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Weißenhorn-Biberachzell: Altlasten bremsen großes Ausgleichsprojekt im Osterbachtal aus

Weißenhorn-Biberachzell

Altlasten bremsen großes Ausgleichsprojekt im Osterbachtal aus

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    Die Stadt Weißenhorn möchte eine  Ausgleichsmaßnahme im Osterbachtal umsetzen. Der Planungsbereich liegt westlich und südwestlich von Unteregg, das hier im Hintergrund zu sehen ist.
    Die Stadt Weißenhorn möchte eine Ausgleichsmaßnahme im Osterbachtal umsetzen. Der Planungsbereich liegt westlich und südwestlich von Unteregg, das hier im Hintergrund zu sehen ist. Foto: Alexander Kaya

    Eine großräumige Lösung statt mehrere kleine Einzelprojekte: Diese Idee steckt hinter dem Konzept für eine naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme am Osterbach. So soll in einem Gebiet auf den Gemarkungen Biberachzell und Schießen entlang des Osterbachs ein großräumiges Verbundsystem von feuchten Offenlandflächen geschaffen werden. Im Zuge dessen soll an der Stelle auch der begradigte Osterbach naturnah umgestaltet werden. Soweit die Theorie. Doch in der Praxis hat das Projekt nun einen Dämpfer bekommen.

    Die Stadt Weißenhorn sieht das Vorhaben als Ausgleich für Eingriffe in die Natur an anderer Stelle, wie zum Beispiel die Erschließung von neuen Baugebieten. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass das Bodenmaterial, das für die Umgestaltung verwendet werden soll, teilweise mit giftigen Stoffen belastet ist. Um zu verhindern, dass die Stadt mit der Ausgleichsmaßnahme ein hohes wirtschaftliches Risiko eingeht, wird die Angelegenheit näher untersucht.

    Bürgermeister Wolfgang Fendt verwies jüngst im Stadtrat auf eine umfangreiche Analyse, in der unter anderem von stark erhöhten Arsen- und Cyanid-Gehalten die Rede ist. Ein Fachbüro hat die giftigen Substanzen in Bodenmaterial gefunden, das auf seine Eignung für die Ausgleichsmaßnahme hin untersucht worden war. Zur Erklärung: Für die Umsetzung des Konzepts, das vom Landratsamt Neu-Ulm im September 2020 genehmigt wurde, sind diverse Erdarbeiten notwendig. Infolge dieser Arbeiten, so heißt es in der Beschlussvorlage, fällt eine große Menge Bodenmaterial an, das im Planungsbereich zur Teilverfüllung des Altbaches sowie zur Geländemodellierung herangezogen werden soll. Die vorgesehenen Flächen befinden sich westlich und südwestlich von Unteregg.

    Die Belastung sei weitgehend natürlichen Ursprungs, sagt der Weißenhorner Bürgermeister

    Es stelle sich wohl so dar, dass die Belastung weitgehend natürlichen Ursprungs sei, sagte Fendt. Den Boden dürfe man dann so belassen, aber man dürfe ihn nicht ausbaggern und an anderer Stelle wieder verfüllen. Eine Beseitigung der Schadstoffe, so heißt es in der Beschlussvorlage, sei mit hohen Kosten verbunden. Der Bürgermeister schlug den Stadträten deshalb vor, mit den Fachbehörden das weitere Vorgehen zu besprechen, bevor mit der Ausgleichsmaßnahme begonnen wird.

    Stadtrat Ulrich Fliegel (Grüne) bezeichnete das Ergebnis der Untersuchungen als "sehr ernüchternd". Er sei begeistert gewesen, dass Weißenhorn so eine Ausgleichsmaßnahme angeht und plant, sagte Fliegel. Aus seiner Sicht wäre es schade, wenn das Projekt wegen der Altlasten nicht realisiert werden könnte. Er bezweifelt aber, dass die Schadstoffe natürlichen Ursprungs sind. "Der Bereich wurde intensiv landwirtschaftlich genutzt", sagte Fliegel.

    Auch Jürgen Bischof (Freie Wähler/WÜW) gab zu bedenken, dass die Konzentration auf einen Bereich eher nicht auf eine natürliche Ursache der Belastung hindeute. "Sonst wäre das gleichmäßig verteilt", sagte Bischof. Er wollte vom Bürgermeister unter anderem wissen, ob Regressforderungen möglich sind und ob es Fördermittel oder Zuschüsse für die Sanierung der Altlasten gibt. Schadenersatzansprüche könne die Stadt wahrscheinlich nicht geltend machen, antwortete Fendt. Selbst wenn die Schadstoffe durch die Ausbringung von Klärschlamm ins Erdreich gelangt sein sollten: Diese Form der Düngung sei in dem Gebiet legal gewesen, sagte der Rathauschef. Allerdings gebe es momentan keine Grundlage dafür zu behaupten, dass Landwirte für die Schadstoffe verantwortlich seien, betonte er.

    Die Stadtverwaltung spricht mit Fachleuten vom Landratsamt Neu-Ulm

    Franz Josef Niebling (CSU) hielt es jedenfalls für den richtigen Weg, die weitere Umsetzung des Vorhabens zurückzustellen und zunächst das Gespräch mit den Fachbehörden zu suchen. Er hoffe, dass nicht noch mehr Altlasten auftauchen, sagte Niebling. Die Verwaltung sollte aus seiner Sicht zuerst überprüfen, ob eine Umsetzung überhaupt noch sinnvoll sei. "Sonst lassen wir das Gebiet lieber so, wie es ist", sagte Niebling.

    Auf einstimmigen Beschluss des Stadtrats hat die Stadtverwaltung inzwischen mit dem Landratsamt Neu-Ulm Kontakt aufgenommen und um einen Gesprächstermin mit den Experten gebeten. Auf Nachfrage unserer Redaktion sagte Fendt am Dienstag, dass es eine ordentliche Lösung geben könnte. Und er gab eine Einschätzung des im Auftrag der Stadt tätigen Planers wider: "Die Behörden handhaben das wohl so, dass es nicht so teuer wird." Geklärt werde dann auch, ob es Zuschüsse für die Sanierung der Altlasten gibt. Fendt sind diesbezüglich aber keine Förderprogramme bekannt.

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