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Weißenhorn: So kommt das Wasser in Weißenhorn von den Brunnen in die Haushalte

Weißenhorn

So kommt das Wasser in Weißenhorn von den Brunnen in die Haushalte

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    Roland Tschamler ist Wasserwerksmeister beim Wasserwerk Weißenhorn. Er und seine drei Mitarbeiter überwachen unter anderem die Qualität des Trinkwassers für gut 4500 Haushalte.
    Roland Tschamler ist Wasserwerksmeister beim Wasserwerk Weißenhorn. Er und seine drei Mitarbeiter überwachen unter anderem die Qualität des Trinkwassers für gut 4500 Haushalte. Foto: Roland Furthmair

    Einfach den Wasserhahn öffnen und schon fließt es aus der Leitung. Die wenigsten Menschen machen sich bei dieser alltäglichen Handlung Gedanken darüber, welcher Aufwand betrieben wird, damit Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr frisches Trinkwasser haben. Im Rahmen unserer Sommerserie blicken wir deshalb hinter die Kulissen. Am Beispiel des städtischen Wasserwerks Weißenhorn erläutert Roland Tschamler den Weg des Wassers von den Brunnen bis in die Haushalte.

    Im Grunde funktioniere die Wasserversorgung in allen Kommunen in der Region ähnlich, sagt der Wasserwerksmeister. Unterschiede gebe es im Wesentlichen bei der Art der Aufbereitung. Maßgeblich dafür ist die Qualität des verwendeten Wassers. Das Wasserwerk Weißenhorn wird derzeit von zwei Flachbrunnen versorgt, die sich in einem umzäunten Waldstück westlich des Stadtteils Grafertshofen befinden. Hinzu kommt ein Tiefbrunnen neben dem Hochbehälter am Birkenweg in Weißenhorn. Das Herz der

    An normalen Tagen verzeichnet das Wasserwerk Weißenhorn einen Verbrauch von 1500 bis 2000 Kubikmeter

    Roland Tschamler öffnet zwei Stahltüren, um in die Halle zu gelangen. Riesige Behälter und ein Gewirr aus Rohren sind dort zu sehen, dazu erklingt das Brummen der Maschinen. "Wenn der Hochbehälter kein Wasser anfordert, dann stehen die Pumpen still", sagt der Wasserwerksmeister. 3000 Kubikmeter (m3) Trinkwasser fasst der Hochbehälter, deutlich mehr als die jeweils 1500 bis 2000 m3, die an normalen Tagen in Weißenhorn, Attenhofen, Bubenhausen, Emershofen, Grafertshofen und Hegelhofen verbraucht werden. "An heißen Tagen sind es manchmal auch bis zu 3000 m3", erzählt Tschamler. Doch in diesem Sommer bleibt der Bedarf überschaubar. Und der 58-Jährige versichert: "Wir haben so oder so genug Wasser."

    Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass Biberachzell, Ober- und Unterreichenbach sowie Asch von einem eigenen Brunnen mit Pumpwerk versorgt werden. Wallenhausen und Oberhausen gehören dem in Pfaffenhofen ansässigen Zweckverband Rauher-Berg-Gruppe an. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Weißenhorn beziehen ihr Wasser also über das Werk in Grafertshofen. Über eine Rohrleitung fließt das Wasser aus den Brunnen in das

    Nach dem Oxidator, einem großen, blauen Behälter, durchläuft das Wasser zwei noch größere blaue Behälter: Das sind Filteranlagen mit Quarzsandschichten mit verschiedenen Korngrößen, welche die Metalle Eisen und Mangan, die natürlicherweise im Brunnenwasser vorkommen, aussieben. Danach kommt das gereinigte Wasser in einen Durchlaufbehälter und noch in eine zweite UV-Anlage, bevor es ins Leitungsnetz gepumpt wird. Die zweite UV-Anlage wurde erst 2019 in der Ausgangsleitung montiert. Grund dafür war eine mehrfach festgestellte Belastung mit Keimen im Trinkwasser. Die hatte dazu geführt, dass das Wasser eine Zeit lang abgekocht werden musste. Wie sich herausgestellt hatte, ging die Keimbelastung von den Filterbehältern aus. Diese wurden deshalb saniert und mit neuem Quarzsand versehen.

    Die Steuerung im Wasserwerk funktioniert vollautomatisch

    Ein Teil des aufbereiteten Wassers gelangt vom Pumpwerk aus direkt zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern, der Rest wird in den Hochbehälter befördert, der sich am höchsten Punkt Weißenhorns befindet. Von dem großen Speicher aus fließt das Trinkwasser über Fallleitungen in den unteren Bereich von Weißenhorn sowie nach Hegelhofen und Attenhofen. Weitere Pumpen schaffen den notwendigen Druck, um den oberen Teil der Stadt sowie Bubenhausen und Emershofen zu versorgen.

    Die Steuerung funktioniert vollautomatisch, eingreifen müssen die vier Mitarbeiter des Wasserwerks nur, wenn eine Störung vorliegt. Die Leitzentrale befindet sich in einem anderen Gebäude in Grafertshofen, das die Aufschrift "Städt. Wasserwerk" trägt. Dort befinden sich auch die Werkstatt und das Lager des Betriebs. Tschamler und seine Kollegen überwachen nicht nur die Trinkwasser-Qualität, sie kümmern sich auch um die Instandhaltung des Netzes, reparieren beschädigte Leitungen, planen Erweiterungen, kümmern sich um Hausanschlüsse und wechseln die Wasserzähler.

    Am PC oder übers Tablet beim Bereitschaftsdienst von zu Hause aus können die Mitarbeiter die wichtigsten Parameter ablesen und reagieren, wenn das System ungewöhnliche Vorgänge meldet, wie zum Beispiel hohe Wasserverluste. Das komme zum Glück nicht allzu häufig vor, berichtet Tschamler, der seit zehn Jahren im Weißenhorner Wasserwerk tätig ist. Das Hauptnetz in Weißenhorn, das hauptsächlich aus Gussleitungen besteht, hat eine Länge von insgesamt 91 Kilometern. Die Hausanschlussleitungen sind dabei nicht eingerechnet.

    In einem Nebenraum des Pumpwerks in Grafertshofen steht ein alter Dieselmotor

    Die Rohre liegen teilweise schon seit Jahrzehnten im Erdreich. Auch die Technik im Wasserwerk hat sich schon über einen langen Zeitraum bewährt. Das Pumpwerk in Grafertshofen wurde 1965 gebaut. Das moderne Steuerungssystem ist seit 2012 flächendeckend in Betrieb - und läuft seitdem störungsfrei, wie Tschamler betont. Zwei Kammern des Hochbehälters am Birkenweg werden derzeit saniert. Bald soll auch ein neuer Brunnen ans Netz gehen, Tschamler hofft, dass die Behörden demnächst ihr Okay geben. Testweise wird aus dem neuen Brunnen auf einem eingezäunten Grundstück westlich der bestehenden Brunnen bereits Wasser gefördert, laufend werden Proben entnommen und analysiert.

    Immer einsatzbereit seit den 60er-Jahren ist eine Maschine, die Tschamler zum Abschluss des Besuchs im Pumpwerk zeigt: Ein alter Acht-Zylinder-Dieselmotor in einem Nebenraum dient als Notstromaggregat, falls einmal der Strom ausfallen sollte. "Die Wasserversorgung ist zu jeder Tages- und Nachtzeit sichergestellt", betont der Wasserwerksmeister. Außerdem gibt es Notverbünde mit der Rauher-Berg-Gruppe und dem Roggenburger Netz, damit das Wasser in Weißenhorn und seinen Ortsteilen immer fließen kann.

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