sagte Hoffmann. „Viele junge Leute würden sich mehr über Wohnungen als über Bauplätze freuen.“
Mit zehn zu fünf Stimmen sprach sich das Gremium schließlich dagegen aus, den Bebauungsplan „Kapellenäcker II“ aufzustellen.
Einen Artikel über den Beschuss im März 2019 lesen Sie hier: Baugebiet am Waldrand ist gestrichen
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