Wer ein altes Haus an der Bubenhauser Ortsdurchfahrt sanieren möchte, sieht sich mit Vorgaben konfrontiert, die praktisch kaum zu erfüllen sind. Grund dafür ist ein dort geltender Ensembleschutz. Diese Erfahrung hat zum Beispiel der Eigentümer des ehemaligen Gasthofs Hirsch gemacht: Er möchte das aus dem Film „Landrauschen“ bekannte Wirtshaus gerne abreißen und originalgetreu wieder aufbauen lassen, darf das aber nicht (wir berichteten). Durch den Wegfall des Ensembleschutzes für Häuser an der Babenhauser Straße sollen Eigentümer künftig mehr Spielraum erhalten. Doch völlig freie Hand wollen die Stadträte Bauwilligen nicht geben.
Eine längere Diskussion ging am Montagabend dieser Entscheidung voraus. „Der Denkmalschutz hängt bei uns hoch“, betonte Bürgermeister Wolfgang Fendt. Aber er sollte sich auf das beschränken, was möglich ist. Die Bürger würden sich freuen, wenn der Stadtrat den Weg frei machen würde für eine Aufhebung des Ensembleschutzes. Das bayerische Landesamt für Denkmalschutz wäre damit einverstanden, denn bis auf zwei Denkmäler ist aus Sicht der Behörde nicht mehr viel von einem schützenswerten Ensemble in Bubenhausen erhalten.
Fendt hatte die Ablehnung eines anderen Bauvorhabens zum Anlass genommen, persönlich zum Denkmalamt nach München zu fahren. Denn der Bauherr wäre sogar bereit gewesen, mit den Verantwortlichen einen denkmalkonformen Neubau zu entwickeln, der die Giebelfassade und die Formensprache des Ursprungsgebäudes aufnimmt.
Die CSU-Landtagsabgeordnete Beate Merk und Vertreter des Landratsamts Neu-Ulm begleiteten den Bürgermeister nach München. Die Mitarbeiter der Denkmalbehörde signalisierten, dass sie einer Aufhebung des Ensembleschutzes nicht im Weg stehen würden. Sie baten aber darum, über ein kommunales Denkmalkonzept nachzudenken, wie Fendt im Stadtrat berichtete. Ein solches Konzept, dessen Entwicklung das Landesamt begleiten und finanziell unterstützen würde, hält er aber für ungeeignet: „Der bürokratische Aufwand ist riesig.“
Der Bürgermeister ist extra nach München gefahren
Thomas Schulz (SPD) lobte den Rathauschef dafür, extra nach München gefahren zu sein, und sprach sich, ebenso wie Marcus Biberacher (CSU), für eine bürgerfreundliche Lösung aus. Ulrich Fliegel (Grüne) bemängelte, dass die Form der Gebäude für heutige und nachfolgende Generationen einfach nicht mehr zeitgemäß sei. Angesichts vieler Leerstände im Ort müsse man jungen Menschen die Möglichkeit bieten, die Immobilien leichter umgestalten zu können, ergänzte er.
Einige Stadträte waren jedoch anderer Meinung. Ulrich Hoffmann (ÖDP) sagte: „Von den Ortsdurchfahrten in Weißenhorn ist Bubenhausen die schönste.“ Er habe sich eine kreativere Lösung von der Münchner Behörde erhofft als nur den Vorschlag, den Ensembleschutz aufzulösen. Johannes Amann (WÜW) erinnerte daran, dass Bubenhausen eine ehemalige Webersiedlung aus der Herrschaftszeit der Fugger sei. „Fast 200 Jahre haben wir es geschafft, die Häuser so zu modernisieren, dass das Gesamtbild erhalten bleibt“, sagte er. Solche gewachsenen Strukturen dürfe man nicht aufhebeln. Und es gebe sehr wohl Möglichkeiten, die alten Gebäude toll und passend umzubauen. So schlussfolgerte Amann: „Wenn man den Ensembleschutz aufhebt, dann gehört eine Gestaltungssatzung her.“
Mit einem Antrag zur Geschäftsordnung schlug Amann vor, dass die Verwaltung beauftragt wird, ein kommunales Denkmalkonzept einzuleiten. Auf dessen Basis könne die Kommune eine Gestaltungssatzung entwickeln. Mit 16 zu sieben Stimmen sprach sich der Stadtrat dafür aus – sehr zum Bedauern des Bürgermeisters. Sein Kommentar: „Jetzt dauert es für die Bubenhauser halt ein paar Jahre länger.“
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