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Weißenhorn: Diese Altstadt liefert viele Geschichten: Ein Rundgang durch Weißenhorn

Weißenhorn

Diese Altstadt liefert viele Geschichten: Ein Rundgang durch Weißenhorn

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    Weißenhorn zeichnet sich durch sein malerisches Stadtbild aus. Über die historischen Gebäude und einige andere Objekte gibt es viel zu erzählen.
    Weißenhorn zeichnet sich durch sein malerisches Stadtbild aus. Über die historischen Gebäude und einige andere Objekte gibt es viel zu erzählen. Foto: Dagmar Hub

    Ein Spaziergang in Weißenhorn führt an romantischen Ecken vorbei: Öffentliche und private Gebäude im spätmittelalterlichen Stadtbild sind wunderschön renoviert, das Oval der Kernstadt innerhalb der Stadtmauer vollständig erkennbar. Aber wer kennt all die Geschichten, die hinter dem Bekannten stecken? Der Stadtführer Paul Silberbaur hat eine Menge Hintergründe zum poetischen Stadtbild gesammelt. Und an einer Stelle hat die Geschichte eines Gebäudes sogar mit seiner eigenen Familie zu tun.

    Unser Rundgang beginnt am Oberen Tor in Weißenhorn. Warum das Sträßchen, das sich in nördlicher Richtung erstreckt, "An der Mauer" heißt, erschließt sich von selbst: Das Sträßchen führt direkt an der Bebauung der Innenseite der Stadtmauer entlang. Drei Hifthörner, nach rechts gerichtet, auf rotem Grund prangen auf einem Wappen über der Tür des alten Waaghauses Weißenhorns, es ist das Wappen der Stadt.

    Das Waaghäuschen selbst, 1534 als Barchent-Schauhaus an die Stadtmauer angebaut und heute Heimatmuseum, erzählt von der Zeit der selbstbewussten Kaufmanns- und Bankiersfamilie Fugger, der der Habsburger-Kaiser Maximilian I. Weißenhorn 1507 als Pfand verliehen hatte, kurz nachdem er selbst in den Besitz der Stadt gekommen war. Maximilian brauchte Geld. Die Fugger legten sich gleich mit Ulm an, das für seinen Barchentstoff berühmt war, und wollten die Produktion des Gewebes auch in ihrem Weißenhorn schwunghaft etablieren. Nach etwa hundert Jahren gaben sie die Zwistigkeiten mit der freien Reichsstadt Ulm aber auf und lenkten ein. Weißenhorn wurde eher für seine vielen Brauereien bekannt als für seinen Barchent.

    Schön sanierte Gebäude wie dieses Fachwerkhaus machen das Weißenhorner Stadtbild so attraktiv.
    Schön sanierte Gebäude wie dieses Fachwerkhaus machen das Weißenhorner Stadtbild so attraktiv. Foto: Dagmar Hub

    An der Abzweigung zur Mariengasse steht eines jener spätmittelalterlichen Fachwerkhäuser, die - von privaten Besitzern saniert - das Stadtbild so attraktiv machen. Wir biegen links in die Konrad-Huber-Straße ein, wo der letzte Schöpfbrunnen Weißenhorns steht. Die Fugger etablierten ein System von Röhrenbrunnen, was die Versorgung mit Frischwasser in der Stadt erheblich verbesserte.

    Schnatternde Gänse wurden durch das Untere Tor in Weißenhorn gelockt

    An der Kreuzung der Straße machen wir einen Abstecher zum Unteren Tor, das der Volksmund den "Giggeler" nennt - wahrscheinlich deshalb, weil man von dort aus das Federvieh gegen Abend zurücklockte, das tagsüber auf der Gänsewiese vor der Stadt war. Die Bahnhofstraße, die vom Unteren Tor in westliche Richtung abbiegt, präsentiert ein ganz anderes Weißenhorn, das der Gründerzeit und des Historismus. In jener Zeit entstanden an dieser Stelle außerhalb des mittelalterlichen Mauerrings repräsentative Villen, die die Aufbruchstimmung der Jahrhundertwende widerspiegeln.

    Der Diebsturm ist auch unter dem Namen Prügelturm bekannt. Ein Vorfahre von Stadtführer Paul Silberbaur saß dort ein.
    Der Diebsturm ist auch unter dem Namen Prügelturm bekannt. Ein Vorfahre von Stadtführer Paul Silberbaur saß dort ein. Foto: Dagmar Hub

    Am Prügelturm, dem nordwestlichen Eckpfeiler der Stadtbefestigung, geht es in das Oval der alten Kernstadt zurück. In diesem am Ende des 15. Jahrhunderts errichteten Turm saß 1759 einer seiner Vorfahren ein, berichtet Paul Silberbaur: Michael Silberbaur hatte am Gründonnerstagabend jenes Jahres in einer Gastwirtschaft dem süffigen Weißenhorner Bier gut zugesprochen und sollte bei der Karfreitagsprozession das Vortragkreuz tragen. Doch so richtig geradeaus zu gehen fiel ihm doch zu schwer, sodass sein Anblick dem Anlass nicht würdig zu nennen war. Das brachte ihm eine Haftstrafe im Turm ein.

    Beim Stadttheater ist eines der ältesten Wohnhäuser Weißenhorns zu finden

    Der "Wettbach" ist ein Straßenverlauf am westlichen Ende des Stadtkerns, der tiefer liegt als die zentrale Hauptstraße und der östliche Teil der Stadt. Feucht war es dort wohl im Mittelalter und die alten Häuser sind vielfach kleiner - aber ebenso hübsch renoviert wie in anderen Gassen. Dort, wo das Historische Stadttheater, der frühere Zehentstadel, rechts am Wettbach liegt, steht links in der Heilig-Geist-Straße ein Doppelhaus mit den Hausnummern 8 und 10. Hausnummer 8 dürfte eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser der Stadt sein, daneben harrt ein ähnlich altes Haus seiner Renovierung.

    Das Haus mit der Adresse Heilig-Geist-Straße 8 dürfte eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser in Weißenhorn sein.
    Das Haus mit der Adresse Heilig-Geist-Straße 8 dürfte eines der ältesten erhaltenen Wohnhäuser in Weißenhorn sein. Foto: Dagmar Hub

    Der Weg führt am ehemaligen Benefiziatenhaus mit seiner reich bemalten Rokoko-Fassade vorbei. Dann geht es rechts zur Jugendstil-Stadthalle. Einst stand an dieser Stelle das öffentliche Wannenbad. Wenn wir am Stadtgraben der Westlichen Promenade entlanggehen, führt eine Fußgängerbrücke vor dem Fuggerschloss wieder in den Stadtkern hinter der einstigen Stadtmauer zurück. Dort prangt auf einem alten Häuschen die Aufschrift "Glaserei Kilian Gaus", doch befand sich in jenem Gebäude dereinst die Badstube, wo geschröpft und zur Ader gelassen wurde. Am Fuggerschloss endet der Rundgang: Den "Weißen Bau" hatte Jakob Fugger für Kaiser Maximilian I., den letzten Ritter, errichten lassen. Heute sitzt im Schloss die Stadtverwaltung - und auf dem Schloss jedes Jahr ein Storchenpaar.

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