Die Botschaft ist in der Babenhauser Straße in Bubenhausen nicht zu übersehen: "Danke dem Stadtrat" steht auf großen Plakaten, die an zwei alten Häusern an der Ortsdurchfahrt hängen. Augenscheinlich sind die beiden Gebäude reif für den Abriss. Die Eigentümer würden sie auch gerne abreißen lassen und durch Neubauten ersetzen. Doch das dürfen sie nicht. Mit einer Unterschriftenaktion und einer Petition an den Bayerischen Landtag machen die Bubenhauser auf das Dilemma aufmerksam.
Michael Zeller ist einer der Betroffenen. Er hat die Unterlagen nach München geschickt. Um die 50 Unterschriften hat er gesammelt, praktisch jeder Anwohner der Babenhauser Straße habe seinen Namen auf die Liste geschrieben, erzählt er. "Wir, die Anwohner der Babenhauser Straße in Bubenhausen, möchten eine Petition gegen den Ensembleschutz und das kommunale Denkmalkonzept (KDK) starten", ist in dem Schreiben an den Landtag zu lesen. Zeller betont: "Auch wir sind dafür, dass Bubenhausen besonders bleiben muss. Aber man hat noch keinen Anwohner gefragt. Wir wollen wissen, was wir dürfen."
Keinen Sinn, altes Gebäude zu sanieren, sagt Bewohner aus Bubenhausen
Mit ihrer Protestaktion wollen die Bubenhauser Bürger erreichen, dass es endlich Erleichterungen für Bauvorhaben gibt. Wegen des bestehenden Ensembleschutzes an der Babenhauser Straße gelten die Gebäude als erhaltenswert. Sie dürfen daher nicht einfach abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, sondern müssen nach Vorgaben des Denkmalschutzes saniert werden. Eigentlich möchte einer von Zellers Söhnen ein 120 Jahre altes Wohnhaus mit angebautem Stall abreißen lassen. Ein aktuelles Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Bausubstanz sehr schlecht ist. Aus Sicht von Zeller ergibt es keinen Sinn, das Gebäude zu restaurieren. Besser und für die Familie auch finanzierbar sei ein Neubau im Stile der alten Bebauung, was an anderer Stelle an der Babenhauser Straße ja auch möglich gewesen sei, sagt Zeller.
Auch Peter Bolkart möchte seit Jahren ein Gebäude abreißen und neu bauen. Doch auch sein Haus gilt als erhaltenswert, obwohl die Bausubstanz offensichtlich die besten Jahre hinter sich hat. Er ärgert sich wie Zeller darüber, dass der Weißenhorner Stadtrat eigentlich eine Entscheidung in ihrem Sinne getroffen hatte, nämlich dahingehend, dass der Ensembleschutz aufgehoben wird. Anlass waren Äußerungen des Bayerischen Landesamts für Denkmalschutz, wonach bis auf zwei Denkmäler nicht mehr viel von einem schützenswerten Ensemble in Bubenhausen erhalten sei. Später hieß es dann, dass das Ortsbild von Bubenhausen bewahrt werden sollte. Bei einer Gegenstimme sprach sich der Stadtrat deshalb im November für die Erstellung eines kommunalen Denkmalkonzepts, kurz KDK, aus.
Das Denkmalkonzept soll einerseits auflisten, welche Gebäude in dem Ensemble tatsächlich erhaltenswert sind und welche abgerissen werden können. Anderseits soll es Bauherren genaue Vorgaben machen, wie Neubauten entlang der Babenhauser Straße aussehen sollen. Derzeit lässt die Stadt Weißenhorn das KDK ausarbeiten. Unklar ist, wann es fertig wird. Zeller und Bolkart bezweifeln, dass ihnen dieses Verfahren wirklich hilft - wenn es denn mal ausgearbeitet sein sollte. Auch die Aussicht auf mögliche finanzielle Unterstützung kann die beiden nicht besänftigen. "Ich will keinen Zuschuss, ich will das Haus abreißen", betont Zeller. "Für die Weißenhorner Altstadt mag das KDK ja passen, aber für Bubenhausen nicht."
Jahrelang würden sie schon von den Behörden vertröstet, beklagen Bolkart und Zeller. Die Unsicherheit bei den Bürgern sei groß, immer mehr junge Leute würden aus Bubenhausen vertrieben, weil sie im Ort nicht bauen dürfen. Aus Frust über die Situation und als Hinweis auf die Petition haben die beiden Landwirte die Plakate aufgehängt. Bürgermeister Wolfgang Fendt und der ortsansässige Stadtrat Andreas Ritter (FDP) können zwar verstehen, dass die Bürger verärgert sind. Die Protestaktion und die Vorwürfe an die Kommunalpolitiker halten Fendt und Ritter aber nicht für gerechtfertigt.
Protest sei kontraproduktiv, sagt ein Stadtrat aus Bubenhausen
Der Stadtrat habe mit dem KDK die richtige Entscheidung getroffen, sagt Fendt. Das Konzept sei sinnvoll, weil es Klarheit für die Eigentümer schaffe. Ohne das KDK sei jede Baumaßnahme eine Vabanquespiel, betont Fendt: "Es kann nicht sein, dass man einen Architekten beauftragt für viel Geld und nachher heißt es: Das geht nicht." Die Ausarbeitung des Konzepts ist Fendt zufolge schon weit vorangeschritten, eine Prognose, wann es fertig wird, kann er aber noch nicht abgeben. Eigentlich sei so ein Konzept ja geprägt davon, dass man mit den Leuten spreche. Aber eine Bürgerversammlung oder Ähnliches sei derzeit eben nicht möglich, fügt Fendt hinzu.
Stadtrat Andreas Ritter hat selbst mit Bolkart und Zeller gesprochen. Ihre Protestaktion sei kontraproduktiv, sagt er. Der aktuelle Stadtrat könne überhaupt nichts dafür, dass der Ensembleschutz aufgestellt wurde. Und das KDK sei positiv zu bewerten, da es die Möglichkeit schaffe, nicht erhaltenswerte Häuser abzureißen und durch neue zu ersetzen. Das Grundproblem aus Sicht von Ritter ist, dass die Bürger bislang zu wenige Informationen erhalten haben. "Es muss mehr aufgeklärt werden in Bubenhausen, damit die Leute wissen, was das KDK ist und was es bedeutet."
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