Er teilt ihre Position zwar nicht, aber er lobt sie trotzdem für ihr Engagement. Ausdrücklich bedankt hat sich Weißenhorns Bürgermeister Wolfgang Fendt bei einem Treffen mit zwei Weißenhorner, die insgesamt 597 Unterschriften für eine Nichtbebauung des Gebiets „Kapellenäcker II“ im Osten Weißenhorns gesammelt haben. Ihre Online-Petition sei ein wunderbares Beispiel, wie Demokratie funktionieren kann, sagt Fendt. In einer Demokratie müsse es unterschiedliche Auffassungen geben. Wichtig sei, dass man vernünftig miteinander redet.
Zahlenmäßig haben Christian Butzmann und Florian Kull weitaus mehr Unterstützer erreicht als Manuel Korn aus Weißenhorn, der im Sommer, wie berichtet, eine Liste mit 112 Unterschriften an den Rathauschef übergeben hatte. Er forderte die Einleitung eines Planverfahrens für das Gebiet am Waldrand, nachdem sich der Bauausschuss schon zweimal dagegen ausgesprochen hatte. Der Wunsch nach mehr Baugrund auch für junge Familien in Weißenhorn sei nachvollziehbar, sagt Butzmann. „Aber warum muss es genau dieser Platz sein?
Wolfgang Fendt hat nach wie vor eine andere Meinung
Butzmann und sein Mitstreiter sind der Meinung, dass gerade freie Flächen wie diese zur Attraktivität der Fuggerstadt beitragen. „Wir sind dafür, diese freie Fläche zu erhalten“, sagt Florian Kull und lobt den „wunderbaren Blick ins Rothtal“, der sich von dort oben bietet. „So einen Blick hat man nicht an vielen Stellen.“ Ein Naherholungsgebiet mit Grillplatz können sich die beiden auf dem weitläufigen Grundstück gut vorstellen. Es solle grün bleiben und nicht zugepflastert werden, sagt Butzmann. „Einfach ein Puffer zwischen Stadt und Natur“, ergänzt Kull.
Einen fortschreitenden Flächenverbrauch sieht der Bürgermeister auch kritisch. Er verweist im Gespräch mit den Petenten allerdings auch auf die steigenden Baupreise und einen riesigen Bedarf an Bauflächen. Als die Stadtverwaltung neulich einen Bauplatz in Weißenhorn veräußern konnte, gab es Fendt zufolge 96 Bewerbungen dafür. „Die Leute suchen, aber keiner gibt einen Platz her.“ Auf dem Grundstück nahe der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle könnten nach bisheriger Planung 16 Bauplätze entstehen.
An der Meinung des Rathauschefs, dass die Stadt das Grundstück eigens erworben hatte, um dort Bauland zu schaffen, ändert auch die jüngste Petition nichts. Fendt geht aber davon aus, dass sich auch bei einer dritten Abstimmung im Bauausschuss eine Mehrheit gegen die Bebauung aussprechen würde. Die jetzige Diskussion hätte man besser schon geführt, bevor das Grundstück gekauft wurde, sagt er.
Steuergeldverschwendung? Der Bund der Steuerzahler Bayern verlangt eine Stellungnahme
An diesem Punkt setzt Manuel Korn an, der die erste Online-Petition gestartet hatte und weiter für seine Forderung kämpft. Aus seiner Sicht ist es ein skandalöser Fall von Steuergeldverschwendung, wenn die Stadt das Gebiet nun brachliegen lässt, obwohl sie es einst für viel Geld zum Zweck der Bebauung gekauft hatte. Korn hat den Bund der Steuerzahler über die Angelegenheit informiert. Die Vizepräsidentin des bayerischen Landesverbands, Maria Ritch, hat Wolfgang Fendt angeschrieben und fordert nun eine Stellungnahme von ihm.
Ritch will unter anderem wissen, ob es tatsächlich zutreffend ist, dass die Stadt das Gebiet für rund 750.000 Euro erworben hat und ob tatsächlich Bestrebungen im Gange sind, die Fläche in eine Grünfläche umzuwandeln. Fendt sagt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die Vorwürfe nicht ganz von der Hand zu weisen seien. Näher dazu äußern möchte er sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht. „Ich werde das Schreiben eingehend prüfen und danach mit dem Stadtrat sprechen“, sagt er. Den vom Steuerzahlerbund aufgegriffenen Kaufpreis hatte ein Mitglied des Stadtrats bei einer Diskussion in öffentlicher Sitzung im März 2019 genannt. Die CSU-Fraktion und FDP-Stadtrat Andreas Ritter sind jedenfalls der Ansicht, dass die Grünfläche am Waldrand bei den Kapellenäckern viel zu schade sei, um für eine Wohnbebauung geopfert zu werden. Sie fordern in einem jüngst eingereichten Antrag die Vorstellung und Priorisierung des Bebauungsplanverfahrens Diepold-Schwarz-Straße. In diesem Gebiet in zentraler Lage könnten ungefähr 100 Wohnungen für Familien geschaffen werden, teilt die CSU mit.
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