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Weißenhorn / Augsburg: Wie ein Weißenhorner vom Mechaniker zum Priester wurde

Weißenhorn / Augsburg

Wie ein Weißenhorner vom Mechaniker zum Priester wurde

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    Seit knapp zwei Jahren ist Ludwig Bolkart als Pastoralpraktikant in der Pfarrei St. Lorenz in Kempten tätig.
    Seit knapp zwei Jahren ist Ludwig Bolkart als Pastoralpraktikant in der Pfarrei St. Lorenz in Kempten tätig. Foto: Sabine Verspohl-Nitsche

    Erst feiern die Gläubigen in Augsburg, eine Woche später auch in seiner Heimatstadt Weißenhorn. Zusammen mit drei anderen Diakonen wird Ludwig Bolkart am Sonntag, 28. Juni, von Bischof Bertram Meier im Dom in Augsburg zum Priester geweiht. Wegen der Corona-Auflagen fällt der Pontifikalgottesdienst etwas schlanker aus als gewöhnlich: nur geladene Gäste, kein Kirchenchor, keine Blechbläser. Bolkart bedauert die Einschränkungen, aber er kann unter diesen Umständen damit leben. „Ich bin nicht ins Priesterseminar gegangenen, um eine Primiz mit Glanz und Gloria zu erleben“, sagt er.

    Gleichwohl ist die Messe ein Ereignis, auf das der 30-Jährige schon fast sein ganzes Leben hingearbeitet hat. Bereits in jungen Jahren wirkte er in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Weißenhorn am Gemeindeleben mit. Doch den Weg zu einem kirchlichen Beruf schlug der Realschulabsolvent erst nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker ein. „Das Lernen war nicht meine große Stärke“, räumt Bolkart ein.

    Ein Praktikum in der Palliativstation zeigte ihm, wo er gebraucht wird

    Am Kolleg St. Matthias in Wolfratshausen holte er das Abitur nach, anschließend studierte er katholische Theologie in Augsburg und Mailand. Prägend für seine Tätigkeit als Geistlicher war ein Praktikum, das er im Sommer 2014 in der Palliativstation der Stiftungsklinik Weißenhorn absolvierte. Die Begegnung mit den schwerkranken Menschen habe ihm ganz schön zugesetzt, erzählt er offen. Eigentlich wollte er nie mehr an die Station zurückkehren. Doch bei einer zentralen Abschiedsfeier für die Verstorbenen, die er drei Monate später besuchte, bekam er für seine Tätigkeit als Seelsorger positive Rückmeldungen von Angehörigen. „Ich habe erfahren, dass ich als Geistlicher gebraucht werde“, sagt Bolkart. „Ich habe gesehen, dass es für mich einen Sinn ergibt, diesen Weg zu gehen.“

    Der angehende Priester wiederum kann selbst am besten den Kopf freibekommen, wenn er sich aufs Rennrad setzt. Gleich nach dem Abi brach er in Wolfratshausen allein zu einer beeindruckenden Tour auf: eine Wallfahrt über die Alpen und bis nach Rom. Die 1100 Kilometer in die italienische Hauptstadt legte er in nur einer Woche zurück, im Schnitt strampelte er 150 Kilometer pro Tag. Seine Erfahrung daraus: „Wenn man weiß, wohin man kommen möchte, dann kann man viel auf sich nehmen.“

    Es zieht in immer wieder zurück in die Heimat

    Auch wenn Ludwig Bolkart seit einiger Zeit woanders tätig ist: In Weißenhorn schaut er noch immer einmal die Woche vorbei. „Mein Freundeskreis daheim hat sich gehalten, den möchte ich auch pflegen“, erzählt er. „An einem Tisch sitzen und Bier trinken ist für mich wichtiger als das Handy“, sagt er.

    Seit September 2018 ist Bolkart als Pastoralpraktikant in der Pfarrei St. Lorenz in Kempten tätig. Dort hat er Schulklassen unterrichtet, Kinder getauft, Hochzeitspaare vermählt, Beerdigungen abgehalten. „Es waren sehr erfüllende zwei Jahre“, sagt er. Seine Zeit in Kempten geht zu Ende. Im September zieht er weiter nach Kaufbeuren, wo er seine erste Kaplanstelle antritt.

    Zuvor wird allerdings auch in Weißenhorn seine Priesterweihe gefeiert. Auf einen offiziellen Empfang des Primizianten in seiner Heimatpfarrei am Donnerstag, 2. Juli, folgt am Samstag, 4. Juli, ein Primiz-Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Coronabedingt können allerdings nur geladene Gäste mit personalisierter Platzkarte daran teilnehmen. Für die interessierte Bevölkerung finden an dem Wochenende jedoch noch drei weitere Dankgottesdienste mit dem Neupriester in der Weißenhorner Stadtpfarrkirche statt: am Samstag, 4. Juli, um 18.30 Uhr sowie am Sonntag, 5. Juli, um 10 Uhr und um 18.30 Uhr. Wer daran teilnehmen möchte, kann sich über das Pfarrbüro anmelden.

    Mit Ludwig Bolkart wird auch Michael Sommer die Priesterweihe empfangen. Sommer stammt ebenfalls aus der Region: Michael Sommer wird zum Priester geweiht

    Die Priesterweihe im Augsburger Dom am Sonntag, 28. Juni, 14.30 Uhr, wird im Livestream im Internet auf katholisch1.tv und auf bistum-augsburg.de übertragen.

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