Trotz Corona muss der kommunalpolitische Betrieb weitergehen. Erstmals seit Inkrafttreten der Ausgangbeschränkungen hat am Montagabend der Weißenhorner Bau- und Werksausschuss getagt. Und das unter strenger Einhaltung der Abstandsregeln. Zudem gab es Hygienevorkehrungen wie Desinfektionsmittel am Eingang sowie Mikrofone, die mit Tüchern abgedeckt waren.
Weil der Sitzungssaal im Rathaus nicht groß genug ist, um genügend Abstand zwischen den Sitzungsteilnehmern zu ermöglichen, fand die Sitzung in der Fuggerhalle statt. „Einen größeren Raum haben wir nicht gefunden“, sagte Bürgermeister Wolfgang Fendt scherzhaft zur Begrüßung. Etwa 20 Zuhörer waren gekommen. Sie saßen auf Stühlen, die ebenfalls mit großem Abstand zueinander aufgestellt waren.
Alle Weißenhorner Haltestellen auszustatten würde 260.000 Euro kosten
Auch, wenn in der momentanen Situation weitaus weniger Menschen als üblich öffentliche Verkehrsmittel benutzen, hat sich das Gremium mit einem Nahverkehrsthema befasst. Anlass ist eine Abfrage des Landkreises. So plant die Donau-Iller-Nahverkehrsverbund-GmbH (Ding) einen Rahmenvertrag zur Beschaffung von digitalen Anzeigetafeln. Damit soll insbesondere im ländlichen Raum die Fahrgastinformation mit Echtzeitdaten verbessert werden. Die Displays sollen die Fahrgäste auch an Bushaltestellen informieren, wann die nächste Linie kommt.
Für mittelstark frequentierte Haltestellen sind kleinere Anzeigetafeln vorgesehen, die zwischen 1500 und 4500 Euro kosten. Stark frequentierte Umsteigepunkte könnten mit ungefähr 6000 Euro teuren Monitoren ausgestattet werden. Die Daten werden per Mobilfunk übertragen und von Ding zur Verfügung gestellt. In Weißenhorn kommt die teurere Variante wohl nur für den Busbahnhof infrage, bei allen anderen Haltestellen reicht die günstigere Ausführung. Wenn alle Haltestellen in Weißenhorn und den Ortsteilen mit Displays ausgestattet werden, würde das etwa 260000 Euro kosten.
Michael Schrodi (CSU) begrüßte das Vorhaben grundsätzlich, betonte aber, dass den meisten Fahrgästen, darunter vielen Schülern, wohl ein Dach über dem Kopf lieber wäre als eine Anzeigetafel, wenn sie bei Regen auf den Bus warten. Wartehäuschen seien wichtig, stimmte der Bürgermeister zu. Fendt gab aber zu bedenken, dass man in Folge der Corona-Krise wohl in nächster Zeit darüber sprechen müsse, welche Vorhaben überhaupt noch verwirklicht werden können. Er habe den Kämmerer gebeten, demnächst Zahlen zu präsentieren, wie sich die Krise auf die städtischen Finanzen auswirkt, sagte Fendt.
Stadtrat Fliegel warnt vor einem "Schuss in den Ofen"
Herbert Richter (SPD) erinnerte an die Verpflichtung für Kommunen, Bushaltestellen barrierefrei zu gestalten. Was die Anzeigetafeln angeht, sieht er keine Notwendigkeit, alle Haltestellen damit auszurüsten. Generell gelte aber: Wenn mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen sollen, dann müsse man diesen attraktiver machen, sagte Richter. Dem stimmte Bernhard Jüstel (WÜW) zu. Er sprach sich dafür aus, eine Priorisierung vorzunehmen, welche Haltestellen im Stadtgebiet digitale Anzeigetafeln brauchen und welche nicht.
Ulrich Fliegel (Grüne) kritisierte das Programm als Versuch des Verkehrsverbunds, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Um den ÖPNV attraktiver zu machen, müsse man die Fahrpreise reduzieren und Busse einsetzen, in die auch Rollstuhlfahrer problemlos einsteigen können. Andernfalls sei die Installation der Anzeigetafeln ein Schuss in den Ofen, warnte Fliegel.
Trotz der kritischen Anmerkungen sprach sich der Ausschuss einstimmig dafür aus, dass die Stadt ihr Interesse beim Landkreis am Programm bekundet. Bis die dynamischen Fahrgastinformationen an Haltestellen verfügbar sind, wird es aber noch etwas dauern: Die Beschaffung der Anzeiger auf Grundlage des Rahmenvertrags ist für die Jahre 2021 bis 2023 vorgesehen.
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